Deutsche Redaktion

Vor 33 Jahren endeten die Gespräche am Runden Tisch

05.04.2022 09:00
Die Verhandlungen dauerten neun Wochen und mündeten in die ersten - zumindest halbfreien- Wahlen im Ostblock.
Der Runde Tisch hat einen Durchmesser von 9 Metern. 57 Personen knnen bei der Tafel Platz nehmen.
Der 'Runde Tisch' hat einen Durchmesser von 9 Metern. 57 Personen können bei der Tafel Platz nehmen.PAP/Jan Bogacz

Am 5. April 1989 sind in Polen die Gespräche des sogenannten Runden Tisches zu einem Abschluss gekommen. Die Vertreter der regierenden kommunistischen Partei und der Gewerkschaft Solidarność einigten sich auf ein Dokument, das einen wichtigen Beitrag zum Systemwechsel in Polen sowie Mittel- Osteuropa leistete.

Die Verhandlungen dauerten neun Wochen und mündeten in die ersten - zumindest halbfreien- Wahlen im Ostblock. "Ich habe keine Zweifel, der Runde Tisch war notwendig", betonte in einem Interview Staatspräsident Andrzej Duda. Wenn man die heutige Realität und das Polen von damals miteinander vergleiche, so der Staatspräsident, habe wohl niemand Zweifel, dass sich Polen in diesen dreißig Jahren enorm verändert habe.

Die Gegner des runden Tisches sagen: Man musste ihn nicht organisieren. Es wäre besser gewesen, abzuwarten, bis die Kommunisten noch schwächer werden und erst dann Systemänderungen einzuführen. Denn so haben de facto die Kommunisten die Bedingungen für diese Änderungen diktiert. Daher haben sie auch Staatsvermögen an sich gerissen und daher haben wir in Polen auch den Postkommunismus, also eine Vielzahl von Pathologien, mit denen wir bis heute kämpfen müssen.

Geht es nach dem Staatspräsidenten, ist die Bilanz der Gespräche daher nicht eindeutig positiv, liegt aber generell im grünen Bereich. So wäre etwa auch die Berliner Mauer nicht gefallen, wären da nicht die Verhandlungen am Runden Tisch gewesen, betonte Duda.

Infolge der Gespräche ist es zu den ersten teilweise freien Wahlen in den Sejm gekommen, bei denen die Opposition die Garantie von 35 Prozent der Mandate erhalten hatte und zu freien Wahlen in den Senat. Die Seiten einigten sich zudem auf eine Legalisierung der Solidarność-Gewerkschaft, die Einführung von politischem Pluralismus, der Meinungsfreiheit und unabhängiger Gerichte.

PAP/IAR/jc

Runder Tisch mit Kanten

05.04.2022 09:00
1989 besiegelten Verhandlungen zwischen der Solidarność-Opposition und den Machthabern das friedliche Ende des Kommunismus.