Die Stadtverordneten hatten im September die Absicht beschlossen, die beiden Einrichtungen zu einer einzigen Institution für zeitgenössische Kunst zusammenzuführen. Stadtpräsidentin Aleksandra Dulkiewicz erklärte, die Fusion solle eine „stärkere, programmatisch handlungsfähige Kultureinrichtung“ schaffen. Die Stadt versicherte auf ihrer Website, keine Einrichtung werde geschlossen; vielmehr solle eine gemeinsame Struktur unterschiedliche künstlerische Ansätze bündeln.
Sorge um Grass-Galerie
Scharfe Kritik kommt von Mitarbeitenden beider Häuser, die in einem offenen Brief mangelnde Konsultation und Intransparenz anprangern. Auch der Günter-Grass-Verein warnte vor weitreichenden Folgen: Mit der Fusion würde die Gdańska Galeria Güntera Grassa, aus dem Stadtbild verschwinden.
Vereinspräsidentin Miłosława Borzyszkowska-Szewczyk sagte der Nachrichtenagentur PAP, dies sei bereits das zweite Grass-Projekt, das binnen zwei Jahren aufgegeben werde. 2023 sei der Betrieb des „Dom Chodowieckiego i Grassa“ eingestellt worden. Die Maßnahmen wirkten wie eine „Auslöschung des Namens des Nobelpreisträgers“ aus der institutionellen Kulturlandschaft der Stadt.
Die Bank von Oskar und Günter Grass am Wybicki-Platz in Danzig. fot. infogdansk.pl
Stadt weist Vorwürfe zurück
Stadtsprecherin Marta Formella betonte, Grass bleibe ein zentraler Bestandteil der kulturellen Identität Danzigs. Die Fusion habe „keinen Bezug zu Günter Grass“, sondern betreffe ausschließlich die Struktur der Kunstinstitutionen. Die Präsenz des Autors werde ausgebaut – insbesondere im Hinblick auf seinen 100. Geburtstag im Jahr 2027. Grass bleibe in der Stadt sichtbar, etwa durch ein ihm gewidmetes Tramfahrzeug, eine Bank und die ständige literarische Bezugnahme.
Formella verwies auf den neu ausgegliederten „Dom Literatury“, der das literarische Erbe der Stadt pflegt. In der geplanten Dauerausstellung für literarisches Danzig solle Grass eine wichtige Rolle spielen; zudem sei eine eigene Ausgabe der Literarischen Karte Danzigs zu Grass geplant.
Wann die Fusion vollzogen wird und wie die endgültige Struktur der neuen Institution aussieht, ist noch offen.
PAP/jc