Deutsche Redaktion

Ein Blogger stellt Lukaschenkas Regime bloß

07.12.2020 12:39
In der aktuellen Ausgabe veröffentlicht die Wochenzeitschrift Plus Minus ein Gespräch mit dem sich in Warschau aufhaltenden belarussischen Blogger Sciapan Puciła.
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PLUS MINUS: Feind des Systems

In der aktuellen Ausgabe veröffentlicht die Wochenzeitschrift Plus Minus ein Gespräch mit dem sich in Warschau aufhaltenden belarussischen Blogger Sciapan Puciła. Seine Internetaktivität habe die Proteste in Belarus an die große Glocke gehängt, erinnert das Blatt. Seine Kanäle werden täglich von fast drei Millionen Internetnutzern verfolgt. Auf die Frage, wie groß die Bedeutung der neuen Technologien bei der letzten Revolution in Belarus sei, antwortet der 22-jährige, die Umwandlungen hätten bereits im Mai, noch vor der Präsidentschaftswahl begonnen. Zu den ersten Konfrontationen mit dem Regime sei es schon im Frühling, kurz nach Bekanntgabe des Wahltermins, gekommen. Die von ihm geleiteten Kanäle hätten sich sehr schnell zu den populärsten im Land etabliert. Sie dienten den Belarussen zum freien und uneingeschränkten Austausch von Informationen – ohne Eingriffe der Zensur. NEXTA und NEXTA Live seien Zonen von Freiheit, deshalb werden sie von den Machthabern bekämpft, meint Puciła. Zuerst habe man die Kanäle als extremistisch eingestuft, dann habe man ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet. Die Staatsanwaltschaft in Minsk habe von Polen auch seine Auslieferung gefordert. Es habe sich schnell herausgestellt, dass sein Kollege und er die wichtigsten Medien der Revolution leiten. Sie hätten mehr oder weniger den Verlauf der Proteste koordiniert, indem sie die Anweisungen der Bürger veröffentlichten, wo und wann man eine Kundgebung veranstalten wolle. Sie hätten auch die Termine der kommenden Versammlungen bekannt gegeben, sagt Sciapan Puciła.

Wollen Sie sagen, dass Präsident Lukaschanko, der über ein ausgedehnten Staatsapparat verfüge, einen 22-jährigen Blogger nicht unter Kontrolle bringen könne, lautet die nächste Frage. Die Machthaber hätten alles getan, um ihm das Funktionieren zu erschweren. Wäre er in Belarus geblieben, würde er schon längst im Gefängnis sitzen. Man habe ihn und seine Mitarbeiter unter Druck gesetzt, in den staatlichen Medien seien zum Beispiel die Personalien ihrer Familienmitglieder veröffentlicht worden. Letztendlich habe Belarus ihre Auslieferung gefordert.

Der Auslieferungsantrag habe aber sein Leben keineswegs beeinflusst, sagt der Blogger Sciapan Puciła weiter. Dieser Schritt würde nur die erbärmliche Lage der Machthaber in Minsk und ihre Ratlosigkeit unterstreichen. Sie, ein 22-Jähriger und sein drei Jahre älterer Kollege, die den Bürgern einen freien Austausch von Informationen ermöglicht hätten, seien zu den wichtigsten Feinden des Systems geworden. Er sei sich dessen bewusst, dass er sich momentan in einem demokratischen Land befinde und dass er in Polen sicher sei, so Sciapan Puciła im Gespräch mit der Wochenzeitschrift Plus Minus.


DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Strom wird teurer

Die hohen Strompreise würden den Polen zu schaffen machen, stellt die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna fest. Dazu solle es in den kommenden Monaten noch weitere Preiserhöhungen geben, informiert das Blatt. Im kommenden Jahr würde eine durchschnittliche polnische Familie um die 100 Zloty mehr für ihre Stromrechnungen zahlen müssen. Grund dafür sei die Leistungsgebühr, die auf das Konto der Stromanbieter fließen werde. Darüber hinaus würden die Firmen weitere Erhöhungen anstreben. Es könnte also sein, dass die monatlichen Rechnungen noch höher sein werden. Dennoch würden die Polen für Strom weniger zahlen als Bürger in anderen EU-Staaten.

Die so genannte Leistungsgebühr soll an ältere Kohlekraftwerke weitergeleitet werden, die wegen ihrer schwindenden Konkurrenzfähigkeit Verluste verzeichnet hatten, so Dziennik/Gazeta Prawna.

FAKT: Ist das Schlimmste vorbei?

Von einer doch überraschenden Tendenz berichtet die Tageszeitung Fakt. Es geht um die Zahl der Covid-Neuinfektionen in Polen. In den letzten Stunden sei diese Zahl sichtlich gesunken. Den Informationen des Gesundheitsministerium sei zu entnehmen, dass in den vergangenen 24 Stunden weniger als 4,5 Tausend Menschen an Covid erkrankt seien. 92 Menschen seien an den Folgen von Corona gestorben. Es bedeute, dass die Zahl der Infizierungen von Tag zu Tag um die Hälfte gesunken ist.

Eine solch niedrige Zahl der Neuinfizierungen habe man zu letzten Mal Mitte Oktober registriert. Die Zeitung fragt in diesem Kontext ob man in Polen endlich mit einer Verbesserung der pandemischen Lage zu tun habe, liefert aber auf diese Frage keine Antwort.

Geht es nach dem Blatt, seien seit Beginn der Pandemie in Polen über eine Million Menschen erkrankt. Über 20 Tausend seien gestorben, weit über 700 Tausend Kranke wurden gesund, so Fakt.


Jakub Kukla