Alexander Lukaschenka will seine Bürger von "negativen Einflüssen" von außen abzuschneiden, schreibt die Gazeta Wyborcza. Nach einer Reihe von Blockaden gegen Nachrichtenportale sollen belarussische Behörden Beschränkungen für Bürger eingeführt haben, die das Land verlassen wollen. Bisher sollen nur Personen beschränkt worden sein, die nach Weißrussland wollten. Die Grenzen - mit Ausnahme von Russland - seien für sie geschlossen und das Land könne nur auf dem Luftweg erreicht werden.
Offiziell soll das Ausreiseverbot mit der Ausbreitung des Coronavirus zusammenhängen. Interessanterweise, bemerkt das Blatt, soll Alexander Lukaschenka zu Beginn der Pandemie jegliche Sperrungen kritisiert und Staaten verspottete haben, die ihre Grenzen schlossen. Jetzt scheine der Diktator sogar die Nachbarländer vor dem Virus schützen zu wollen.
Der wahre Grund für diese plötzliche Entscheidung, soll die Auswanderung sein, die seit September massenweise stattfinde. Nur nach offiziellen Angaben des belarussischen Innenministeriums sollen in den ersten drei Septemberwochen fast 15.000 Einwohner das Land verlassen haben. Nach Angaben Oppositioneller werde diese Zahl aber mehrfach unterschätzt. Allein in der ukrainischen Hauptstadt sollen in den letzten Monaten rund 30.000 Weißrussen Schutz gefunden haben.
Diplomaten, Politiker und Vertreter internationaler Delegationen, heißt es weiter, sollen das Land ohne Probleme verlassen können. Fahrer von Transportunternehmen, Studenten, Personen, die im Ausland arbeiten oder zur Behandlung oder Beerdigung von nahen Verwandten gehen, erhalten eine Erlaubnis zum Grenzübertritt. Für einige der genannten Gruppen sei dies jedoch nicht das Ende aller Probleme. Weißrussen, die im Ausland arbeiten oder sich dort ärztlich behandeln lassen, könnten das Land nur einmal alle sechs Monate verlassen.
gw/ps