Deutsche Redaktion

Wo zwei sich streiten, profitiert der Dritte

27.09.2021 11:18
Dieses alte Sprichwort passe perfekt zum Streit zwischen der polnischen Kohlegrube Turów und den Tschechen.   
PGE, Elektrownia Turów
PGE, Elektrownia TurówPGE Polska Grupa Energetyczna/Twitter

DoRzeczy: Wo zwei sich streiten, profitiert der Dritte 

Dieses alte Sprichwort passe perfekt zum Streit zwischen der polnischen Kohlegrube Turów und den Tschechen. Prag kämpfe gegen Warschau, und Brüssel profitiere. Dieser Meinung ist Ladislav Jakl - Leiter des Beraterteams des ehemaligen Präsidenten Vaclav Klaus. Sein Kommentar zu der Angelegenheit ist in der tschechischen Presse erschienen und wurde von dem rechts-konservativen Wochenblatt DoRzeczy übersetzt und veröffentlicht.

Große Bergwerke wie Turów, soll Jakl in einem Feuilleton schreiben, hätten immer eine große Auswirkung auf die Umgebung. Viele Anwohner würden sich beklagen, vor allem über sinkende Grundwasserstände und austrocknende Brunnen. Die Eigentümer und Arbeiter des Bergwerks auf der anderen Seite würden sagen, dass dieses Problem Hunderte von Menschen auf beiden Seiten der Grenze betreffe. Das Bergwerk, heißt es weiter, würde im Gegenzug aber fast zwei Millionen Menschen mit Energie und Wärme versorgen und Tausende Arbeitsplätze schaffen. Den Bergbau somit hier zu stoppen, wäre so, zitiert das Blatt Jakls Sichtweise, als würde man die Henne töten, die goldene Eier legt.

Von polnischer Seite werde behauptet, der tschechische Staat habe sich in den Streit eingemischt, weil er den polnischen Zugang zu Energiequellen einschränken wolle, um sie zu einem überhöhten Preis an Polen verkaufen zu können. Der tschechische Staat seinerseits, fährt der ehemalige präsidentielle Berater fort, könne die Stimmen einer besorgten Einwohnerschaft nicht ignorieren, insbesondere nicht kurz vor einer Wahl. Bis zu diesem Punkt, sei der Streit durchaus verständlich gewesen. Der Streit Ende dann gewöhnlich mit einer Einigung. Polen, überzeugt Jakl, hätten aber offener für Entschädigungsforderungen sein müssen. Die Tschechen hingegen hätten nicht an der einzigen Lösung festhalten dürfen: der Schließung der Kohlgrube. Gehe es nach Ladislav Jakl, sei die Tragödie erst dann passiert, als sich Tschechien an den Gerichtshof der Europäischen Union gewandt habe. Und Brüssel sei jetzt froh, die Peitsche für beide Länder in der Hand zu halten.

Mit seiner Klage habe der tschechische Staat zugegeben, dass er kein souveränes Land sei und dass in Zukunft andere für ihn alles ohne seine Beteiligung entscheiden werden. Der Streit, der im Kern vor allem wirtschaftlicher Natur sei, werde die Nachbarschafts- und Bündnisbeziehungen zwischen beiden Ländern mit Sicherheit ernsthaft beeinträchtigen.

Jakl erwarte auch, dass die Klage gegen den tschechischen Staat wegen der brennenden Deponie in Heřmanice, aus der kontaminiertes Wasser in die Oder und weiter nach Polen fließe, bald dem EU-Gerichtshof vorgelegt werde. Polen würden sich dadurch allerdings, genau wie Prag im Fall Turów vor allem selbst schaden.

Jakl rät deshalb als Schlussfolgerung, dass beide Nachbarländer nicht gegeneinander in Brüssel klagen sollten. Man dürfe die Bestie, wie er Brüssel nenne, nicht füttern. Polen und Tschechen sollten ihre Probleme selbst miteinander lösen. Indem man Brüssel in den Streit verwickele, lautet Ladislav Jakls Fazit, würden beide Staaten Brüssel eine Waffe in die Hand geben, die schon bald gegen sie selbst gerichtet werden könnte.


Super Express: Ganz Polen sah, was wir schon seit zwei Jahren mit anschauen müssen 

In einem Kommentar für die Boulevardzeitung "Super Express" erinnert Politiker Adrian Zandberg von der Linken an die mediale Aufruhr, die kürzlich wegen der Geburtstagsfeier eines bekannten Journalisten ausgebrochen ist. An der Feier haben sowohl Politiker der Opposition als auch der Regierungspartei teilgenommen. Zandberg stellt fest, dass die Aufnahmen der Feier sich deutlich von dem unterscheiden, was man gewöhnlich aus den Fernsehnachrichten gewohnt sei.

