Deutsche Redaktion

Virus-Resistentes Business

02.04.2020 13:12
Es gibt auch Branchen, die sich relativ gut in der neuen Wirklichkeit zurechtfinden, schreibt in ihrem heutigen Aufmacher die konservative Rzeczpospolita. Die linksliberale Gazeta Wyborcza warnt indes vor einem drastischen Anstieg der Arbeitslosenzahl.
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Wie genau wird die Pandemie die Wirtschaft beeinflussen? Diese Frage steht im Mittelpunkt der heutigen Zeitungsausgaben.  

Rzeczpospolita: Virus-Resistentes Business 

Obwohl das Virus in Polen schon 30 Prozent der Unternehmen gelähmt hat und in den Sektoren, die am stärksten von den eingeführten Vorsichtsmaßnahmen betroffen sind, 4,2 Millionen Menschen arbeiten, gibt es auch Branchen, die sich relativ gut in der neuen Wirklichkeit zurechtfinden, schreibt in ihrem heutigen Aufmacher die konservative Rzeczpospolita. So, so das Blatt weiter, würden etwa Fleisch- und Milchproduzenten, Bäckereien sowie Hersteller von Fertiggerichten eine deutlich erhöhte Nachfrage beobachten. Nudelfabriken und Hersteller von trockenen Lebensmitteln würden derzeit gar eine Ernteschwemme erleben. “Wir haben Ideen für die Weiterentwicklung, darunter für neue Produkte”, sagt im Interview der Chef der Firma Protektor, die Schutz-Schuhwerk für die Industrie, Uniformdienste und Krankenhäuser produziert. Mit Volldampf würden auch die Hersteller von Desinfizierungsmitteln arbeiten. So seien die Umsätze des größten Zulieferers von Desinfektionsmitteln an das Gesundheitswesen, Medisept, im März im Vergleich zum Januar um das Siebenfache gestiegen. Der Handel mit Elektronik würde blühen und zugleich die Umsätze von Kurierfirmen antreiben. In diesem Sektor sei die Nachfrage um etwa 20 Prozent gestiegen. 

Doch, so die Zeitung, auch die Situation der Unternehmen, die sich derzeit noch in einer relativ guten Verfassung befinden, könne sich schnell ändern. So würden etwa Straßenbauunternehmen, die aktuell noch 70 bis 90 Prozent ihres Potentials nutzen, um ihre Angestellten bangen. Der Verband der Arbeitgeber in der Baubranche habe schon vor einer Woche gewarnt, dass die Zahl der Personen auf Krankheitsurlaub um 300 Prozent gewachsen sei und derjenigen, die eine Auszeit für die Betreuung ihrer Kinder nehmen, um 200 Prozent. Die Rüstungsbranche indes fürchtet Haushaltseinschnitte, die die Regierung im Zusammenhang mit der Krise mit Sicherheit durchführen wird. 

Und die Krise gewinne stetig an Tempo. Laut einer Studie von Research&Grow würden derzeit nur 3 von 100 Unternehmen von einem Boom sprechen. Nur jede vierte arbeite noch ohne Änderungen. Das Virus habe Branchen demoliert, deren Wert sich auf 7 Prozent des polnischen Bruttoinlandsprodukts beläuft, so Rzeczpospolita. 

 

Gazeta Wyborcza: Sogar 2 Millionen Menschen ohne Arbeit

All das werde die Arbeitslosenquote drastisch in die Höhe treiben, schreibt in ihrem heutigen Aufmacher die linksliberale Gazeta Wyborcza. Schon das Ende des vergangenen Monats, lesen wir im Blatt, habe eine Lawine von Entlassungen nach sich gezogen. Gehe es nach Experten, könne sich die Arbeitslosenquote bis zum Jahresende sogar von den aktuellen 5,5 Prozent auf 10,9 Prozent verdoppeln und bis zu zwei Millionen Menschen betreffen. 

Ein Teil der Unternehmer würde noch auf die Hilfe des Staates zählen. Andere würden jedoch nicht warten und schon jetzt die Anstellung reduzieren. Laut Erhebungen der Arbeitgeberorganisation Pracodawcy RP, hätten im März über 30 Prozent der Unternehmen Stellen gekürzt. Und in den kommenden drei Monaten würden zwei Drittel (66,5%) der von der Organisation befragten Firmen solche Schritte planen. Ein Fünftel wolle zwischen 11 und 20 Prozent der Angestellten entlassen, jede zehnte zwischen 21 und 30 Prozent. Gruppenentlassungen hätten unter anderem schon die Fahrradproduzenten - Kross und Romet - der Sockenproduzent Syntex und die Möbelfirma Black Red White angekündigt, für die 7,5 Tausend Personen arbeiten. 

Und der Regierungsschutzschirm, so das Blatt, würde über die Entlassenen schweigen. Die Gewerkschaften würden von der Regierung wenigstens eine Anhebung der Arbeitslosenzuschüsse fordern, die derzeit in den ersten drei Monaten 861 zł brutto (also etwa 215 Euro) und später 676 zł brutto (also etwa 170 Euro) betrage. “Vor kurzem hat die Regierung noch eine Liquidierung von Arbeitsämtern erwogen, da die Arbeitslosigkeit niedrig war. Viele Beamte haben den Job an den Nagel gehängt. Ich weiß nicht, wie die Ämter nun mit einem solchen Zufluss von Arbeitslosen zurechtkommen sollen”, so Ex-Vizechef des Arbeitsamts in Warschau Lech Antkowiak im Interview mit der Gazeta Wyborcza. 

 

Rzeczpospolita: Wie Polen die zusätzliche Zeit nutzen

In der Rzeczpospolita ist heute auch eine Zusammenstellung dazu zu finden, wie die Polen die zusätzliche Freizeit nutzen. Die meisten Befragten, 55 Prozent, würden diese mit mehr Fernsehen füllen. 52 Prozent würden Bücher lesen. 35 Prozent nutzen VOD-Dienste. 31 Prozent gehen spazieren, 27 Prozent würden auf Home-Fitness setzen, 15 Prozent auf E-Einkäufe und 14 Prozent schließlich würden in Fernbildung investieren.

 

Adam de Nisau