"Er wird den Einsatz erhöhen, er wird versuchen, den Westen und die Ukrainer einzuschüchtern. Er handelt aus Verzweiflung. Das ist klar", sagte Kosyrew, der nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion der erste Außenminister Russlands war und dieses Amt bis 1996 innehatte. Er fügte hinzu, dass es Putin wahrscheinlich zunächst gelingen wird, die Initiative zu ergreifen, da die NATO seiner Ansicht nach zu vorsichtig handelt. Dennoch glaubt Kosyrew, dass es in diesem Krieg "kein anderes Szenario gibt als eine Niederlage Russlands".
Der Ex-Spitzendiplomat vertrat auch die Ansicht, dass Putin eher durch einen Palastputsch gestürzt als zu einem Kurswechsel überredet werden könnte. Auf die Frage, ob es in der russischen Regierung jemanden gebe, der Putin schlechte Nachrichten überbringe und ihn zu einer Korrektur seiner Politik bewegen könnte, antwortete Kosyrew, dies sei "weniger möglich, als ihn zu stürzen (...). Sie haben Angst, dem Chef die Wahrheit zu sagen, aber eines Tages könnte jemand mit einer Waffe kommen und sie entweder ins Grab oder in den Ruhestand schicken. So wie es in der Sowjetunion geschehen ist. (...) Das ist die Tradition".
Kosyrew sagte auch, dass die Sanktionen gegen Russland, die ein wirksames Druckmittel darstellen, nicht nur so lange aufrechterhalten werden sollten, bis das Land den Krieg in der Ukraine einstellt, sondern bis es zu einem Land wird, das sich normal verhält.
PAP/ps