Deutsche Redaktion

Kreml stimmt Merkel in Kritik an Polen und baltischen Staaten zu

08.10.2025 07:36
Der Kreml hat die jüngsten Äußerungen der früheren deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Haltung Polens und der baltischen Staaten zu Russland begrüßt. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte am Dienstag in Moskau, man könne „glauben, dass Frau Merkel in dieser Frage recht hat“.
Kremlin spokesman Dmitry Peskov.
Kremlin spokesman Dmitry Peskov.Photo: EPA/MAXIM SHEMETOV/POOL

Peskow bezog sich auf ein Interview Merkels mit dem ungarischen Internetkanal Partizan. Darin hatte die frühere Kanzlerin erklärt, Polen und die baltischen Staaten hätten sich 2021 gegen ein neues gemeinsames Gesprächsformat der Europäischen Union mit Russland ausgesprochen. „Brüssel ist Geisel einer aggressiven Politik, die die baltischen Staaten und Polen gegenüber Russland in vielen Fragen der Außenpolitik betreiben“, sagte Peskow. „Das sieht man mit bloßem Auge“, fügte er hinzu.

Merkel hatte in dem Interview betont, die Corona-Pandemie habe „die Weltpolitik verändert“ und man könne nicht sagen, ob „Wladimir Putin die Ukraine angegriffen hätte, wenn es die Pandemie nicht gegeben hätte“. Das Minsker Abkommen von 2015, das den Konflikt in der Ostukraine eindämmen sollte, sei zwar „nicht perfekt“ gewesen und Russland habe es „nie wirklich eingehalten“, habe aber „eine gewisse Beruhigung“ gebracht. Dadurch habe die Ukraine zwischen 2015 und 2021 „Kräfte sammeln und sich besser verteidigen“ können, sagte Merkel.

Die ehemalige CDU-Vorsitzende erklärte weiter, sie habe im Juni 2021 den Eindruck gewonnen, dass Putin „das Minsker Abkommen nicht mehr ernst nahm“. Gemeinsam mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron habe sie daher ein neues Dialogformat vorgeschlagen, um „direkt als Europäische Union mit Putin zu sprechen“. Dieses Vorhaben sei jedoch am Widerstand vor allem Polens und der baltischen Staaten gescheitert, die befürchteten, dass es keine gemeinsame EU-Politik gegenüber Moskau gebe.

Merkels Äußerungen lösten in Polen und im Baltikum Empörung aus. Zahlreiche Medien und Kommentatoren warfen der früheren Kanzlerin vor, indirekt Polen und die baltischen Staaten für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine mitverantwortlich zu machen.

Der frühere polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki schrieb auf der Plattform X, Merkel habe „mit ihrem gedankenlosen Interview bewiesen, dass sie zu den für Europa schädlichsten deutschen Politikern des letzten Jahrhunderts gehört“. Die Ministerin für Fonds und Regionalpolitik, Katarzyna Pełczyńska-Nałęcz (Polska 2050), erklärte, Merkels Worte spielten „der russischen Propaganda in die Hände“. „Die Schuld für den Krieg jemandem zuzuschieben, weil er sich nicht rechtzeitig mit Russland an einen Tisch gesetzt und tief genug verbeugt hat, ist absurd. Es wäre noch schlimmer gekommen“, sagte sie.

Onet/PAP/jc