Deutsche Redaktion

Russland droht harte Winterzeit – Krieg belastet den Staatshaushalt massiv

18.10.2025 15:50
Russland steuert nach Einschätzung unabhängiger Beobachter auf einen besonders schwierigen Winter zu. Grund ist die zunehmende Belastung des Staatshaushalts durch den Krieg in der Ukraine sowie die Folgen ukrainischer Drohnenangriffe auf die Infrastruktur. Bereits jetzt zeigen sich in vielen Regionen gravierende Mängel in der Energie- und Wasserversorgung.
Der Krieg in der Ukraine frisst inzwischen ber 40 Prozent des russischen Staatshaushalts. Die Folge: marode Wasserleitungen, kalte Heizungen und Stromausflle in vielen Regionen.
Der Krieg in der Ukraine frisst inzwischen über 40 Prozent des russischen Staatshaushalts. Die Folge: marode Wasserleitungen, kalte Heizungen und Stromausfälle in vielen Regionen.Daniel Tadevosyan/Shutterstock

Nach Angaben des russischen Finanzministeriums fließen im Jahr 2025 mehr als 40 Prozent der föderalen Ausgaben in die Verteidigung. „Wenn Gasversorgung und Abwasserentsorgung zu Opfern des Krieges werden, kann man kaum noch von einer regionalen Entwicklung sprechen“, zitierte die oppositionelle „Nowaja Gazieta Europe“ bereits im Februar.

Besonders stark betroffen ist die kommunale Infrastruktur. In der Region Tula sprach Gouverneur Alexej Djumín von einem „kritischen Zustand“ der Wasserversorgung. „Die Rohre stammen oft noch aus sowjetischer Zeit. Für Reparaturen fehlt uns das Geld“, sagte er dem Portal Tula.mk.ru. Auch in Pskow klagen Anwohner über marode Leitungen und fehlende Investitionen. „Die Rohre haben sie gebaut, aber keine Kläranlage. Alles fließt in den Fluss, und dann wundern sie sich, dass das Wasser stinkt“, zitierte das Portal Dvizhenie.ru einen Einwohner.

In Nowosibirsk kam es zuletzt zu großflächigen Stromausfällen, wodurch tausende Wohnungen zeitweise ohne Heizung und warmes Wasser blieben. Lokale Medien berichteten, Energieversorger erklärten dies mit Netzüberlastungen und fehlendem Personal – viele Fachkräfte seien inzwischen zur Armee eingezogen oder arbeiteten in der Rüstungsindustrie.

Hinzu kommen ukrainische Drohnenangriffe, die immer häufiger Leitungen und Netze im Süden Russlands treffen. In den Regionen Belgorod und Kursk müssen Haushalte nach Angaben der Behörden teils tagelang auf Strom und Gas verzichten. Lokale Medien warnen vor einer „sich verschärfenden Infrastrukturkatastrophe“.

Ein Bericht der staatlichen Regionalstation GTRK Pskow schilderte, dass in einigen Wohnblocks trotz offiziellem Beginn der Heizsaison eine Woche lang kalte Heizkörper blieben. Bewohner berichteten, sie hätten ihre Wohnungen mit Elektroheizern notdürftig erwärmt und Kinder hätten in Jacken und Mützen schlafen müssen.

Auch im Gebiet Belgorod führten Stromausfälle nach Medienberichten dazu, dass Abwässer auf die Straßen liefen und selbst Krankenhäuser betroffen waren.

Während die staatliche Propaganda weiterhin ein Bild von Stärke und technologischer Überlegenheit zeichnet, zeigt sich im Alltag vieler Russinnen und Russen ein anderes Bild. „Um die Schwäche der Infrastruktur zu erkennen, muss man nur in die Randbezirke von Moskau oder Petersburg fahren“, heißt es in einem Kommentar. Besonders auf dem Land sei wenig nötig gewesen, um die Versorgung fast vollständig lahmzulegen.

Dennoch sei die Bevölkerung Entbehrungen gewohnt, schreiben Beobachter. Die staatlichen Medien versicherten den Menschen, sie müssten die Strapazen ertragen, „damit Russland wieder groß werde – auch wenn es weiter nur Plumpsklos im Hof und schmutziges Wasser im Hahn gibt“.


wp/jc