Deutsche Redaktion

Coronavirus? Nur bitte ohne Dogmen

08.10.2020 12:55
Die Rzeczpospolita schreibt heute über die Strategie der Regierung zur Vorbeugung der Epidemie.
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Rzeczpospolita: Coronavirus? Nur bitte ohne Dogmen 

Die Rzeczpospolita schreibt heute über die Strategie der Regierung zur Vorbeugung der Epidemie. Hierbei dürfe nichts von vorn herein als selbstverständlich angesehen werden, schreibt in seinem Kommentar Jan Maciejewski. Das Gesundheitsministerium aber, bemerkt der Autor, scheine statt dessen an ein Dogma über die Unfehlbarkeit der eigenen Strategie zur Bekämpfung des Virus zu glauben. Diese Strategie, bemerkt der Autor, sei bereits seit sechs Monaten im Gange, unabhängig vom Wechsel des Leiters des Ministeriums. In der Zwischenzeit aber, sollen nach wie vor Erklärungen der Minister zu den wichtigsten Fragen fehlen. Wie hoch könne das tatsächliche Ausmaß der Coronavirus-Infektion sein? Wie viel Prozent aller Infizierten seien tatsächlich in der Statistik enthalten?

Wichtig sei auch die Frage über die Kosten der steifen Regierungsstrategie. Wie viele Krankenhausabteilungen seien derzeit wegen Quarantäne geschlossen? Wie sehr sei die Diagnose von Krebs, Herzerkrankungen und anderen chronischen und tödlichen Krankheiten zurückgegangen? Wie werde sich der Übergang auf ärztliche Ratschläge per Telefon auf die Gesundheit der Polen auswirken? Nur ein Vergleich der Auswirkungen der Maßnahmen, glaubt der Autor, und der daraus resultierenden Kosten, wäre der Ausgangspunkt für ein Gespräch über die optimale Strategie.

Ärzten, die es wagen, die Handlungen des Ministeriums zu kritisieren, sollen Denunziationen oder gar der Entzug des Rechts auf die Ausübung der ärztlichen Praxis drohen. Sie sollen auch als Covid-Skeptiker abgestempelt werden. Journalisten, so Maciejewski am Schluss, seien deshalb die zweite Gruppe nach den Ärzten, deren Leitidee in der Zeit der Epidemie nicht auf Dogmen basieren sollte. Politiker seien nämlich während der Pandemie in gewisser Weise Geiseln der Emotionen der Bevölkerung. Die Neugier und Verantwortung der Medien, so das Fazit, sei heute buchstäblich eine Frage von Leben und Tod der Polen.

DGP: Polen wollen sich nicht impfen lassen 

Mehr als die Hälfte der Polen habe Angst vor einer Coronavirus-Infektion - das soll aus den Ergebnissen einer Umfrage vom vergangenen Wochenende für den privaten Radiosender RMF FM und die Tageszeitung "Dziennik Gazeta Prawna" hervorgehen. Gleichzeitig zeige die Umfrage, dass fast ein Drittel der Befragten nicht beabsichtige, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen, falls ein solcher Impfstoff auf den Markt treffe. Die meisten glauben demnach auch, dass eine Impfung gegen SARS-CoV-2 nicht obligatorisch sein sollte.

Ein solches Ergebnis, sollen Ärzte und Experten gegenüber der Tageszeitung erklären, die versuchen, zu Impfungen zu überzeugen, könnte man als Misserfolg ihrer Bemühungen ansehen. Sie sollen hierbei aber nicht nur Ärzte, sondern auch das Bildungssystem und verschiedene staatliche Dienstleister beschuldigen. Die Ärzte sollen jedoch betonen, dass eine gewisse Dosis Skepsis unter den Befragten verständlich sei, da es sich um ein Präparat handle, das noch nicht zur Anwendung zugelassen worden sei. Wenn dies bei bereits auf dem Markt befindlichen Impfstoffen der Fall wäre, heißt es im Blatt, wäre die Situation besorgniserregend. Die Ergebnisse der Umfrage, bemerkt das Blatt abschließend, stimmen mit dem Impf-Plan der Regierung gegen das Virus überein, der Impfungen selbst für Personen mit hohem Risiko nicht obligatorisch mache.

DoRzeczy: Der arrogante Geist eines Imperiums

Das Interview des Deutschlandfunks mit der stellvertretenden Vorsitzenden des Europäischen Parlaments, Katarina Barley, hallt noch immer durch die polnische Presse. Die stellvertretende Leiterin des EP, Katarina Barley, forderte kürzlich einen verstärkten Druck auf Ungarn und Polen im Zusammenhang mit der angeblichen Bedrohung der Rechtsstaatlichkeit in beiden Ländern. Die Politikerin sagte unter anderem, dass Ungarn "finanziell ausgehungert" werden sollte. Sowohl der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer als auch der CDU-Generalsekretär Paul Ziemak, schreibt das Nachrichtenportal des Wochenblatts DoRzeczy, sollen sich von diesen Worten distanziert haben. Die Wahl der Worte von Barley, soll der sächsische Ministerpräsident auf Twitter gesagt haben, zeige einen Mangel an historischem Bewusstsein und eine Haltung, die nicht gut für die Zukunft Europas sei. Seiner Meinung nach seien nur Argumente und Debatten auf Augenhöhe überzeugend. Erpressungen seien keine Option. Ziemak, so das Online-Blatt, soll Kretschmers Standpunkt ebenfalls unterstützt haben und die Aussagen von Barley für inakzeptabel halten.

DoRzeczy zitiert auch den Kommentar der deutschen Journalistin und Autorin Krisztina Koenen aus dem Onlinemagazin - Tychys Einblick. Ihrer Meinung nach zeugen die Aussagen von Katarina Barley in ihrem Interview mit dem Deutschlandfunk von einem arroganten und herablassenden Geist eines Imperiums, das sich an seine ungehorsamen Untertanen wende. Sie beschuldige auch den Deutschlandfunk, lesen wir am Schluss, dass obwohl der Radiosender zugab Barleys Aussage manipuliert zu haben, ihre Worte über "das Aushungern Ungarns“, noch immer nicht aus dem Interview gestrichen wurden.    

Piotr Siemiński