FORSAL.PL: Georgier sind die neuen Polen
In Deutschland beginne die Spargelernte. Jahrelang hätten sich daran Helfer aus Polen und Rumänien beteiligt. Doch vielen von ihnen würde es sich inzwischen nicht mehr lohnen, auf deutschen Feldern zu schuften, schreibt das Internetportal Forsal.pl und beruft sich dabei auf Berichte deutscher Medien. Noch vor zwanzig Jahren sei die wirtschaftliche Situation in Polen und anderen Ländern Osteuropas eine gänzlich andere gewesen. Damals hätten viele Polen kaum eine andere Wahl gehabt, als sich in Deutschland als Spargelstecher zu verdingen. Inzwischen habe sich die finanzielle Situation vieler Polen deutlich verbessert. Die harte Feldarbeit hätten rumänische Frauen und Männer übernommen. Aber auch die Rumänen könnten sich bald bei der Spargelernte in der Bundesrepublik nicht mehr blicken lassen. Sie seien für Rumänen keine attraktiven Arbeitgeber mehr, gibt der Verbandsvorsitzende der ostdeutschen Spargelanbauer zu. Denn mehr als den Mindestlohn von 9,50 Euro pro Stunde könnten er und seine Kollegen nicht zahlen.
Auf der anderen Seite gebe es keine Deutschen, die die schwere Feldarbeit übernehmen würden. Es sei ein harter Job, zwischen acht und zehn Stunden täglich, der aber nur drei Monate lang betrieben werden könne. In Deutschland würde sich jemand nur in einer absoluten Ausnahmesituation dafür entscheiden. Solche Beispiele habe man im Jahr 2020 gesehen. Auf den Spargelfeldern habe man damals Menschen gesehen, die gerade in ihren Firmen eine Auszeit wegen der Pandemie hatten. Inzwischen seien sie zu ihren üblichen Jobs zurückgekehrt. Deshalb wollten es deutsche Bauern in dieser Saison mit Erntehelfern aus Georgien probieren, lesen wir auf der Internetseite Forsal.pl.
PLUS MINUS: Neue Methoden, alte Gefahren
In einem Gespräch mit der Wochenzeitschrift Plus Minus spricht der Schriftsteller Bronisław Wildstein vom Zusammenbruch der westlichen Zivilisation. Es sehe dabei eine Parallele zwischen der kommunistischen Ideologie und gegenwärtigen Gefahren. Der neue Totalitarismus habe eine Form, die auf den ersten Blick nichts mit dem Kommunismus gemein habe. Sowohl die Kommunisten als auch die Nazis hätten über nur ein Entscheidungszentrum verfügt, wo man jegliche Aspekte des menschlichen Lebens unter Kontrolle bringen wollte. Man habe versucht, das gesamte soziale Leben der Ideologie unterzuordnen. Heute sei es anders, die Entscheidungen würden an mehreren Orten getroffen, auch wenn das Ziel das gleiche sei.
Auch die Vorgehensweise sei heutzutage anders. Die totalitären Ideologien des 20. Jahrhunderts hätten sich einer bloßen, physischen Gewalt bedient. Heute richte sich die Gewalt vor allem gegen die symbolische Sphäre. Wie dem auch sei, sehe der Grundgedanke identisch aus: man wolle einen neuen Menschen schöpfen und die Kontrolle über alle Dimensionen seines Lebens übernehmen. Die Frage, die ihn in den letzten Jahren besonders beschäftige laute, wieso man aus der Vergangenheit nichts gelernt habe, sagt Wildstein. Die Gefahren habe man schon in der Antike erkannt, sagt der Publizist weiter. Aristoteles habe doch bewiesen, dass die übertriebene Ausdehnung einer Tugend mit ihrer Verneinung ende. Ein Exzess der Freiheit zerstöre die Freiheit. Dies habe man am Beispiel vom Kommunismus seht gut sehen können. Einem, wie sich gezeigt habe, repressiven totalitären System hätten doch die Ideale von Freiheit und Gleichheit zu Grunde gelegen.
Der Liberalismus sei eine Lösung, die im Grunde dem Totalitarismus den Weg ebne, erklärt Wildstein weiter. Der liberale Gedenke sei auf einer falschen Annahme, einem anthropologischen Fehler fundiert. Das Zentrum des liberalen Denkens sei das Individuum, ein einzelner Mensch. Dies sei aber ein Missverständnis. Der Mensch finde erst dank der Kultur und der Zivilisation zu sich selbst. Man könne das Wesen des Menschen nicht ohne den zivilisatorischen Rahmen erfassen, in dem er funktioniere. Der Liberalismus habe eine Fiktion ausgedacht, ein Menschenbild, das es nie gegeben habe. Dieser Fehler habe aber zu dem Versuch geführt, einen neuen Menschen zu erschaffen. Ein gänzlich emanzipiertes Wesen ohne kulturellen Hintergrund. Ohne Kultur werde der Mensch aber nur zu einer total einsamen und wehrlosen Materie, die man man frei formen könne, lautet die Diagnose von Bronisław Wildstein in Plus Minus.
SUPER EXPRESS: Auf dem Weg zur politischen Scheidung
Am Wochenende habe die Partei Porozumienie – Verständigung – eine Konvention veranstaltet, die man als die erste Stufe zum Ausstieg aus der Regierungskoalition deuten könne, schreibt die Tageszeitung Super Express in ihrem Politikteil. Die Scheidung sei noch vor uns, aber man habe ganz klar gesehen, dass Vizepremier Jaorsław Gowin eine Separation verkündet habe. Seinen bisherigen und künftigen Wählern habe der Politiker vor Augen gestellt, dass die Zeit der Vereinten Rechten vorbei sei. Gowin werde nun versuchen, seine Gruppierung als eine moderne christdemokratische Partei darzustellen. Somit nähere er sich den Bauernpartei PSL. Dieses Manöver resultiere höchstwahrscheinlich aus der Überzeugung, dass sowohl seine Partei als auch der zweite Koalitionspartner der PiS, die Gruppierung Solidarisches Polen um Justizminister Zbigniew Ziobro bei der kommenden Wahl keine Plätze auf den Wahllisten der Recht und Gerechtigkeit bekommen würden, so Super Express über den nahenden Bruch der regierenden Koalition in Polen.
Jakub Kukla