RZECZPOSPOLITA: Zbigniew Ziobro sollte gehen
Zwei Drittel der befragten Polen seien der Meinung, dass Justizminister und der Chef der kleinen Koalitionspartei Solidarisches Polen die Regierungsreihen verlassen sollte, schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita. Dies geht aus einer Meinungsumfrage, die vom Forschungsinstitut Ibris durchgeführt wurde. Ziobro und seine Partei hätten sich lauthals gegen einen Kompromiss bei dem letzten EU-Gipfel ausgesprochen. Auf dem Gipfel hatten die EU-Staaten nach wochenlangem Streit den Weg für den nächsten EU-Haushalt und die milliardenschweren Corona-Hilfen freigemacht. Noch vor dem Gipfel haben Polen und Ungarn mit einem Veto gedroht, weil sie mit dem Rechtsstaats-Mechanismus nicht einverstanden waren.
Ziobros Haltung sei in dieser Hinsicht klar gewesen: Veto oder Tod, erinnert das Blatt. Nach dem EU-Gipfel habe sich seine Partei zu einer Sondersitzung zusammengetan. In einer geheimen Abstimmung sei festgelegt worden, dass Solidarisches Polen die Regierungskoalition doch nicht verlassen werde, sich aber bei der Abstimmung im Parlament in Warschau weiterhin gegen die Billigung des Kompromisses aussprechen werde. Der Ausgang der Meinungsumfrage sei in diesem Kontext keine Überraschung, sagt der Politikwissenschaftler, Professor Wawrzyniec Konarski: die Handlungen der kleinen Partei gehören eher in den Bereich Operette und Groteske und nicht Politik, so das Fazit.
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Sprungbrett in die große Politik?
Dem Schicksal der politischen Junioren widmet die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna einen Artikel. Es dominiere die Ansicht, dass die angehenden Politiker vor allem Kaffee für ältere Kollegen machen. Wenn sein müsse, sorgen sie für ein künstliches Gedränge bei einer Kundgebung oder stellen sich hinter ihren älteren Kollegen, wenn man das Image des Politikers verjüngen müsse. In Wirklichkeit engagieren sich aber die meisten Jugendfraktionen in soziale Arbeit, sorgen für Unterstützung ganz unten, dort wo Vertreter der großen Politik selten zu treffen seien. Außerdem würden sie meistens auch virtuos die sozialen Netzwerke beherrschen. Sie würden daher die Internetseiten sowie die Profile der Parteien und der älteren Kollegen mit Inhalten füllen
Nicht selten würden die Jugendfraktionen quer durch die aktuellen politischen Aufteilungen im Parlament zusammenarbeiten. Es habe sogar einzelne Initiativen gegeben, an denen sich alle Jugendfraktionen beteiligt hätten, stellt das Blatt fest.
Die Jugendfraktion sei immer noch ein Sprungbrett in die große Politik. Man habe zugleich aber keine Garantie, dass sich dieser Weg als erfolgreich erweisen werde. Das jüngste Mitglied der aktuellen Regierung - der 28-jährige Finanzminister Piotr Patkowski - habe diese Etappe einfach übersprungen, da er einen einflussreichen Freund hatte: den Premierminister Mateusz Morawiecki, so Dziennik/Gazeta Prawna über politische Karrieren.
RZECZPOSPOLITA: Dank Lockdown blüht der Büchermarkt
Die Pandemie habe den Lebensstil und die alltäglichen Gewohnheiten der Polen verändert, schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita. Die Veränderungen sehe man unter anderem auf dem Büchermarkt. Die Zahl der verkauften Bücher sei in den letzten Monaten in Polen rapide gestiegen. Der Anstieg habe in diesem Jahr einen zweistelligen Wert erreicht. Diese Tendenz habe man zwar schon im vergangenen Jahr beobachten können, doch seit dem Lockdown im Frühling sei es zu einer Beschleunigung gekommen. Auch im Dezember würden die Verkaufszahlen bedeutend steigen. Das Buch bleibe immer noch eine der populärsten Geschenkideen. In diesem Jahr habe die Pandemie die Entscheidungen der polnischen Kunden zusätzlich beeinflusst. Diese Tendenz bestätigten auch die Verleger. Einige hätten ihre Auflagen sogar verdoppelt. Da sich die Welt gerade mitten in der zweiten Welle der Pandemie befinde, könne man annehmen, dass das größere Interesse für Bücher weiter anhalten werde, meint der Verleger Łukasz Piela im Gespräch mit dem Blatt.
Besonderer Popularität würden sich elektronische Bücher erfreuen, berichtet weiter Rzeczpospolita. Wie im Frühling so auch jetzt sehe man einen besonderen Verkaufsanstieg gerade in diesem Marktsegment. Allem Anschein nach sei es mehr als nur eine vorübergehende Modeerscheinung gewesen, denn diejenigen Leser, die in den ersten Jahresmonaten zu E-Büchern gegriffen hätten, würden sich weiterhin für die digitalen Versionen von Büchern interessieren. Derzeit entwickele sich der Buchmarkt in Polen parallel in zwei Richtungen. Es hätten sich die Befürchtungen nicht bestätigt, dass die wachsende Popularität der elektronischen Bücher die traditionellen Papierausgaben vom Markt verdrängen würden. Momentan würden die Verkaufszahlen sowohl von traditionellen als auch von elektronischen Büchern steigen. Es sei kein Konkurrenzkampf, vielmehr könne man hier von einer gewissen Synergie sprechen, stell die Tageszeitung Rzeczpospolita fest.
Jakub Kukla