Ganz Polen habe einfach gesehen, so der Politiker der Linken, was er seit zwei Jahren in den Korridoren des Parlaments beobachte. Zandberg gibt zu, dass dieser Kontrast anfangs auch die Abgeordneten seiner Fraktion schockiert habe. Er und seine Parteikollegen, lesen wir, hätten sich schon daran gewöhnt, dass der rituelle Hass zwischen Politikern plötzlich verschwinde, wenn keine Kameras auf sie gerichtet seien. Dieselben Leute, lesen wir, sollen dann untereinander Witze machen, Ratschläge austauschen, wohin man in den Urlaub fahren sollte, oder einfach nur miteinander auf ein Bier gehen.

Der Abgeordnete der Linken sieht darin ein hohes Maß an Heuchelei und unterstreicht, dass viele Politiker davon überzeugt seien, dass man genau so spielen müsse. Je mehr Geschrei, je mehr Hass, je mehr Vergleiche mit Hitler, Stalin oder anderen Verbrechern, so Zandberg, desto mehr Wähler würden sie anziehen. Er selbst glaube aber, dass ein großer Teil der Bevölkerung Polens es bereits satt habe, so ständig durch den Dreck gezogen zu werden.

Da der Vorhang jetzt erneut gefallen und jeder der Helden des polnisch-polnischen Krieges in flagranti ertappt worden sei, überzeugt der hochrangige Politiker, sei es vielleicht an der Zeit, nicht mehr so zu tun, als würde man sich nicht die Hände schütteln. Der Abgeordnete der Linken weist darauf hin, dass der politische Streit dadurch nicht verschwinden werde und die Abgeordneten weiterhin unterschiedliche Ansichten zu Themen wie Steuern, Abtreibung oder der Haltung zur EU hätten. Aber es sei wirklich nicht nötig, so zu tun, heißt es, als ob ein Bürgerkrieg im Gange wäre und die einzige Möglichkeit, das Heimatland zu retten, darin bestehe, dass den anderen sofort der Teufe hole, lesen wir am Montag im Boulevardblatt Super Express.


Onet.pl: Zweiter Pole im Weltall? 

Eines der größten Nachrichtenportale Polens Onet hat ein Interview mit Oberstleutnant Bartłomiej Harkot durchgeführt. Der polnische Offizier nimmt an einer Rekrutierung teil, die derzeit von der Europäischen Weltraumorganisation durchgeführt wird. Die  Beteiligung Polens an bemannten Raumfahrtmissionen, erklärt Harkot, sei eine Chance, die Position in internationalen Raumfahrtprojekten zu markieren und deutlich zu stärken. Die Präsenz im ESA-Astronautenkorps würde sicherlich auch von wichtigen ausländischen Einrichtungen wahrgenommen werden, so der Raumfahrer.

Darüber hinaus, lesen wir, habe Polen die Möglichkeit, sich am Prozess der Popularisierung des Berufs des Astronauten-Ingenieurs zu beteiligen und als Land wissenschaftliches, geschäftliches und wirtschaftliches Prestige in Europa zu gewinnen. Harkots Meinung nach, würde die Entsendung eines polnischen Astronauten in den Weltraum für Polen sowohl in technologischer Hinsicht von Vorteil sein, da Polen die Möglichkeit hätten, aktiv an verschiedenen Arten von Forschungen und Operationen teilzunehmen, die Entwicklungsmöglichkeiten bieten, als auch in Bezug auf das Image. Polen würde dann als wichtiger strategischer Partner betrachtet werden.

Harkot überzeugt er sei sicher, dass auch die heimische Raumfahrtindustrie von diesem Projekt profitieren könnte. Inwiefern? Dies hänge davon ab, wie sich die Zusammenarbeit bei diesem Projekt gestalten werde. Außerdem, heißt es, würden Polens Aktivitäten die Aufmerksamkeit von Medien und Sponsoren auf sich ziehen, die die gesamte Aktion verfolgen und unterstützen wollen. Dies werde eine ideale Gelegenheit sein, erklärt der polnische ESA-Kandidat abschließend auf Onet, polnische Weltraum-Initiativen an die große Glocke zu hängen.


Piotr Siemiński