Deutsche Redaktion

Teologia Polityczna: Krise, Epidemie und ein neuer Hauch der Geschichte

11.03.2020 12:45
Zweifellos ruft das, was heute in Europa geschieht, enorme Gefühle von Angst und Instabilität hervor, meint der Chefredakteur Marek A. Cichocki. 
Marek Cichocki
Marek CichockiPAP/Tomasz Gzell

In dem philosophischen Monatsmagazin bezieht sich der Chefredakteur Marek A. Cichocki auf ein langes Interview von "Die Welt" mit Matteo Salvini, dem ehemaligen stellvertretenden italienischen Ministerpräsidenten, der letztes Jahr gestürzt wurde. Das Gespräch betraf die Atmosphäre in Europa, die mit einer zweiten Welle der Migrationskrise und der Gefahr einer Epidemie konfrontiert ist.

In dem Interview verteidige Salvini u.a. seine Migrationspolitik sowie den Schutz der italienischen Grenzen. Cichocki nach, vermittele er den Eindruck eines Politikers, der genau verstehe, dass der neue Hauch der Geschichte auf seiner Seite stehe. Der interessanteste Teil des Interviews, so der Autor, laufe auf eine klare Botschaft hinaus - dass die aktuellen Ereignisse Europa dazu bringen werden, zur früheren Formel der Nationalstaaten zurückzukehren. Die Zeiten des optimistischen Glaubens an die Dominanz internationaler Strukturen und die primäre Rolle der europäischen Integration liegen, Cichocki nach, weit hinter uns. Zweifellos habe das, was heute in Europa geschehe, enorme Gefühle von Angst und Instabilität hervorgerufen. Diese könnten infolgedessen das Vertrauen in die Dauerhaftigkeit und vielleicht sogar den Sinn für die Europäische Union sehr schwächen.

Die Menschen, prognostiziert Cichocki, werden sich auf der Suche nach Sicherheit hinter ihren traditionellen Nationalstaaten verstecken. Und nachdem sie sich hinter ihren geschlossenen Grenzen geschützt haben, urteilt der Autor als Schlussfolgerung in der Teologia Polityczna, könnten sie zum Schluss kommen, dass sie keine tiefere Integration Europas mehr brauchen.

ps