Deutsche Redaktion

Umstrittene Tafeln am Gedenkort Jedwabne aufgestellt

09.07.2025 21:34
Am Vorabend der offiziellen Gedenkveranstaltung zum 84. Jahrestag des Massakers an der jüdischen Bevölkerung von Jedwabne sind in unmittelbarer Nähe des Denkmals umstrittene Informationstafeln aufgestellt worden. Die Tafeln stellen die polnische Täterschaft an dem Verbrechen vom 10. Juli 1941 infrage und schreiben die Verantwortung einer deutschen Einheit unter dem Kommando von Hermann Schaper zu.
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Bild:PAP/ZDZISLAW LENKIEWICZ

Die Schilder wurden auf sieben großen Findlingen etwa 50 Meter vom offiziellen Denkmal entfernt angebracht. In der Mitte befindet sich ein größerer Stein mit Bohrlöchern, der laut Beobachtern auf die geplante Anbringung einer weiteren Tafel hinweist. Die Aktion wurde offenbar ohne Genehmigung oder vorherige Absprache mit Behörden oder dem Institut für Nationales Gedenken (IPN) durchgeführt.

Auf den Tafeln wird unter anderem behauptet, die jüdische Bevölkerung habe positiv auf die Teilungen Polens reagiert. Außerdem werden Zitate von Emanuel Ringelblum und Adam Czerniaków angeführt. Wer die Initiative organisiert hat, ist bislang unklar.

Auf einer der Tafeln steht: „Beweise und Zeugenaussagen widerlegen die Behauptungen über eine polnische Täterschaft am Mord an den Juden in Jedwabne am 10. Juli 1941. In Wirklichkeit wurde dieses Verbrechen von einer deutschen Pacifizierungseinheit unter dem Kommando von Hermann Schaper begangen.“

Bereits im vergangenen Jahr hatten Gruppen, die die polnische Verantwortung für das Massaker leugnen, eine Bühne auf einem Nachbargrundstück aufgebaut. Auch in diesem Jahr wurde dort wieder eine Bühne errichtet, auf der Vorträge geplant sind.

Der örtliche Aktivist Kamil Mrozowicz, der sich für die Erinnerung an die jüdischen Opfer von Jedwabne einsetzt, bezeichnete die Installationen als skandalös. „Das ist ein internationaler Skandal. An einem Ort des Gedenkens stellt man Tafeln auf, die Verschwörungstheorien verbreiten. Das entwürdigt die Opfer“, sagte er.

Das Massaker von Jedwabne gilt als eines der schwersten Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg. Historische Untersuchungen, unter anderem des IPN, belegen, dass polnische Einwohner an der Ermordung von mehreren Hundert Jüdinnen und Juden beteiligt waren.


mylomza.pl/jc