„Anne Carson verbindet in ihrem Werk persönliche Erfahrung mit einem vielstimmigen Dialog mit der Vergangenheit. Ihre Poesie ist zugleich philosophisch, emotional direkt und voller feinem Humor“, sagte Jurymitglied Krystyna Dąbrowska. „Das schützt sie vor Banalität.“
Carson ist Professorin für Klassische Philologie und gilt als eine der bedeutendsten Autorinnen der Gegenwart. Ihre Werke, die stark von der antiken Kultur geprägt sind, gelten als innovativ und zugleich tief in der literarischen Tradition verwurzelt. Damit steht sie dem Werk Zbigniew Herberts, etwa dem Gedicht Warum die Klassiker oder dem Essayband Labyrinth am Meer, besonders nahe.
„Sie nutzt den Dialog mit der Vergangenheit als schöpferisches Material“, betonte die Stiftung. Diese Verbindung von Einfachheit, Gelehrsamkeit und Originalität sei ein Markenzeichen ihrer Dichtung.
Zu ihren auf Polnisch erschienenen Werken zählen unter anderem Decreation, Autobiografia czerwonego, Piękno męża und Słodko-gorzki eros. Übersetzerinnen und Übersetzer wie Renata Lis, Olga Kubińska und Maciej Topolski machten ihre Texte dem polnischen Publikum zugänglich.
Der mit 50.000 US-Dollar dotierte Zbigniew-Herbert-Preis wird seit 2013 vergeben und gilt als eine der wichtigsten internationalen Auszeichnungen für Lyrik. Frühere Preisträger waren unter anderem W.S. Merwin, Charles Simic, Durs Grünbein und Marianna Kijanowska.
Die diesjährige Jury bestand aus Krystyna Dąbrowska (Polen), Edward Hirsch (USA), Michael Krüger (Deutschland), Mercedes Monmany (Spanien) und Aleš Šteger (Slowenien).
PAP/jc