Rzeczpospolita: Das Virus infiziert die Wirtschaft
Die Epidemie des Coronavirus kann für Polen beträchtliche wirtschaftliche Verluste nach sich ziehen, schreibt in ihrem heutigen Aufmacher die konservative Rzeczpospolita. Ein Teil der Wirtschaftsexperten, lesen wir im Blatt, rechnet sogar mit der Möglichkeit einer Rezession. “Die Epidemie kann das Wachstumstempo der polnischen Wirtschaft in diesem Jahr auf ein Prozent reduzieren”, prognostizieren etwa die Wirtschaftsexperten der Bank Credit Agricole. Ein schwarzes Szenario würde sogar zwei Quartale von Verlusten, also eine so genannte technische Rezession zulassen. Vergangene Woche, so das Blatt, sei der Börsenindex WIG20 um über 15 Prozent gesunken. In seiner ganzen 25-jährigen Geschichte habe der Hauptindex der Warschauer Börse nur zwei Mal schneller an Wert verloren, das letzte Mal im Herbst 2008, zum Höhepunkt der globalen Finanzkrise.
Und das schwarze Szenario von Credit Agricole, lesen wir weiter, sei bei Weitem nicht das schwärzeste, denn es gehe beispielsweise nicht von einer starken Ausbreitung des Virus in Europa oder einem Einbruch der Stimmungen unter den Konsumenten aus. Den Pessimismus der Experten würden zudem auch die fatalen wirtschaftlichen Nachrichten aus China rechtfertigen, wo erstmals nach der Kulturrevolution ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts als immer wahrscheinlicher gelte. Weltweit würden Messen und andere Massen-Events abgesagt. Allein in Europa würden 92 Ausstellungen, Kongresse und Messen nicht zum geplanten Termin stattfinden, so Rzeczpospolita.
Gazeta Wyborcza: Wahloffensive der Opposition
Die linksliberale Gazeta Wyborcza berichtet in der heutigen Ausgabe über eine gelungene Wahloffensive der Opposition. Die drei Wahltreffen der Oppositions-Kandidaten, die am Wochenende stattgefunden hätten, so die Zeitung, hätten gezeigt, dass es das Regierungslager mit ernstzunehmenden Gegnern zu tun habe. Die Kandidatin der Bürgerplattform Małgorzata Kidawa-Błońska, lesen wir, habe sich in ihrem Auftritt auf das Gesundheitssystem und speziell auf die Behandlung der jüngsten Patienten konzentriert. Zudem habe die Kandidatin der größten Oppositionspartei auch angekündigt, dass sich kein Politiker, der die Verfassung verletzt habe werde sicher fühlen können, wenn sie die Wahlen gewinne.
Der Kandidat der Bauernpartei PSL Władysław Kosiniak-Kamysz habe in seiner Botschaft steuerfreie Renten versprochen und sich als Kandidat positioniert, der im Unterschied zu Amtsinhaber Andrzej Duda als Chef seiner Partei, unabhängig von aktuellen Bedürfnissen der Regierung werde agieren können. Der Vertreter der Linken Robert Biedroń schließlich, habe unter anderem die Separation von Kirche und Staat, sowie die Verlängerung des Zeitraum, in dem Abtreibungen zugelassen sein werden, bis zur 12. Schwangerschaftswoche angekündigt.
Wenn die Kampagne der Bürgerkoalition, der Koalition PSL-Kukiz´15 und die Linken den am Wochenende gezeigten Enthusiasmus, die Frische und Kreativität in den letzten zehn Wochen der Kampagne bewahren, dann würden sie große Chancen haben, den Präsidentenpalast zu übernehmen, urteilt in seinem Kommentar zu den Wahlveranstaltungen der Publizist der Gazeta Wyborcza Michał Wilgocki. Besonders, da die PiS und Präsident Andrzej Duda beginnen würden, bis zum Überdruss dieselben Botschaften über die Erfolge der letzten fünf Jahre zu wiederholen und mit der Rückkehr der Liberalen zu drohen. Die PiS habe große Probleme in die Offensive überzugehen. Und das könne bedeuten, dass das politische Pendel beginnt, sich zu Gunsten der anderen Seite zu verschieben, so Michał Wilgocki in der Gazeta Wyborcza.
Dziennik/Gazeta Prawna: Gerichte am Abgrund
Über die dramatische Situation in den Gerichten berichtet in der heutigen Ausgabe das Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna. Auf einen Bezirksrichter seien 2019 durchschnittlich 3 Tausend Fälle gefallen. So schlecht, so das Blatt, habe es um die Justiz noch nie gestanden. Und als ob dies nicht genug sei, würde auch die Zahl der unbesetzten Stellen in den Gerichten steigen. “Während ich 2015 die ersten Verhandlungstermine mit 3-monatigem Vorsprung geplant habe, ist diese Zeit mittlerweile um die Hälfte gestiegen”, berichtet der Bezirksrichter und Chef der Richtervereinigung “Iustitia” Krystian Markiewicz. Geht es indes nach dem Sprecher des Nationalen Gerichtsrats Maciej Mitera könne man nicht alle Gerichte in einen Topf werfen. In seinem Gericht seien im vergangenen Jahr alle Fälle planmäßig bearbeitet worden. Geht es nach Mitera hänge alles von den Richtern selbst ab, die oft Entscheidungen unnötig hinauszögern oder einfach nicht die notwendige Disziplin aufbringen würden. Das Blatt hat auch das Justizministerium nach seinem Plan für die Verbesserung der Situation in den Gerichten gefragt. Auf eine Antwort würde die Redaktion jedoch immer noch warten, so Dziennik/Gazeta Prawna.
Autor: Adam de Nisau