Deutsche Redaktion

Was wir dürfen, was nicht

23.12.2020 13:47
Die Unsicherheit im Zusammenhang mit der Pandemie erhöht deutlich die Zahl derjenigen, die als von Gruppenentlassungen umfasst in den Arbeitsämtern gemeldet werden, berichtet in der heutigen Ausgabe die konservative Rzeczpospolita. Außerdem geht es auch darum, was wir in der nationalen Quarantäne dürfen, was nicht. Und um fehlende Kontrollen für Einreisende aus Großbritannien.
Opuszczone ulice miastazdj. ilustracyjne
Opuszczone ulice miasta/zdj. ilustracyjnePAP/Archiwum Kalbar

Rzeczpospolita: Rekordzahl von gemeldeten Gruppenentlassungen

 Die Unsicherheit im Zusammenhang mit der Pandemie erhöht deutlich die Zahl derjenigen, die als von Gruppenentlassungen umfasst in den Arbeitsämtern gemeldet werden, berichtet in der heutigen Ausgabe die konservative Rzeczpospolita. Ende November habe die Zahl der Gemeldeten 70 Tausend überschritten. Das sind doppelt so viele, wie vor einem Jahr und die meisten seit 8 Jahren. Der drastische Anstieg der Meldungen habe bis dato noch keinen deutlichen Anstieg von faktischen Reduktionen in Unternehmen nach sich gezogen. In den letzten 11 Monaten dieses Jahres hätten im Rahmen von Gruppenentlassungen 27,2 Tausend Menschen ihre Arbeit verloren, also um 28 Prozent mehr, als im vergangenen Jahr. “Das ist ein relativ geringer Anstieg vor dem Hintergrund der seit Jahrzehnten größten Rezession”, beobachtet der Vize-Direktor des Polnischen Ökonomischen Instituts, Andrzej Kubisiak. Auch die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen können zu diesem Ergebnis beigetragen haben, so der Experte.

Doch, auch wenn die gefährlichen Ankündigungen nicht sofort realisiert würden, müsse man sich die Frage stellen, was passiert, wenn die Finanzhilfen vom Staat ausgehen, betont in ihrem Autorenkommentar die Publizistin Anna Cieślak-Wróblewska. Zehntausende von Firmen in den geschlossenen Branchen, erinnert die Autorin, hätten keine Möglichkeit, Einnahmen zu erzielen, um sich und ihre Angestellten über Wasser zu halten. Viele von ihnen würden mit Sicherheit Schwierigkeiten haben, sich in der post-pandemischen Wirklichkeit zurechtzufinden. Zudem würden nur die Unternehmen Hilfsgelder erhalten, die durch administrative Entscheidungen geschlossen worden seien. Um diejenigen die indirekt von der Pandemie getroffen worden seien, würden sie indes einen weiten Bogen machen. Ein gutes Beispiel seien Wäschereien, die nach der Schließung von Hotels keine Kunden hätten, oder Catering-Firmen, die Firmentreffen und -events bedient hätten, oder Taxi-Fahrer, die auf Kunden warten, oder…

Fazit: Die Krise auf dem Arbeitsmarkt werde noch lange dauern. Es sei verständlich, dass sich die Regierung auf dem Löschen von Bränden im Gesundheitswesen und der Wirtschaft konzentriert. Langsam sei es aber an der Zeit, auch längerfristig zu denken. Darüber, welche Unterstützung die Unternehmen brauchen, um auf den Wachstumspfad zurückzukehren. Und wie Polen die Rekordhilfen aus der EU nutzen könne, so das es allen diene, und nicht nur den Zustimmungswerten des Regierungslagers, so Anna Cieślak-Wróblewska in der Rzeczpospolita. 

 

Gazeta Wyborcza: Was wir dürfen, was nicht

Die linksliberale Gazeta Wyborcza fasst in der heutigen Ausgabe die Einschränkungen zusammen, die vom 28. Dezember bis zum 17. Januar gelten sollen und antwortet auf die häufigsten Fragen. Ob man auf eine Silvesterparty werde gehen können? Nein. Clubs, Pubs und Diskotheken seien mindestens bis zum 17. Januar geschlossen. Ob man im Fitnessstudio oder Schwimmbad trainieren dürfe? Nein, Schwimmbäder und Fitnessstudios bleiben weiterhin geschlossen. Ausnahme seien Einrichtungen, in denen sich Profi-Sportler auf Wettkämpfe vorbereiten. Ob Hotels geöffnet sein werden? Ja, aber nicht für Privatzwecke. In Hotels würden Bauarbeiter, Ärzte, Flugzeug-, Schiffs- und Bahncrews, LKW-Fahrer, Soldaten, Profi-Sportler und Diplomaten übernachten dürfen. Restaurants? Nein, auch diese würden mindestens bis zum 17. Januar geschlossen bleiben. Essen werde man ausschließlich zum Mitnehmen bestellen können. Theater, Konzerte, Kinos? Geschlossen. Fußballspiele? Finden weiterhin ohne Publikum statt. Friseure? Ja, unter der Bedingung, dass nur Friseure und Kunden im Salon sind und der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten wird. Bibliotheken? Ja, eine Person pro 15 Quadratmeter. Einkaufszentren? Ja, ein Teil der Geschäfte, darunter Lebensmittelläden würden geöffnet sein, lesen wir in der Gazeta Wyborcza. 

 

Rzeczpospolita: Illusorische Kontrolle

Ab Dienstag bis mindestens zum 6. Januar sind die Flugverbindungen mit den britischen Inseln, im Zusammenhang mit der Mutation des Coronavirus in Großbritannien, auch hierzulande suspendiert. Doch wie hat eigentlich die Kontrolle der Einreisenden aus Großbritannien kurz vor der Suspension ausgesehen, fragt Rzeczpospolita.

 Auf den britischen Inseln, erinnert das Blatt, würden über eine Million Polen wohnen. Die polnische Regierung habe ihnen bis Montag Mitternacht die Möglichkeit gegeben, noch vor Weihnachten in die Heimat zurückzukehren. Allein am Montag seien aus britischen Flughäfen über 10 Tausend Personen eingereist. Wie viele genau? Niemand, so das Blatt, habe solche Statistiken geführt. Die Regierung habe auch keine Kontrollen auf den Flughäfen eingeführt, nur freiwillige Tests. Ergebnis: Für die Tests hätten sich 1369 Einreisende gemeldet, etwa 10 Prozent aller Eingereisten. Auf die Frage, ob es positive Testergebnisse gegeben habe, habe die Zeitung keine Antwort erhalten. 

Wieso habe es keine strengeren Kontrollen gegeben? Nicht einmal eine Quarantäne-Pflicht? Seit Montag werde die Regierung scharf für ihre Entscheidung kritisiert und versuche sich zu rechtfertigen. Unter anderem von der Opposition, laut der alle Eingereisten gleich nach der Landung getestet und Infizierte auf Quarantäne geschickt werden sollten. Epidemiologe Włodzimierz Gut verteidigt die Regierenden. Die Polen auf den Inseln hätten eine Rückkehr-Chance verdient. Und die Regierung habe relativ schnell reagiert. Der erste Anstieg von Infektionen sei am 17. Dezember verzeichnet worden, heute sei der 22. In der Skala eines ganzen Staates seien vier Tage für eine Reaktion keine lange Zeit, so der Professor im Interview mit der Rzeczpospolita.

 

Autor: Adam de Nisau