Deutsche Redaktion

Der Zaubertrunk der politischen Unsterblichkeit

02.07.2021 11:25
Die Rzeczpospolita schreibt am Freitag, dass Polens Politiker nach einem magischen Weg suchen, um die nächsten Wahlen zu gewinnen. Ein Teil der Opposition, heißt es, glaube sogar, dass es Donald Tusk sein wird, der zurückkomme und plötzlich Misserfolge in Siege verwandeln werde.
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Rzeczpospolita: Der Zaubertrunk der politischen Unsterblichkeit

Die Rzeczpospolita schreibt am Freitag, dass Polens Politiker nach einem magischen Weg suchen, um die nächsten Wahlen zu gewinnen. Ein Teil der Opposition, heißt es, glaube sogar, dass es Donald Tusk sein wird, der zurückkomme und plötzlich Misserfolge in Siege verwandeln werde. In den Reihen der Regierungspartei soll hingegen monatelang ein magischer Glaube an den neuen Wirtschaftsplan ("Polnische Ordnung") geherrscht haben, der ein wahrer Zaubertrunk der politischen Unsterblichkeit sein sollte.

Die Alchemisten der Regierungspartei, heißt es weiter, seien überzeugt gewesen, dass alle Wunden, die der PiS in den letzten Monaten zugefügt wurden, von der Abtreibungsbattalie bis zur Pandemie, auf wundersame Weise geheilt werden könnten. Es reiche aus die Wertschätzung der Wählergruppen, die sich bisher nicht als Bürger erster Klasse gefühlt haben, zu emanzipieren. Ein solches Elixier soll das 500+ Kindergeld gewesen sein, aber dieser Zaubertrunk, geht es nach dem Autor Michał Szułdrzyński, sei bereits alle.

Und genau aus diesem Grund sei die "Polnische Ordnung" entstanden. Die Opposition, so Szułdrzyński, sei tatsächlich anfangs wie erstarrt gewesen, denn der Schwung, mit dem die Regierung die Steuern für die Mehrheit senken, während sie eine Minderheit der Spitzenverdiener besteuern wollte, schien ein Schritt zu sein, für den es schwierig sein würde, eine Antwort zu finden, die nicht zu einer Wahlniederlage führen würde. Wer wolle schließlich öffentlich ein Gegner von Steuererleichterungen für Millionen "einfacher Polen" und ein Befürworter der verhassten "Reichen" sein?

Die Idee sei zwar großartig, aber die Parteiführung sei zu sehr mit internen Spielchen beschäftigt, dass sie nicht bemerkt habe, dass sie in der Zwischenzeit die Mehrheit im Parlament verloren habe.

Falls der ehrgeizige Finanzplan der regierenden Konservativen somit realisiert werden sollte, lesen wir, dann nur mit den Stimmen der Linken. Die Frage bleibe, ob in einem so zersplitterten Parlament irgendjemand ein Interesse daran habe, der PiS die Hand zu reichen und für das Programm zu stimmen, das ihr einen weiteren Sieg bescheren könnte?

niezależna.pl: Die Fortsetzung von Donald Tusk

Jacek Liziniewicz schreibt für das regierungsnahe Internetportal niezależna, dass alles den Anschein habe, dass der ehemalige Ministerpräsident der Opposition - Donald Tusk - tatsächlich bald sein Comback feiern könnte. Er wolle die Bürgerplattform umkrempeln und Aufruhr in Polens politischen Szene schüren. Seine Rückkehr soll sogar das Comeback des Jahrzehnts, oder sogar der letzten dreißig Jahre sein. Der Autor selbst glaube das nicht, dass das Comeback von Donald Tusk ein großer Erfolg werde, denn obwohl er ein fähiger und erfahrener Politiker sei, sollen seine glorreichen Tage hinter ihm liegen. Alles erinnere ein wenig an die Filmwelt, lesen wir, die aus Mangel an Ideen auch mit Gefühlen spiele. Wer möchte nicht Sylvester Stallone erneut als Rambo oder Harrison Ford als Indiana Jones sehen?

Sicherlich würden Millionen ins Kino gehen, um am Ende festzustellen, dass Ford als "Jäger des verlorenen Schatzes" auf der Suche nach der Bundeslade besser aussah als im Jahr 2022. Aus dieser Perspektive könnte auch Tusks Aufwand vergeblich sein. Man sollte bedenken, so Liziniewicz, dass ältere Schauspieler oft heldenhaft sein müssen, um etwas gedreht zu bekommen. So wie Ford, der sich während einer Stuntszene verletzt haben soll. In der Politik, heißt es weiter, scheine es physisch einfacher zu sein, aber es sei viel schwieriger, ein Fernsehheld zu werden. Die Zeiten, in denen Tusk als Regierungschef auf die Gunst der größten polnischen Medien zählen konnte, sei nämlich längst vorbei. Jetzt müsste er sich in einem politischen Kampf bewähren. Ohne eine Idee und einen medialen Vorteil sei er zum Scheitern verurteilt. Sein Comeback, lautet Liziniewiczs Fazit auf niezależna.pl, würde eine ebenso erfolglose Fortsetzung sein, wie im Fall von Ex-Präsident Wałęsa oder Kwaśniewski.


Piotr Siemińśki