Außenminister Radosław Sikorski reagierte skeptisch auf die Forderung. „Wenn Präsident Karol Nawrocki das schafft, bekommt er meine Stimme. Schließlich kann man die Polen nicht hinters Licht führen, oder?“, schrieb Sikorski auf der Plattform X. Er erinnerte daran, dass in der diplomatischen Note an Berlin nicht einmal das Wort Reparationen gestanden habe.
„Die Regierung ist der Meinung, dass Polen moralisch eine Entschädigung für die deutschen Verbrechen zusteht. Rechtlich gesehen ist die Sache jedoch leider aussichtslos“, erklärte Sikorski. Zugleich betonte er: „Wir werden die Initiativen des Präsidenten unterstützen.“
Nawrocki bat in seiner Rede die polnische Regierung um Rückhalt bei den internationalen Bemühungen. „Ich glaube, dass der Premierminister und die Regierung die Stimme des Präsidenten stärken werden, damit wir gemeinsam mit unseren westlichen Nachbarn eine sichere Zukunft aufbauen können“, sagte er.
Polen bringt das Thema Entschädigungen regelmäßig in Gesprächen mit Deutschland zur Sprache. Bei den ersten polnisch-deutschen Regierungskonsultationen seit 2018 Anfang Juli 2024 war Unterstützung für noch lebende Opfer des Zweiten Weltkriegs in Aussicht gestellt worden. Details blieben bislang jedoch offen.
Die PiS-Regierung hatte am 3. Oktober 2022 eine diplomatische Note an Berlin übergeben, in der sie Reparationen in Höhe von 6,22 Billionen Złoty (rund 1,35 Billionen Euro) forderte. Die Bundesregierung wies diese Forderung zurück und erklärte die Reparationsfrage als abgeschlossen.
IAR/jc