Das Konzentrationslager Ravensbrück, etwa 80 Kilometer nördlich von Berlin gelegen, war das größte Frauenlager im Deutschen Reich. Zwischen 1939 und 1945 wurden dort über 132.000 Frauen und Kinder inhaftiert, darunter etwa 40.000 Polinnen. Rund 50.000 Insassinnen kamen ums Leben. Von den polnischen Häftlingen überlebten nur rund 8.000.
Barbara Piotrowska kam nach dem Warschauer Aufstand als Neunjährige mit ihrer Mutter nach Ravensbrück – sie berichtete 2024 im Polnischen Rundfunk: „Wir waren im Lager in einem riesigen Zelt untergebracht, weil in den Baracken kein Platz mehr war. Später wurden wir zur Arbeit geschickt, in die Zuckerfabrik, in die Ziegelei. Wir überlebten bis zum Todesmarsch. Wir wurden bei Weimar festgesetzt, dort hat uns die amerikanische Armee befreit.“
Die Todesursachen reichten von Hunger, Krankheiten und Erschöpfung über Misshandlungen bis hin zu gezielten Tötungen. In Ravensbrück führten deutsche Ärzte zudem pseudomedizinische Experimente an 86 Frauen durch, meist an jungen Polinnen. Viele überlebten die Eingriffe nicht oder blieben lebenslang gezeichnet.
Zu ihnen gehörte Stanisława Śledziejowska-Osiczko (†2017), die mit 17 Jahren wegen konspirativer Tätigkeit nach Ravensbrück kam. Sie wurde mehrfach operiert. „Es wurde eine bestimmte Nummer aufgerufen, und dann kamen die Operationen. Mir wurden zwei Operationen an den Beinen gemacht. Dieser Schmerz begleitet mich bis heute.“
Trotz der widrigen Umstände organisierten die polnischen Häftlinge im Geheimen Unterricht, gründeten eine Pfadfinderinnengruppe und halfen einander mit Lebensmitteln, Medikamenten und gemeinschaftlichem Zusammenhalt.
Heute befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Lagers eine Gedenkstätte mit einem Museum. 1997 wurde dort eine Gedenktafel für die polnischen Opfer angebracht. Seit 2011 ist der Monat April in Polen offiziell dem Gedenken an die Opfer von Ravensbrück gewidmet.
PAP/jc