Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Willy Brandt habe deutsche Kriegsverbrecher vor der Bestrafung ihrer Gewalttaten gegen Polen und andere geschützt, erklärt der in Deutschland lebende Historiker Prof. Bogdan Musiał in einem Interview mit dem rechten Wochenblatt DoRzeczy. Nach dem Krieg hätten Deutsche ihr Bestes getan, um sie nicht zu verfolgen. Die Bestrafung von einigen 95 jährigen Verbrechern am Ende ihres Lebens würde nichts ändern, so Musiał. Niemand habe eine Abrechnung gewollt. Dem Historiker zufolge seien deutsche Morde an ethnischen Polen während des Krieges im heutigen Deutschland noch immer rechtskräftig. Darunter Verbrechen, die beispielsweise in Auschwitz begangen wurden. Dies sei ein großer Skandal, betont Prof. Musiał. In diesem Fall würden die nächsten Generationen die Verantwortung dafür tragen.
Der Historiker weise deshalb seit vielen Jahren darauf hin, dass Polen ein Recht auf Reparationen von Deutschland für den Zweiten Weltkrieg habe und diese beantragen sollte. Polen habe nie auf Reparationen verzichtet. Es gebe allerdings Personen, die sich auf eine alte Erklärung der polnischen Regierung berufen. Diese Erklärung habe aber keine Rechtskraft, überzeugt Musiał. Dazu fehle ein abschließendes Protokoll. Selbst die kommunistischen Regierungen Polens hätten es nicht unterzeichnet.
Der Medienrummel um das Problem der Kriegsentschädigung deute darauf hin, dass das Thema für Berlin ernst sei. Dem Historiker zufolge sei die Debatte über Reparationen für deutsche Verbrechen im Gange. Hierbei gehe es nicht nur um Polen. Im Fall Namibias, wo die Verbrechen 50 Jahre zuvor stattgefunden haben, sei das Problem auch noch nicht gelöst. Bis heute zahle Deutschland auch Kriegsentschädigungen an betroffene deutsche Homosexuelle aus. Vor kurzem seien auch Familien israelischer Sportler, die 1972 während der Olympischen Spiele in München von palästinensischen Terroristen ermordet wurden, erst 50 Jahre später für dieses Verbrechen entschädigt worden.
Deutschland hätte sich mit Israel auch über Reparationen geeinigt. Was mehr, die Deutschen sollen dem Historiker zufolge Israel statt Polen in den 1950er Jahren für polnische Bürger jüdischer Herkunft, die sie ermordet haben, gezahlt haben. Dies sei "ein purer Rassismus gegen die Polen, der in den Jahren 1939-45 seinen Höhepunkt erreicht hat", erklärt Prof. Bogdan Musiał.
dorzeczy/ps