Deutsche Redaktion

Russland soll Journalisten baltischer Staaten angeworben haben

30.11.2020 11:51
Ein hochrangiger Offizier des russischen Geheimdienstes soll über 10 Jahre lang ein Netzwerk von Journalisten in Litauen, Lettland und Estland geleitet haben.
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Laut russischen Medien soll der ehemalige Journalist der Zeitungen "Iviestia" und "Komsomolskaja Prawda" Jewgenij Umierienkow seit 2006 ein journalistisches Netzwerk in Estland, Lettland und Litauen unter der Leitung einer der Verwaltungsabteilungen des Präsidenten von Russland geleitet haben. Wie Untersuchungen des "Dossier"-Zentrums herausgefunden haben, soll Umierienkow ein Oberst des russischen Geheimdienstes sein, informierte der Fernsehsender "Doschd". Die Beziehungen zwischen Umierienkow und der russichen Staatsverwaltung sollen aus den Arbeitsdokumenten des 2005 eingerichteten Sekretariats des Geheimdienstgenerals Wladimir Tschernow, der die Abteilung für interregionale und kulturelle Beziehungen im Ausland leitet, bekannt geworden sein.

Eine Quelle aus der Zeitung "Komsomolskaja Prawda" soll auch anonym informiert haben, dass Umierienkow nach seinem Studium an der Fakultät für Journalismus der Staatlichen Universität Leningrad an der KGB-Nachrichtendienst-Akademie des Roten Banners studiert und mehrere internationale Journalisten in der Redaktion betreut haben soll. Als Umierienkow ins Ausland geschickt wurde, soll er nach Angaben bereits den Rang eines Oberst gehalten haben.

Die journalistische Untersuchung hat auch enthüllt, dass Umierienkow in den baltischen Staaten ein Netzwerk von Einflussagenten geschaffen und peinliches Material über die Politiker dieser Staaten gesammelt hat. Beispielsweise soll er 2015 eine verleumderische Medienkampagne koordiniert haben, die darauf abzielte, die damalige Präsidentin Litauens, Dalia Grybauskaitė, zu diskreditieren. Sie wurde verleumdet, dass sie in ihrer Jugend angeblich vom KGB rekrutiert worden sei und dann zu einer Kontaktperson zwischen der CIA und dem FSB wurde.

Laut den Arbeitsdokumenten von General Tschernow hat Galina Sapoznikowa, Kolumnistin der "Komsomolskaja Prawda", die im "Baltischen Departement" gearbeitet hat, im Jahr 2013 eine Liste sog. "vielversprechenden Personen" erstellt. Es ging um Politiker und Journalisten, die Informationen sammeln und Propagandamaterial veröffentlichen sollten. In Estland standen 19 Personen auf dieser Liste, in Lettland - 9 und in Litauen - 7.

Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes in Litauen sollen 2015 auch darauf hingewiesen haben, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Litauen in den Exekutivausschuss der UNESCO gewählt wird, hoch sei, was für Russland eine sehr schlechte Nachricht sei, "weil die Litauer in der UNESCO eine groß angelegte Aktion bezüglich der Krim begonnen haben".

jagiellonia.org/ps