Rzeczpospolita: Provisorische Silos für die Ukraine?
Die polnische Regierung ist offen für den Bau von provisorischen Silos für ukrainisches Getreide, berichtet in ihrem Aufmacher die konservativ-liberale Rzeczpospolita. Den Vorschlag habe, wie das Blatt erinnert, vor Kurzem US-Präsident Biden gemacht, laut dem eine solche Lösung helfen könnte, die drastischen Preisanstiege auf den globalen Märkten abzumildern. Die Zeit, so das Blatt, würde jedoch drängen. Die Ukraine müsse seine Speicher, in denen sich aktuell etwa 20 Millionen Tonnen Getreide befinden, schnellstmöglich leeren, da schon die nächste Ernte anstehe. Gleichzeitig, so Experten, würde offenbleiben, ob die hiesige Infrastruktur ausreichen werde, um die zusätzlichen Transporte zu bedienen, auch wenn das Getreide in Silos aufbewahrt werden könnte. Laut ersten Schätzungen sei der Bau solcher provisorischen Speicher eine Frage von etwa drei bis vier Monaten, so Rzeczpospolita.
Rzeczpospolita: Führung ohne Glaubwürdigkeit
Vor Berlin und Paris liegt noch ein weiter Weg, bevor sie ihre Glaubwürdigkeit auf dem Kontinent wiederherstellen können, schreibt in seinem Kommentar für die konservativ-liberale Rzeczpospolita der Philosoph Marek Cichocki. Deutschland und Frankreich seien, wie der Autor erinnert, die Architekten der Sicherheits- und Energiepolitik der EU nach 2008, also nach dem russischen Angriff auf Georgien gewesen, und hätten sich mit dieser auf ganzer Linie kompromittiert. Und ohne Glaubwürdigkeit gebe es auch keine Führung. In Deutschland seien für einen solchen Wiederaufbau der Glaubwürdigkeit mindestens drei Dinge notwendig. Erstens, die genaue Analyse der eigenen Fehler, allen voran Nord Stream 2. Zweitens der Wiederaufbau der eigenen militärischen Kapazitäten als eines integralen Bestandteils der Verteidigung der NATO-Ostflanke. Und drittens, der tatsächliche Bruch mit der Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Russland. Leider würde die Perspektive für eine solche Aufarbeitung mit jedem Auftritt der ehemaligen Kanzlerin Merkel weiter in die Ferne rücken. Für die EU wäre es eine fatale Perspektive, wenn die bisherige deutsch-französische Führung, trotz des totalen Vertrauensverlustes, fortgesetzt würde, so Marek Cichocki in der Rzeczpospolita.
Gazeta Wyborcza: Verloren wie in der polnischen Schule
Am heutigen internationalen Tag des Flüchtlings lässt die linksliberale Gazeta Wyborcza in der heutigen Ausgabe vor allem ebendiese zu Wort kommen. Autoren der Artikel sind mehrheitlich Immigranten aus anderen Ländern. Fazit der Zeitung: Einerseits, heißt es im Leitartikel, sei infolge des Kriegs in der Ukraine der Mythos von fremdenfeindlichen Polen gefallen. In einer aktuellen Umfrage hätten über drei Viertel der Befragten angegeben, sich in Flüchtlingshilfe engagiert zu haben oder weiterhin zu engagieren. Gleichzeitig müsse man jedoch auch im Hinterkopf behalten, dass die Ergebnisse anders ausgefallen wären, wenn wir es beispielsweise mit Flüchtlingen aus dem Nahen Osten zu tun hätten. Und auch systemisch gebe es bei der Unterstützung immer noch viel Luft nach oben, wie etwa ein Artikel des Achtklässlers aus Tadschikistan, Dust Dustow nahelegt. Dieser macht in seinem Beitrag darauf aufmerksam, dass es im polnischen Schulsystem an allen Ecken und Enden an Lösungen fehlt, die die Integration ausländischer Schüler erleichtern würden. Es mangele an Assistenten, die bei der Bewältigung der Hausaufgaben helfen könnten und an Ausgleichs-Unterricht. Die Schüler würde daher auf Schritt und Tritt vor allem ein Gefühl der Verlorenheit begleiten, so Dust Dustow in der Gazeta Wyborcza.
Autor: Adam de Nisau