Deutsche Redaktion

Nach Tschechien ist auch Bulgarien im Visier der Russen

27.04.2021 11:54
Agenten des russischen Militärgeheimdienstes kreisen in Europa, schreibt die Rzeczpospolita am Dienstag.
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Rzeczpospolita: Nach Tschechien ist auch Bulgarien im Visier der Russen

Agenten des russischen Militärgeheimdienstes kreisen in Europa. Es folgen Explosionen in Munitionsdepots und Fabriken, schreibt Andrzej Łomianowski in der Rzeczpospolita am Dienstag. Vor sieben Jahren wurde ein Munitionsdepot im tschechischen Vrbetice gesprengt. Jetzt habe sich herausgestellt, dass dort Munition explodiert ist, die vom bulgarischen Waffenhändler Emilian Gebrew gekauft wurde und für die ukrainische Armee bestimmt gewesen sei.

In Bulgarien, erfahren wir, sei es zwischen Februar 2014 und April 2015 ebenfalls zu Explosionen in sieben Munitionsfabriken und deren Depots gekommen.
Ab 2014, heißt es weiter, sollen russische Geheimdienstoffiziere, die auch für den Vergiftungsversuch an Sergej Skripal in Großbritannien und die Explosion in Tschechien verantwortlich seien, begonnen haben, sich in den bulgarischen Depots herumzutreiben. Sieben von ihnen seien identifiziert worden, darunter zwei, die im April 2015 versuchten, den bulgarischen Waffenhändler Gebrew mit dem Nervengift Nowitschok zu vergiften.

Gleichzeitig habe Sofia im vergangenen Jahr mehrere russische Diplomaten ausgewiesen und die bulgarische Spionageabwehr im März ein russisches Spionagenetzwerk zerschlagen, das sich aus ehemaligen und aktuellen Offizieren des eigenen Militärgeheimdienstes zusammengesetzt haben soll.

Es handle sich um ein politisches Spiel, schreibt Łomianowski abschließend, weshalb nur ein Teil der Informationen zu uns gelange. Man wüsste jedoch genug, um zu dem Schluss zu kommen, dass die Explosionen in Tschechien, Bulgarien und Vergiftungen eine große Sonderoperation des Kremls waren, die sich vor allem gegen Waffenlieferungen an die Ukraine gerichtet haben, lesen wir in der Rzeczpospolita.

Dziennik: In Deutschland gibt es keine Staatsmänner, nur Geschäftemacher

Dziennik indes, schreibt über ein Gespräch mit dem ehemaligen Außenminister Witold Waszczykowski. Geht es nach dem ehemaligen Spitzendiplomaten, sei es sehr schwierig, die Kette der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland zu unterbrechen, und das trotz der offensichtlichen Beispiele für die imperiale und kriminelle Politik von Wladimir Putin und der damit verbundenen Korruption. Deutschland sehe das nicht, die Interessen sollen überwiegen. Berlin habe zudem, überzeugt der Europaabgeordnete der Regierungspartei, keine Staatsmänner, sondern nur Geschäftemacher. Aber nur eine effektive Unterbrechung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, glaubt Waszczykowski, könne Russland dazu bringen, seine imperiale Politik aufzugeben. Im Falle Deutschlands, heißt es des Weiteren, sei es leider nicht eine Frage der letzten Jahre, sondern von zwei oder drei Jahrhunderten, wie Russland wahrgenommen werde.

Waszczykowski wurde auch nach der Situation in der Ukraine gefragt. Durch verschiedene Druckmittel, einschließlich strenger Sanktionen gegen Russland, so der ehemalige Außenminister, sollte man Moskau zwingen, seine imperiale Politik aufzugeben und die Gebiete, die es eingenommen habe, zurückzugeben. Sowas, überzeugt der Politiker, sei ganz und gar nicht unmöglich. Es gebe nämlich kein Defizit an Einfluss auf Russland, sondern nur ein Defizit an Willen und Entschlossenheit, wie man Russland dazu zwingen könne.

Der ehemalige Außenminister weist abschließend darauf hin, dass das Europäische Parlament über den Ausschluss Russlands aus dem internationalen SWIFT-Zahlungsnetzwerk nachdenke. Eine andere Lösung sei die Verhängung von Sanktionen gegen jene Kreise, die Putin unterstützen und von seiner Politik leben. Hierbei handle es sich vor allem um Oligarchen und russische Geschäftsmänner, lesen wir in Dziennik über Waszczykowskis Meinung zur angespannten Situation mit Russland.


Piotr Siemiński