Deutsche Redaktion

"Stoppt die Inflation"

05.11.2021 12:53
Die Inflation und eventuelle Gegenmaßnahmen gehören weiterhin zu den führenden Themen in den Pressekommentaren. Außerdem geht es auch um die Frage: Wann will Polen denn nun aus der Kohle aussteigen? 
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Die Inflation und eventuelle Gegenmaßnahmen gehören weiterhin zu den führenden Themen in den Pressekommentaren. 

Rzeczpospolita: Stoppt die Inflation

Eine weitere Anhebung der Zinssätze und der Verzicht auf weitere kostspielige Sozialprogramme - darum appelliert in ihrem heutigen Aufmacher, vor dem Hintergrund der galoppierenden Preisanstiege die konservativ-liberale Rzeczpospolita. Wie das Blatt, unter Berufung auf führende Wirtschaftsexperten betont, seien die Entscheidungen der Nationalbank, die die Zinssätze diese Woche von 0,5 Prozent auf 1,25 Prozent angehoben hatte, verspätet. “Um die Inflation im Zaum zu halten, sind eine schrittweise Anhebung der Zinssätze auf mindestens 2 Prozent sowie eine klare Kommunikation der Nationalbank zum Harmonogramm der Anhebungen notwendig”, so der Hauptökonom des Polnischen Ökonomischen Instituts Jakub Sawulski im Gespräch mit dem Blatt. “Der Preis dafür wird eine geringfügige Abschwächung des Wirtschaftswachstums in kurzer Perspektive sein, aber einen anderen Weg gibt es nicht”, fügt der Hauptökonom der Bank ING Bank Śląski Rafał Benecki hinzu. 

Ein Teil der Experten, lesen wir, sei auch der Meinung, dass die Regierung im Streit um die Rechtsstaatlichkeit mit Brüssel einlenken muss, um die Entsperrung des Nationalen Wiederaufbaufonds zu ermöglichen. Schließlich, so der Tenor der Kommentare, sollte die Regierung auf weitere Finanztransfers an die Bürger sowie Steuersenkungen verzichten, da all dies die Nachfrage ankurbelt. “Dieser Ratschlag steht aber im Widerspruch mit dem Programm “Polnische Ordnung”, das einerseits die Einkommen der weniger verdienenden aber andererseits auch die Belastung für Unternehmen erhöhen soll, was einen weiteren Inflationsimpuls darstellen wird”, so der Hauptwirtschaftsexperte der Stiftung FOR, Sławomir Dudek. Daher wäre, laut Dudek, der Verzicht auf das Programm oder seine Suspendierung die beste Lösung, lesen wir in der Rzeczpospolita. 

Gazeta Wyborcza: Polens “ja” und sogar “nein” 

Die linksliberale Gazeta Wyborcza macht auf ihrer Titelseite indes auf widersprüchliche Signale aus der Regierung zum Ausstieg Polens aus der Kohleenergie aufmerksam. Am Mittwochabend, lesen wir, habe Großbritannien einen Erfolg des Klimagipfels in Glasgow verkündet. In dem Kommunique nach dem Gipfel sei zu lesen gewesen, dass die “wichtigsten Wirtschaften” in den 30. Jahren aus der Kohleenergie aussteigen werden, der Rest der Welt zehn Jahre später. Unter den Staaten, die die Deklaration unterzeichnet hätten, seien 18 solche gewesen, die einen so raschen Kohleausstieg bisher ausgeschlossen hätten. Auch Polen, so das Blatt. 

All dies, so die Zeitung, schien eine Sensation zu sein. Besonders da einen Tag vor dem Gipfel, laut Schätzungen der Stiftung Instrat 78 Prozent der ganzen elektrischen Energie in Polen aus Kohlen stammte. Aus Gas - 9 Prozent, Wind - 8 Prozent und Photovoltaikanlagen - 2 Prozent. 

Doch die Freude der Briten habe kurz gedauert. Denn schon am Donnerstag habe der Sprecher des Umweltministeriums geschrieben, dass für Polen erst in den 40. Jahren von einem Ausstieg aus der Kohleenergie die Rede sein könne. Dies sei aber, wie das Blatt betont, ein Ziel, das eigentlich für sich entwickelnde Länder reserviert gewesen sei, zu denen Polen nicht mehr gehöre. “Das Verhalten der polnischen Regierung auf dem Klimagipfel COP26 kann für einen internationalen Skandal sorgen. Die Welt wird solche Manipulationen nicht hinnehmen und die Folgen werden für Polen schmerzhaft sein - denn wer will Geschäfte mit einem Schwindler machen?”, betont Paweł Czyżak von der Stiftung Instrat im Gespräch mit der Gazeta Wyborcza. 

Autor: Adam de Nisau