Deutsche Redaktion

Europäische Union an Coronavirus erkrankt

13.03.2020 11:18
Seit dem Ausbruch der COVID-19-Epidemie bekämpfe jedes EU-Land die Bedrohung auf seine eigene Weise. Es gäbe keine Koordination innerhalb der EU-Strukturen. Im entscheidenden Moment sei die europäische Solidarität gescheitert, schreibt die "Rzeczpospolita" am Freitag.  
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Seit dem Ausbruch der COVID-19-Epidemie bekämpfe jedes EU-Land die Bedrohung auf seine eigene Weise. Es gäbe keine Koordination innerhalb der EU-Strukturen. Im entscheidenden Moment sei die europäische Solidarität gescheitert, schreibt die "Rzeczpospolita" am Freitag.

 

Rzeczposplita: Europäische Union an Coronavirus erkrankt 

In ihrer Freitagsausgabe übt das konservative Blatt Kritik an der EU für ihre Hilflosigkeit aus. Seit dem Ausbruch der Epidemie, schreibt Jędrzej Bielecki in seinem Kommentar, bekämpfe jedes Gemeinschaftsland die Bedrohung von Seiten des Coronavirus auf seine eigene Weise. Es gäbe keine Koordination innerhalb der EU-Strukturen. Als Beispiel einer rationalen Angehensweise zeigt Bielecki Donald Trumps Vorkehrungen. Am Donnerstag wurden alle Flugverbindungen zwischen den Staaten und den Schengen-Ländern für mindestens einen Monat eingestellt. Trump rechtfertigte seinen Schritt mit den Worten, "die USA wird nicht den Fehler Europas machen, das sich nicht rechtzeitig von China abgeschnitten hat." Der Autor lobt, trotz vieler Vorbehalte gegenüber dem US-Staatshaupt, Trumps Einschätzung der Situation. Wie er bemerkt, bilden die "27" Länder schließlich einen Binnenmarkt, in dem sich Menschen, Waren, Kapital und Dienstleistungen frei bewegen können. Dies sei ein idealer Grund für die rasche Entwicklung einer Epidemie.

Es dauerte leider viele Wochen, bis nach den ersten Infektionsfällen, die Anführer aller "27" EU-Staaten erstmals zusammenkamen, um eine gemeinsame Aktionsstrategie auszuarbeiten. Dies stellte sich als unmöglich heraus, bedauert Bielecki. Keine gemeinsamen Regeln für die Begrenzung von Massenveranstaltungen, die Isolierung von Patienten, Distribution von Schutzmasken oder Beatmungsgeräten auf EU-Ebene wurden vereinbart.

Als besonders schrilles Beispiel für den EU-Misserfolg, gibt der Autor den Appell Italiens an, dem Land Schutzmasken und Beatmungsgeräte zu geben. Wie er bemerkt, habe kein einziges EU-Land Rom in seiner Notlage geholfen. Im entscheidenden Moment sei die europäische Solidarität gescheitert. Brüssel habe bewiesen, dass es keine Führungskompetenzen habe. Jedes Land ziehe es vor, seine eigenen Bürger zu sichern, bevor es an andere denkt. Vielleicht werde die Ausbreitung des Virus auf EU-Institutionen größere Auswirkungen haben als das Anflehen der Italiener, bemerkt das Blatt. 


Piotr Siemiński