Deutsche Redaktion

"Steigt nicht in Flugzeuge nach Minsk ein"

02.11.2021 12:02
„Kommt nicht", so sollte die Botschaft an Menschen aus dem Nahen Osten, Afrika und Zentralasien lauten, die über die Ostgrenze nach Polen einreisen wollen, schreibt Jerzy Haszczyński in der Rzeczpospolita. 
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Rzeczpospolita: Steigt nicht in Flugzeuge nach Minsk ein 

„Kommt nicht", so sollte die Botschaft an Menschen aus dem Nahen Osten, Afrika und Zentralasien lauten, die über die Ostgrenze nach Polen einreisen wollen, schreibt Jerzy Haszczyński in der Rzeczpospolita. Die Behörden in Warschau sollen bereits entsprechende Versuche unternommen haben, um dies zu erreichen. Gleichzeitig käme aber auch eine jahrelange Vernachlässigung ans Licht. Polen habe kein Interesse an der muslimischen Welt und verfüge deshalb nur über wenige Fachleute mit Kenntnissen über deren Kultur und Sprachen. Arabisch werde nur von einer Handvoll Studenten an wenigen Universitäten gelernt.

Auch vor Ort, fährt der Autor fort, gebe es nur wenige Menschen, die mit Polen verbunden seien. Sogar während der kommunistischen Ära, heißt es weiter, seien es mehr gewesen. Der Schlüssel zum Erfolg liege deshalb darin, die lokalen Gemeinschaften über solche „Freunde Polens" zu erreichen. Man müsse hierbei allerdings zugeben, dass selbst die erfahreneren westlichen Länder ein Problem damit haben, Migranten vor der Einreise abzuwenden. Der zweite Schlüssel, lesen wir, sei die Verhandlung mit wichtigen Politikern in der Region. In den letzten Wochen habe Polens Regierung deshalb Treffen mit dem ägyptischen Präsidenten und dem König von Jordanien abgehalten. Auch Polens kurdische Freunde sollen irakische Kurden wirksam davon abhalten, Flugzeuge nach Minsk zu besteigen.

Polen, stellt der Autor fest, sei plötzlich in muslimischen Angelegenheiten erst aufgewacht, als Lukaschenko Zehntausende von Einwanderern ins Land zu schmuggeln versuche. Das Problem werde sich aber auch in naher Zukunft nicht in Luft auflösen. Deshalb rät der Autor, sei es notwendig, in die Beziehungen zu Ländern, aus denen die Einwanderer kommen und in Experten zu investieren. Es lohne sich auch, die Einstellung zu ändern. Es sei nämlich schwierig, muslimische Freunde zu gewinnen, wenn die Anhänger des Islam als Bedrohung für europäische Frauen und als Liebhaber von Sex mit Kühen dargestellt würden.


Biznesalert: Sinnlose Zeitumstellung bleibt für weitere fünf Jahre 

Ab Sonntag gilt wieder die Winterzeit. Die Zeitumstellung werde uns noch länger begleiten, obwohl sie laut Wirtschaft und Politik völlig sinnlos bleibe, schreibt das Nachrichtenportal für Energiewesen Biznesalert.

Eine im März 2019 durchgeführte Umfrage soll ergeben haben, dass fast 80 Prozent der befragten Polen gegen die Zeitumstellung sei. Die überwältigende Mehrheit der erwachsenen Polen bevorzuge zudem die Sommerzeit, falls man wieder auf eine Zeit umsteigen sollte.

Die Zeitumstellung bringe auch keine wirtschaftlichen Vorteile, da sie keine Energieeinsparung ermögliche, und nur mit logistischen Herausforderungen in Banken- und Verkehrssystemen verbunden sei. Aus diesem Grund sollen fast 90 Prozent polnischer Unternehmer beklagen, dass die Zeitumstellung ungerechtfertigt sei.

