In einem Interview mit der Tageszeitung „Politico“ legte US-Präsident Donald Trump noch einmal nach: Ihn erfülle mit Sorge, dass Europa auf ihren langfristigen „wirtschaftlichen und zivilisatorischen Untergang“ zusteuere. Seine zentrale Botschaft: Europa sei „schwach“ und „handlungsunfähig“, vor allem auch im Hinblick auf den Ukraine-Krieg. Wenn Trump im Februar 2022 im Weißen Haus gesessen hätte, wäre der Krieg nie ausgebrochen, heißt es. Nun hat er vor rund drei Wochen einen Friedensplan vorgelegt, über den europäische Regierungschefs beraten. Dieser sei jedoch zum Scheitern verurteilt, meint Ekkehard Brose, ehemaliger Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik sowie langjähriger Diplomat in Washington, Moskau und Bagdad.
In seinem neuen Buch „Szenenwechsel. Deutschlands langer Abschied von der Seitenlinie“ schreibt er: „Indem Putin Europa die Pistole auf die Brust setzt und Trump sein Desinteresse bekundet, erzwingen sie in ebenso unerwarteter wie erschreckender Gemeinsamkeit auch Deutschlands Anerkenntnis, dass an die Stelle einer lange praktizierten Zurückhaltung nun Entschlossenheit und sicherheitspolitischer Gestaltungswille treten müssen“.
In seinem Buch „Szenenwechsel“ beschreibt Ekkehard Brose, wie Deutschland sich allmählich von der „sicherheitspolitischen Seitenlinie“ gelöst hätte. (Verlag BoD)
Im Gespräch mit Wojciech Osiński benennt er die Gründe, warum die deutsche Politik den russischen Präsidenten so lange völlig falsch eingeschätzt habe, und pflichtet Wolfgang Schäuble bei, der nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine zugab, dass man in der Vergangenheit zahlreiche Gelegenheiten ausgelassen hätte, den Polen besser zuzuhören.