DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Deutsche Experten beeindruckt vom Höhenflug der Warschauer Börse
Deutsche Medien blicken derzeit mit großer Aufmerksamkeit nach Warschau – jedoch weniger aus politischem Interesse, sondern wegen der Entwicklungen an der Börse. Der polnische Aktienmarkt gilt 2025 als die größte Überraschung unter den europäischen Börsenplätzen und hat sowohl Frankfurt und Paris als auch die Wall Street hinter sich gelassen. Fachleute verweisen auf eine robuste Wirtschaft, politische Stabilität sowie außergewöhnlich attraktive Aktienbewertungen als zentrale Faktoren dieses Erfolgs, schreibt das Blatt Dziennik/Gazeta Prawna.
Der Leitindex WIG20 legte innerhalb eines Jahres um 34 Prozent zu und übertraf damit den deutschen DAX, der um 21 Prozent stieg. Trotz der dynamischen Kursgewinne gelten polnische Aktien weiterhin als besonders günstig. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei rund 10 – weniger als die Hälfte des globalen Durchschnitts.
Nach Angaben des Portals „Polski Obserwator“ betonen Analysten der Deutschen Bank, dass niedrig bewertete Märkte statistisch in den Folgejahren überdurchschnittlich hohe Renditen erzielen. Polen entspreche diesem Muster in idealer Weise. Der Warschauer Markt entwickelt sich zunehmend zu einem Magneten für professionelle Investoren. Andreas Szalkai von Raiffeisen Capital Management in Wien investierte mehr als die Hälfte seines Fonds in polnische Unternehmen. Er verweist auf eine einzigartige Kombination: starkes Wirtschaftswachstum, wiedergewonnenes Vertrauen der Investoren, politische Stabilität, hohe EU-Mittel für Infrastruktur und Digitalisierung sowie eine wachsende Offenheit für Technologieinvestitionen.
Besonders Banken und die Gaming-Branche treiben die Kurse. Banken profitieren von Wachstum, Kreditvergabe und hohen Dividenden von 8 bis 10 Prozent. Auch die Aktie des Spieleentwicklers CD Projekt gewann nach schwierigen Jahren wieder deutlich an Wert und stieg um mehr als 55 Prozent. Beobachter halten den polnischen Markt trotz der starken Entwicklung für weiterhin unterbewertet – internationale Investoren entdecken Warszawa demnach erst allmählich, lesen wir in Dziennik/Gazeta Prawna.
DO RZECZY: Polen plant 200.000 Einladungen zur Wehrpflichtqualifikation für 2026
Für 2026 plant das polnische Militär, rund 200.000 Einladungen zur Wehrpflichtqualifikation zu versenden – darunter erstmals auch an Frauen und Personen über 60, berichtet die Wochenzeitschrift Do Rzeczy. Die Listen sollen Menschen erreichen, die bislang keinerlei Kontakt zur Armee hatten. Die Maßnahmen gehen auf Gesetzesänderungen des Verteidigungsministeriums sowie auf die Notwendigkeit aktueller Personaldaten vor dem Hintergrund der Sicherheitslage zurück.
Ausgenommen sind Menschen, die dauerhaft arbeitsunfähig, pflegebedürftig oder schwerbehindert sind. Die Teilnahme an der Qualifikation bedeutet keine automatische Einberufung, sondern dient nur der Feststellung der Tauglichkeit, erklärt Do Rzeczy.
GAZETA.PL: Polen in demografischer Krise
Die demografischen Probleme in Polen verschärfen sich zunehmend. Laut Gazeta.pl hat das Familienprogramm „800 plus“ keine Verbesserung der Geburtenrate gebracht. Daher entstehen neue Reformideen – darunter ein Vorschlag, Eltern nach der Geburt des zweiten Kindes eine einmalige Zahlung von mehreren Hunderttausend Złoty zu gewähren.
Analysen unterstreichen, dass das reichste Fünftel der Haushalte 12,9 Mrd. Złoty aus dem Programm erhält, während die ärmsten 20 Prozent 12,6 Mrd. Złoty bekommen. Die geringe, aber symbolische Differenz befeuert die Debatte über neue Kriterien für die Leistungsgewährung, lesen wir. Krzysztof Pawiński, Chef des Lebensmittelkonzerns Maspex, schlägt vor, statt der monatlichen 800 Złoty eine Einmalzahlung von 350.000 Złoty nach der Geburt des zweiten Kindes auszuzahlen – dieselbe Summe, die Familien bis zum 18. Lebensjahr zweier Kinder ohnehin erhalten würden. Eine solche Zahlung könne Familien ermöglichen, größere Investitionen wie Wohnungskauf zu stemmen. Ob der Vorschlag wirksam wäre, sei ungewiss, doch neue Ansätze seien notwendig, so Pawiński.
Auch aus der Politik kommen Veränderungsideen. Eine Abgeordnete der Bürgerkoalition forderte, Familien im oberen Steuersatz oder Haushalten ohne Erwerbstätigkeit die Leistung zu streichen – Einsparungen von bis zu 25 Mrd. Złoty seien möglich. Im vergangenen Jahr kostet das Familiengeld rund 64 Mrd. Złoty. Ein Jahr zuvor lagen die Kosten bei 66,19 Mrd. Złoty, schreibt Gazeta.pl.
Autor: Jakub Kukla