Deutsche Redaktion

„Sztuka i Naród“ - die einzige unabhängige Kulturzeitschrift im besetzten Polen

24.09.2025 12:05
Mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939 fand die polnische Unabhängigkeit ein vorläufiges Ende. Das kulturelle Leben war allerdings weiterhin sehr intensiv. Viele junge polnische Kulturschaffende zahlten dafür mit ihrem Leben. So erging es auch den Redakteuren der Zeitschrift „Sztuka i Naród“.
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  • Über die einzige unabhängige Kulturzeitschrift im besetzten Polen berichtet Wojciech Osiński
Der erst 21-jhrige Andrzej Trzebiński galt als ein hochbegabter Lyriker. (NAC)
Der erst 21-jährige Andrzej Trzebiński galt als ein hochbegabter Lyriker. (NAC)NAC

Nach dem Angriff auf Polen verfolgte das deutsche Naziregime das Ziel, große Teile der polnischen Bevölkerung zu vernichten oder auf das Niveau von Sklaven herabzudrücken. Polnische Zeitschriften durften nicht erscheinen, Hochschulen wurden geschlossen, Lehrer und Professoren entweder umgebracht oder in entlegene Konzentrationslager deportiert. Trotz des Fehlens eigener Redaktionen und Verlagshäuser weigerten sich polnische Kulturschaffende, ihre „Waffen“ niederzulegen. Im Untergrund entstanden Druckereien, Bibliotheken und Theater. Es wurden geheime Vortrags- und Rezitationsabende veranstaltet. Nicht alle junge Widerstandskämpfer folgten den Anweisungen der Londoner Exilregierung oder älterer Autoren, die in der Vorkriegszeit Ruhm und Autorität erlangten, weil ihrer Ansicht nach deren unveränderte politische Haltung die Katastrophe erst herbeigeführt hätte. 

Vier ehemalige Studenten der Warschauer Universität haben Anfang 1942 als Reaktion auf die Passivität einiger ihrer Landsleute die Monatsschrift „Sztuka i Naród“ (Kunst und Nation) gegründet. Es war die einzige unabhängige Kulturzeitschrift im Generalgouvernement. Alle vier Gründer, darunter die talentierten Lyriker Andrzej Trzebiński und Tadeusz Gajcy, wurden von den Deutschen ermordet: Einer im Feuergefecht, der andere im Arbeitslager, der dritte von einem Exekutionskommando, der vierte im Warschauer Aufstand. In den wenigen Lebensjahren, die diesen Autoren vergönnt waren, schufen sie ein bemerkenswertes dichterisches und publizistisches Werk. Wojciech Osiński berichtet.

Erfolgsfilm „Biała odwaga“ - handwerklich gut, historiographisch zweifelhaft

21.08.2025 08:00
Der inzwischen weltweit verfügbare Film „Biała odwaga“ behandelt ein schwieriges Kapitel der deutsch-polnischen Beziehungsgeschichte. Es geht um eine Gruppe von Goralen, die nachweislich mit den Nazis kollaborierten. „Ein optisch tadelloser Film kann aber immer noch Unwahres verbreiten“, meinen dagegen einige Historiker.

„Heimkehr“: Wie die Nazis kulturpolitisch den Überfall auf Polen legitimierten

28.08.2025 06:00
Mitte 1940 begann der Nazi-Kollaborateur Igo Sym polnische Schauspieler für Gustav Ucickys Film „Heimkehr“ zu rekrutieren. Als er ein Jahr später in die deutschen Kinos kam, bestimmte Heinrich Himmler, dass „alle Deutschen“ ihn sehen sollten. Sie sahen einen der übelsten antipolnischen Propagandafilme der europäischen Filmgeschichte.  

Ein literarisches Mahnmal: „Dziennik pisany nocą“

04.09.2025 10:21
Die Anfänge der polnischen Nachkriegsprosa gehörten nicht den jungen Autoren, sondern lagen in der Zeit des Kriegs und Vorkriegs. Es waren schon entwickelte Traditionen, die fortgeführt wurden, bekannte Schriftsteller, die fortwirkten. Zugleich erreichten die Texte exilierter Autoren die literarische Öffentlichkeit der Volksrepublik. Zu ihnen gehörte der vor 25 Jahren verstorbene Exilautor Gustaw Herling-Grudziński. 

Zwischen Verachtung und Abwertung: Dostojewski und die Polen

10.09.2025 22:00
Der Autor Fjodor Dostojewski gilt als einer der herausragendsten Prosaisten des 19. Jahrhunderts. Vor allem aus Sicht der deutschen Leser gehören seine Romane zu den besten der Weltliteratur. Die Deutschen heben oft hervor, dass seine Figuren stets ihr Recht auf Würde verteidigten. Dies trifft nicht immer zu, vor allem in Bezug auf Polen.

Stafetten und Glashäuser: Wirtschaft und Industrie in der polnischen Kultur nach 1918

18.09.2025 12:12
Nach 1918 waren polnische Künstler und Autoren der Ansicht, dass man vor einem neuen Zeitalter stünde. Obwohl die politischen Umwälzungen der Zeit dies zu bestätigen schienen, sahen sie die Zeitenwende vor allem auch in ausgeprägten wirtschaftlichen Aspekten. Der Industriestandort Polen befand sich damals in einem tiefgreifenden Wandel, was ebenso in der polnischen Kunst und Prosa Widerhall fand.