Deutsche Redaktion

Zweiter Weltkrieg: gestohlene Kinder erhalten Entschädigung

11.07.2022 09:16
77 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs erkennt Baden-Württemberg aus Osteuropa geraubte Kinder als Opfer des Nazi-Regimes an. Ihre Zahl wird auf 200.000 geschätzt. 
Die deutschen Streitkrfte griffen am 1. September 1939 Polen an.
Die deutschen Streitkräfte griffen am 1. September 1939 Polen an.Walter Frentz/Wikimedia Commons

Aus Polen und anderen von Nazi-Deutschland besetzten Gebieten verschleppte und anschließend germanisierte Kinder, sollen vom Land Baden-Württemberg entschädigt werden, teilt der SWR mit. Die Petition wurde vom Freiburger Verein „Geraubte Kinder – Vergessene Opfer“ eingereicht. Den gestohlenen Kindern sollen nicht nur eine Entschädigung für den Entzug aus ihrer natürlichen Umgebung und die brutale Behandlung in Lebensborn-Zentren zustehen, sondern auch für die durch den jahrelangen Kampf um die eigene Identität entstandenen moralischen Schäden.

Seit über zehn Jahren kämpft der Verein aus Freiburg auf Bundes- und Landesebene für die Entschädigung der im Zweiten Weltkrieg verschleppten Kinder und deren Anerkennung als Opfer des NS-Regimes, schrieb die Rzeczpospolita. Der Petitionsausschuss des baden-württembergischen Landtags in Stuttgart hat letztendlich dem Antrag zugestimmt. Alle Fraktionen seien dafür gewesen, bestätigte Thomas Marwein, Vorsitzender des Petitionsausschusses. Auf Bundesebene habe das Finanzministerium Anträge auf Entschädigung bisher abgelehnt.

Anfang der 1940er Jahre haben die Deutschen Hunderttausende Kinder aus den besetzten Ostgebieten deportiert. Ausgewählt wurden diejenigen, die die „arische Rasse“ am besten repräsentierten – blauäugige und blonde Kinder, erinnerte die Rzeczpospolita. Ziel war es, die „arische Rasse“ zu stärken und den Befehlen des SS-Chefs Heinrich Himmler zu folgen. Die Idee war, die Kinder zwangsweise zum Deutschlernen zu zwingen und sie in deutschen Familien unterzubringen. Mit der Germanisierung der gestohlenen Kinder befassten sich Lebensborn-Zentren. Die Zahl der Opfer wird auf 200.000 geschätzt.


rp.pl/ps