Deutsche Redaktion

Deutsche Angst, Polens Risiko

11.02.2020 12:26
Was bedeutet das Dilemma der CDU, die gezwungen ist, zwischen den Linken und der AfD zu wählen? Mehr unter anderem dazu in der Presseschau.
Presseschau
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Rzeczpospolita: Deutsche Angst, Polens Risiko


Die wichtigste politische Partei im wichtigsten EU-Land befindet sich in einer großen Krise. Das sei Grund genug, auch in Polen ein mulmiges Gefühl zu verursachen, schreibt Jerzy Haszczyński in seinem Kommentar für die konservative Rzeczpospolita. Die Vorsitzende der CDU-Partei, Annegret Kramp Karrenbauer, erinnert der Autor, werde das Kanzleramt nicht anstreben und in wenigen Monaten die Führung der Partei aufgeben. Karrenbauer sei, Haszczyński nach, in ein Dilemma geraten, mit wem die CDU kooperieren dürfe und mit wem nicht. In Thüringen habe sich nämlich erwiesen, dass ein von der CDU unterstützter Mainstream-Politiker sich durch AfD-Stimmen wählen ließ, was zu einem Gegenangriff der liberalen Eliten führte. Diese wollen, lesen wir, dass die Alternative für Deutschland isoliert bleibt. In dieser Situation, so das Tagesblatt, würde ein Bündnis mit den Postkommunisten nach sich ziehen, was wiederum das Ende ihrer Isolation bedeuten würde. In den Bundesländern der ehemaligen DDR, bemerkt Haszczyński, werde es immer schwieriger, eine Mehrheit ohne die Stimmen der postkommunistischen Linken oder der rechtsextremen AfD zu finden. Die Postkommunisten, bemerkt der Autor, scheinen hierbei für die deutsche CDU das kleinere Übel zu sein.

Die heikle Angelegenheit, heißt es weiter, könnte sich auch auf Deutschlands Nachbarn auswirken. Polen, lesen wir in der Tageszeitung, seien wie fast alle Länder der Region nicht nur durch extrem starke wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Deutschland verbunden (diese scheint nicht bedroht zu sein), sondern teile auch in erster Linie die Vision einer Welt, mit der sich auch die in Deutschland regierende CDU seit Jahren identifiziere. Haszczyński nach sei diese vor allem auf dem Sicherheitsbündnis mit Amerika und der Abneigung gegen das sogenannte Konzert der Mächte begründet, bei dem die Großen über den Köpfen der Kleinen Entscheidungen treffen. Die neue CDU, lautet die Warnung des Autors als Fazit, werde entweder den Linken, die eine andere Sicht der Welt haben, oder den extremen Rechten näher sein. Oder sie werde auseinanderfallen. Für Polen, urteilt Jerzy Haszczyński am Dienstag in der konservativen Rzeczpospolita, seien alle Versionen sehr riskant.

 

Energetyka24: Was passiert mit abgenutzten Windradturbinen?

Eines der größten Online-Portale für Energiewesen Energetyka24 schreibt indes über ein Foto von Windturbinen-Rotorblättern, die in der Erde vergraben wurden, was in der Branche weltweit für Aufruhr gesorgt habe. Diese Fotografie, so der Autor und Energie-Experte Jakub Wiech, habe ein bedeutendes Problem hervorgehoben und zwar, dass die Beseitigung abgenutzter Rotorblätter immer noch ein ungelöstes Problem sei. Laut dem Experten sei in Europa bis 2022 der Abbau von 3.800 Rotorblättern geplant. Das Problem sei, wie Wiech bemerkt, dass es bis heute keine wirksame Methode gebe, den speziellen Kunststoff, aus dem sie hergestellt wurden, wiederzuverwerten. Die Menge dieser Art von gebrauchten Elementen, lesen wir auf Energetyka24, werde zudem bald schnell wachsen. Allein in Deutschland, heißt es weiter, sollen bis zum Jahr 2024, 70.000 Tonnen  dieser Windmühlenelemente verschrottet werden. Windturbinenbetreiber, so Wiech, seien jedoch finanziell nicht in der Lage, diese zu recyceln.
Im Moment sei somit der effektivste Weg leider, sie im Boden zu vergraben, um sie loszuwerden. Dieses Problem, lesen wir abschließend auf dem Online-Portal, könnte sich für Länder wie Polen, in denen ein erhebliches Potenzial für die Entwicklung des Windsektors besteht, als von großer Bedeutung erweisen. Es könnte sich nämlich herausstellen, vermutet der Energieexperte, dass gebrauchte Turbinen - nach einem gewissen "Facelifting" - in mitteleuropäische Länder treffen, um dort ihr Leben zu beenden und gleichzeitig das Problem der Abfallwirtschaft an den Endabnehmer abgetreten werde. Ein solches Manöver, schreibt Jakub Wiech abschließend, könnte die Stimmung gegen die Windkraft in dieser Region der Europäischen Union nur verschlechtern.

 

Gazeta Wyborcza: Kassierer verdienen bald mehr als Lehrer

Die linksliberale Tageszeitung Gazeta Wyborcza berichtet heute über einen rasanten Gehalts-Anstieg an den Kassen in ausländischen Supermarktketten in Polen. Das deutsche Lidl-Netzwerk, lesen wir, habe vor kurzem bekannt gegeben, dass es ab März die Gehälter seiner Angestellten erhöhen werde. Neue Angestellte könnten bis zu knapp 1000 Euro verdienen. Andere große Supermarktketten in Polen sollen sich für einen ähnlichen Schritt entschieden haben. Der Grund: die Branche habe Probleme, Arbeitskräfte zu finden. Obwohl Angestellten immer höhere Gehälter gezahlt werden, behauptet Gazeta Wyborcza, sollen sich derzeit trotzdem vor allem Ukrainer bereit erklären, für solche Entlohnungen zu arbeiten. Aus diesem Grund sollen ausländische Supermarktketten wie Lidl oder die portugiesische Biedronka begonnen haben, stark in automatische Registrierkassen zu investieren.
Die Einkommen im Handel, heißt es weiter, seien trotzdem, insbesondere für Angestellte des staatlichen Sektors, sehr überraschend. Zum Beispiel könnten Lehrer als Berufsgruppe, so die liberale Zeitung, besonders enttäuscht sein, zumal sie eindeutig weniger verdienen als Supermarkt-Kassierer. Ab dem 1. Januar habe das Ministerium für nationale Bildung, erinnert die Gazeta Wyborcza abschließend, die Gehälter der am wenigsten verdienenden Lehrer an den neuen Mindestlohn angepasst. In diesem Jahr liegt dieser bei rund 650 Euro.

 

Autor: Piotr Siemiński