Deutsche Redaktion

Das vielsagende Schweigen des Kremls

16.06.2020 13:25
Wenn Moskau den Abzug von US-Soldaten aus Deutschland nicht laut kommentiere und zu Berichten über den mutmaßlichen Rückzug aus dem Projekt Fort Trump schweige, bedeute dies nur eines: Wladimir Putin unterstütze dies nachdrücklich und drücke die Daumen dafür – schreibt die konservative Rzeczpospolita am Dienstag.
Władimir Putin
Władimir PutinPAP/EPA/MICHAEL KLIMENTYEV / SPUTNIK / KREMLIN POOL

Wenn Moskau den Abzug von US-Soldaten aus Deutschland nicht laut kommentiere und zu Berichten über den mutmaßlichen Rückzug aus dem Projekt Fort Trump schweige, bedeute dies nur eines: Wladimir Putin unterstütze dies nachdrücklich und drücke die Daumen dafür – schreibt die konservative Rzeczpospolita am Dienstag. Putin sei sich als KGB-Oberst der Strategie des Schweigens bewusst, überzeugt das Blatt. Er wüsste, wann man sprechen und wann man sogar noch lauter sprechen müsse und wann man schweigen sollte. Schließlich, sei es kein Zufall, dass den jüngsten Schülern russischer Schulen beigebracht werde, dass "Sprache Silber und Stille Gold ist".

Als die ersten Berichte über den Abzug eines Teils amerikanischer Streitkräfte aus Deutschland erschienen, bemerkt die Rzeczpospolita, soll Moskau geschwiegen haben und nicht einmal orthodoxe Kreml-Anhänger, die bei Bedarf Russlands Nachbarn gerne mit strategischen Bombern oder Iskander-Raketen drohen, sollen die Sache kommentiert haben. Diesmal zogen sie es vor, ihre Gefühle nicht zu verraten, um dadurch Gegner der Reduzierung der amerikanischen Streitkräfte in Deutschland nicht mit Argumenten zu stärken. Als jedoch Spekulationen über die Überstellung dieser Streitkräfte nach Polen aufkamen, soll die Sprecherin des russischen Außenministeriums gedonnert haben, dass solche Aktionen "gegen die Sicherheit des Kontinents" seien.

Fort Trump wiederum, erinnert die Tageszeitung abschließend, soll schon im Keim im Fadenkreuz der russischen Propaganda und Diplomatie geraten sein. Heute aber schweige Moskau. In seinem Namen sprechen allein vom Kreml finanzierte und außerhalb Russlands operierende Medien, überzeugt in ihrer Schlussfolgerung die Rzeczpospolita am Dienstag.    


rz/ps