Achtzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges haben die damaligen Geschehnisse eine erschreckende Aktualität gewonnen. In seinem neuen Buch schildert der Historiker Hubertus Knabe auf eine eindringliche Weise das Vorgehen der sowjetischen Truppen in den östlichen Gebieten Deutschlands: Die brutale Gewalt gegenüber Frauen und Kindern, die Deportationen Zehntausender in die Sowjetunion, die willkürlichen Massenverhaftungen sowie die Wiederbelebung der deutschen Konzentrationslager. Der Terror der ersten Nachkriegsjahre schuf die Voraussetzung für die Etablierung der mehr als 40-jährigen SED-Diktatur in Ostdeutschland. Trotzdem wird der 8. Mai im Westen heute immer noch als ein „Tag der Befreiung“ gefeiert. Auch habe in der DDR nie eine richtige Entnazifizierung stattgefunden. Dabei trugen viele ostdeutsche „Antifaschisten“ vorher noch eine NS-Uniform.
Hubertus Knabe hat ein neues Buch vorgelegt, in dem er die sowjetischen Verbrechen in den ersten Nachkriegsjahren beschreibt.
Hubertus Knabe war Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und ist heute an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg beschäftigt. Knabes Veröffentlichungen widmen sich dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR, der Westarbeit der SED, den Oppositionsbewegungen im Ostblock, der ostdeutschen Nachkriegsgeschichte sowie der Aufarbeitung der kommunistischen Diktaturen in den ostmitteleuropäischen Staaten.
Das Gespräch führte Wojciech Osiński.