Deutsche Redaktion

Liebe, Leid und Laster. Irrtümer und Wahrheiten über Władysław Reymont

03.12.2025 11:00
Biografien von Władysław Stanisław Reymont gibt es wie Sand am Meer. Das Leben des Literaturnobelpreisträgers von 1924 barg jedoch auch viele unbekannte Facetten, die bisher nicht hinreichend beleuchtet wurden.
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Reymont bettigte sich auch politisch. Er war u.a. Mitglied der Bauernpartei PSL Piast sowie mit derem Anfhrer Wincenty Witos befreundet.
Reymont betätigte sich auch politisch. Er war u.a. Mitglied der Bauernpartei PSL „Piast“ sowie mit derem Anführer Wincenty Witos befreundet.NAC

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts diente der Roman in Polen vor allem wieder der Bewahrung traditioneller Vorstellungen. Während vorher die Diskussionen über Formen und Inhalte der polnischen Prosa meistens auserkorenen Zirkeln und Vereinigungen vorbehalten blieben, sollten sie jetzt in der allgemeinen Öffentlichkeit stattfinden. Der Roman sollte aber nicht nur als dekorative Leitlinie gesellschaftlicher Unterhaltung oder Entwurf von harmonischen Gegenwelten herhalten, sondern reale Probleme aufgreifen, und zwar von jenen Schichten, die wirtschaftlich noch nicht ins Bürgertum aufgestiegen waren.


Auszug aus dem Manuskript von „Chłopi“ (Narodowa Biblioteka Ossolineum). Auszug aus dem Manuskript von „Chłopi“ (Narodowa Biblioteka Ossolineum).

Diese Tendenz wurde durch neue Zeitschriften mit regelmäßigen literarischen Anhängen verstärkt und verbreitet. Maßgeblich beeinflusst hat diese Entwicklung der Schriftsteller Władysław Stanisław Reymont. Er wies der Literatur also eine Funktion zu, die ihrer ursprünglichen Absicht entgegengesetzt war: Sie klärte nicht mehr auf, sondern beschrieb. Sie bemühte sich, aus dem Blickwinkel des staunenden Beobachters kulturelle Verhältnisse durchsichtig zu machen, besonders auf dem Land. Für seinen vierbändigen Roman „Chłopi“ („Die Bauern“) erhielt Reymont 1924 den Nobelpreis für Literatur.


Władysław Reymont mit seiner Frau Aurelia auf dem ihm zu Ehren veranstalteten „Reymont-Erntedankfest“ in Wierzchosławice. (NAC). Władysław Reymont mit seiner Frau Aurelia auf dem ihm zu Ehren veranstalteten „Reymont-Erntedankfest“ in Wierzchosławice. (NAC).

Seine Figuren müssen oft äußerst schwierigen Situationen die Stirn bieten, die sie dann nur selten unbeschadet überwinden. Jedoch auch das Leben des Autors „liebte es kurvenreich“: Als Kind weigerte er sich, in die Schule zu gehen. Reymonts Jugendbriefe verwiesen zwar auf persönliche Mehrfachkrisen, die sich gegenseitig begünstigten, aber bestimmt nicht auf ein besonderes Talent. Seine esoterischen Weltanschauungen waren mit Halbwahrheiten überladen. Statt zu schreiben, absolvierte er eine Schneiderlehre und arbeitete anschließend jahrelang als Weichensteller an einer abgelegenen Bahnlinie. Dann schloss er sich einem Wandertheater an und entdeckte seine Leidenschaft für Literatur. Die finanzielle Entlastung brachte ihm aber erst ein Versicherungsbetrug. Wojciech Osiński wirft einen Blick auf Władysław Stanisław Reymonts ungelüftete Geheimnisse.

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Vor hundert Jahren, am 13. November 1924, erhielt Władysław Reymont den Literaturnobelpreis für seinen Roman Die Bauern. Der mit der Region Łódź (Lodsch) verbundene Schriftsteller wird auch das Jahr 2025 als Namenspatron prägen.