Besonders störend sei die Zeitumstellung, so die Befragten, überall dort, wo rund um die Uhr Geschäftstätigkeiten ausgeübt werden, etwa im Transport-, Bau- oder Hotelgewerbe. Die aktuelle Zeitumstellung bringe deshalb keine positiven Auswirkungen, schreibt das Nachrichtenportal, und verursache ein zyklisches Chaos im Funktionieren der Wirtschaft und wirke sich negativ auf die psychophysische Verfassung der Bürger aus.

Die Zeitumstellung bleibe leider wegen der Einstellung der Arbeiten an ihrer Abschaffung in der EU-Kommission noch weitere fünf Jahre in Europa. Die Arbeiten zur Beendigung der Zeitumstellung, erfahren wir, sollen auf europäischer Ebene noch vor der Pandemie eingestellt worden sein.

Die Einführung einer offiziellen, mitteleuropäischen Sommerzeit wäre allerdings von Vorteil, überzeugt Biznesalert am Schluss, da die Änderung zwischen März und Oktober nicht spürbar wäre und die Zeit in den meisten EU-Ländern mit Ausnahme von Irland und Portugal gleich bleiben würde. Zwischen Oktober und März würde dann die Sonne eine Stunde später aufgehen. Im Gegenzug hätten EU-Einwohner dann aber am Nachmittag eine Stunde länger Tageslicht, was besser genutzt werden könnte als am Morgen.


Putins Angebot an die westliche Rechte: „Gesunder Konservatismus" statt neomarxistischer Ideologie 

Publizist Grzegorz Górny schreibt im regierungsnahen Nachrichtenportal wPolityce über das jüngste Treffen des Internationalen Diskussionsklubs "Waldai" in Russland. Wladimir Putin, lesen wir, soll dort den Teilnehmern und insbesondere den Gästen aus dem Westen sein ideologisches Programm vorgestellt haben, das er selbst als „gesunden Konservatismus" bezeichne. Sein Angebot richte sich an westliche politische und intellektuelle Kreise, die eine Kulturrevolution befürchten, die sich unter anderem in der Gender-Ideologie und der kritischen Rassentheorie manifestiere. Die Adressaten von Putins Botschaft seien jedoch nicht nur Menschen mit rechtsgerichteten oder konservativen Ansichten, sondern auch Menschen mit gesundem Menschenverstand, die über die irrationale und aggressive Ideologie besorgt seien, die sich in ihr Privatleben einmische.

Im Allgemeinen sei Putins Diagnose klar: Der Westen führe unter dem Einfluss marxistischer Ideologien eine große soziale Manipulation durch. Russland aber, dass ein ähnliches Experiment bereits unter der kommunistischen Herrschaft durchlaufen und einen hohen Preis dafür gezahlt habe, habe nicht die Absicht, sich daran zu beteiligen.

Dieses Argument des gesunden Menschenverstands, so der Autor, spreche viele Konservative im Westen an, die heute weder in christdemokratischen Parteien noch in der institutionellen Kirche oder dem Papsttum Unterstützung finden. Viele Konservative im Westen, überzeugt der Autor, würden deshalb heute mehr Hoffnung in den ehemaligen KGB-Oberst als in den Bischof von Rom setzen, wenn es um die Verteidigung des Christentums gegen die moderne Barbarei gehe. Die Taten und Worte von Putin seien für sie glaubwürdiger als die von Franziskus, den sie einer neomarxistischen Infiltration der Kirche bezichtigen.

In Polen, glaubt Górny am Schluss, hätte man Gottseidank den Vorteil, dass man erstens den Modus Operandi Russlands besser kennen würde als die Menschen im Westen. Zweitens, dass man im Widerstand gegen den, geht es nach dem Autor, Wahnsinn der Gegenwart auf ein solideres Fundament stützen könne als die Konservativen in den säkularen westlichen Gesellschaften, für die der Bewohner des Kremls der letzte Hoffnungsschimmer zur Rettung des Christentums zu sein scheine.


Piotr Siemiński