Gezielte Verlangsamung durch Roskomnadzor
Laut Meduza hat der Föderale Dienst für die Überwachung im Bereich der Kommunikation, Informationstechnologie und Massenkommunikation, bekannt als Roskomnadzor, die Verlangsamung von YouTube in Russland veranlasst. Die Datenübertragungsrate wurde für den privaten Internetgebrauch auf 128 Kilobit pro Sekunde gedrosselt, was es Nutzern nur noch ermöglicht, Videos in niedriger Auflösung anzusehen. Diese Maßnahme soll seit Anfang August gelten und wurde an die Internetanbieter des Landes weitergegeben.
Einschränkungen führen zu Unmut, aber nicht zu Verzicht
Trotz dieser drastischen Maßnahmen ist der Verkehr auf YouTube in Russland noch nicht vollständig zum Erliegen gekommen. Viele Nutzer berichten über erhebliche Schwierigkeiten, jedoch nicht über einen völligen Verzicht auf die Plattform. Meduza führte eine Umfrage unter ihren Lesern durch, um herauszufinden, wie sie mit den Einschränkungen umgehen. Einige Nutzer fanden Wege, die Blockaden zu umgehen, während andere auf Probleme selbst bei der Nutzung von Smartphones hinwiesen.
Hintergrund der Maßnahmen: Zensurverdacht
Bereits im Juli berichtete Meduza, dass die russischen Behörden technische Probleme bei Google für die Verlangsamung verantwortlich machten. Doch Quellen des Portals legen nahe, dass diese Begründung vorgeschoben ist. Vielmehr sei es eine gezielte Aktion der Regierung, die Kontrolle über den Zugang zu westlichen Plattformen wie YouTube zu verschärfen. Rostelecom, ein führender Telekommunikationsanbieter, hatte damals vor „Problemen mit Google-Hardware“ gewarnt, doch Insider vermuten, dass diese Aussage lediglich dazu diente, den wahren Grund zu verschleiern.
Der Übergang zu russischen Plattformen
Mit der zunehmenden Möglichkeit, dass YouTube pro-kremlische Desinformation blockieren könnte, versuchen russische Behörden, Influencer, staatliche Stellen und große Medienunternehmen auf einheimische Plattformen wie Rutube und VKontakte zu verlagern. Berichten zufolge werden auch neue Plattformen vorbereitet, doch Experten sind sich einig: Das, was Moskau derzeit anbieten kann, ist weitaus schlechter als YouTube. Der Aufbau einer vergleichbaren Plattform könnte laut Meduza mindestens fünf Jahre in Anspruch nehmen.
Technische Kontrolle durch Roskomnadzor
Die Verlangsamung des YouTube-Zugangs in Russland wird technisch durch spezialisierte TSPU-Ausrüstung ermöglicht, die in den Netzwerken der Telekommunikationsbetreiber installiert und von Roskomnadzor überwacht wird. Diese Systeme, die als „technische Mittel zur Gefahrenabwehr“ bezeichnet werden, ermöglichen es den Behörden, gezielt auf den Datenverkehr im Land Einfluss zu nehmen.
Google als Sündenbock
Die russischen Behörden haben Google für die Verlangsamung verantwortlich gemacht und behaupten, dass das Unternehmen seit der Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 seine Hardware in Russland nicht modernisiert habe. Beobachter sehen in diesen Aussagen jedoch einen Versuch, von den eigenen Zensurmaßnahmen abzulenken und die Verantwortung auf externe Akteure abzuwälzen.
polskieradio/meduza/jc