Deutsche Redaktion

Belarussische Kultur in einer Sackgasse

10.05.2021 09:34
In einem Gespräch mit der Wochenzeitschrift Plus Minus bringt der belarussische Dichter und Übersetzer Andrej Chadanowicz die Situation der Kulturschaffenden in seinem Heimatland näher.
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PLUS MINUS: Belarussische Kultur in einer Sackgasse

In einem Gespräch mit der Wochenzeitschrift Plus Minus bringt der belarussische Dichter und Übersetzer Andrej Chadanowicz die Situation der Kulturschaffenden in seinem Heimatland näher. Es scheine, als ob das Regime die Situation unter Kontrolle bekommen und die Andersdenkenden zum Schweigen gebracht hätte. Doch das politische Bewusstsein könne man nicht einfach so ausradieren. Darüber hinaus seien die Prozesse, die nach den letzten Präsidentschaftswahlen in Gang gesetzt worden seien, nicht mehr zu stoppen, sagt Chadanowicz. Als Künstler versuche er eine Brücke zwischen Polen und Belarus zu bauen, doch momentan werde die Kulturlandschaft von russischen Inhalten dominiert. Was die Massenkultur anbelangt gäbe es im Grunde keine Grenze zwischen Belarus und Russland. Die zahlreichen russischen Sender hätten in seiner Heimat keine Konkurrenz. Durch Popsongs und andere populäre Inhalte würde die russische Sichtweise kolportiert, sagt der Dichter. Gehe es aber um anspruchsvolle Produktionen gäbe es weitaus mehr Übersetzungen aus dem Polnischen ins Belarussische als aus dem Russischen. Dies hänge unter anderem damit zusammen, dass viele Belarussen Bücher auf Russisch lesen würden, außerdem werde das Herausgeben von belarussischer Literatur vom Staat nicht gefördert. Der Versuch als unabhängiger Herausgeber auf dem Büchermarkt zu funktionieren, sei wie Mission Impossible. In den letzten Jahren seien mehrere polnische Bücher in Belarus erschienen, doch dafür hätten sich Institutionen aus Polen eingesetzt. Insgesamt sei die polnische Kultur in Belarus präsenter als die belarussische in Polen.

Er sei sich dessen bewusst, so Chadanowicz weiter, dass sich die Welt für die belarussische Kultur von alleine nicht interessieren werde. Belarus bräuchte ähnliche Institutionen wie das polnische Buchinstitut oder das deutsche Goethe Institut, die die Sprache und Literatur des jeweiligen Landes im Ausland fördern. Bislang würden sich aber für die Promotion der belarussischen Kunst nur einzelne Privatpersonen einsetzen. Außerdem gäbe es weltweit nur wenige Personen, die im Stande seien, aus dem Belarussischen zu übersetzen. Aus diesem Grund würden viele belarussische Autoren auf Russisch schreiben, weil sie dann die Chance hätten, ein größeres Publikum zu erreichen. Dies sei ein dramatisches Problem, das momentan nicht zu lösen sei. Die Belarussische Kultur befinde sich halt in einer Sackgasse, so Andrej Chadanowicz im Gespräch mit Plus Minus.

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Opposition kommt in Schwulitäten

Er drücke die Daumen für den aktuellen Chef der, immer noch, größten Oppositionspartei Bürgerplattform (PO), sagt in einem Gespräch mit dem Blatt Dziennik/Gazeta Prawna der Politiker der regierenden Partei Recht und Gerechtigkeit PiS, Marek Suski.

Vergangene Woche hätte die regierende Partei nach Absprache mit den Linken die Ratifizierung des Wiederaufbaufonds durch das Unterhaus gebracht. Die zahlreichste Oppositionspartei habe daraufhin die Linken aufs Schärfste kritisiert. Man habe in Bezug auf das Verhalten der Linken sogar von einem Verrat gesprochen. Die Abgeordneten der Bürgerplattform hätten sich der Stimme enthalten, erinnert das Blatt.

Geht es nach Marek Suski beschäftige sich ein großer Teil der Oppositionsparteien mit Angelegenheiten, die zweitrangig seien. Die Linken hätten sich nun für einen klaren Weg entschlossen, das Schwanken der Bürgerplattform dagegen resultiere mit weiteren Verlusten in den Meinungsumfragen. Er glaube, dass in den kommenden Monaten viele PO-Wähler ihre Unterstützung auf die Linken übertragen werden. In diesem Kontext drücke er die Daumen für Borys Budka, damit er seinen Posten des Parteichefs der Bürgerplattform behalte und die Partei zum endgültigen Fall bringe, so Suski in Dziennnik/Gazeta Prawna.


Jakub Kukla