Vor 86 Jahren, am 23. September 1939, verstummte die Warschauer Radiostation Polskie Radio – Warszawa II. Wenige Minuten nach 15 Uhr musste sie den Sendebetrieb einstellen, nachdem deutsche Bomber das Elektrizitätswerk im Stadtteil Powiśle zerstört hatten. Kurz zuvor hatte der Pianist Władysław Szpilman live ein Chopin-Programm gespielt.
Während der Belagerung Warschaus spielte die Radiostation eine zentrale Rolle. Von ihrem Sitz in der Zielna-Straße 25 wurden Ansprachen von Stadtpräsident Stefan Starzyński übertragen, die die Bevölkerung zum Widerstand aufriefen. Die Sender meldeten auch Frontnachrichten, gaben praktische Hinweise und stärkten das Gemeinschaftsgefühl.
Als am 16. September die Radiostationen in Baranowicze, Lwiw und Wilna durch Luftangriffe ausfielen, blieb Warszawa II die letzte Stimme des kämpfenden Landes. Nach dem Bombentreffer am 23. September sendeten Radiomitarbeiter noch über Kurzwelle bis Ende des Monats.
Am 30. September ging schließlich der letzte reguläre Funkspruch über den Äther. Sprecher Józef Małgorzewski verabschiedete sich mit den Worten: „Jeszcze Polska nie zginęła! Niech żyje Polska!“ – „Noch ist Polen nicht verloren! Es lebe Polen!“ Anschließend erklang die Nationalhymne, bevor deutsche Truppen das Funkhaus besetzten.
IAR/adn