Deutsche Redaktion

Eine etwas andere Art der Diplomatie

04.07.2022 10:30
Skandalöse Worte des ukrainischen Botschafters in Deutschland über Polen.
Presseschau
PresseschauShutterstock.com

RZECZPOSPOLITA: Eine etwas andere Art der Diplomatie 

Bislang habe sich der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnik in der Kritik der Bundesregierung spezialisiert, erinnert in seinem Kommentar in der Wochenzeitschrift Rzeczpospolita der Publizist Jerzy Haszczyński. Melnyk werde in der Bundesrepublik  beinahe wie ein Promi behandelt, tauche stets in Radio- und Fernsehstudios auf. Diesmal habe er bei einem Interview Stephan Bandera in Schutz genommen, indem er sagte, Bandera sei kein Massenmörder von Juden und Polen gewesen. Dafür gebe es keine Belege, so Melnyk.

Nach der russischen Attacke auf die Ukraine habe sich Polen sehr stark darum bemüht, problematische Ereignisse aus der Vergangenheit beider Länder zeitlich in den Hintergrund zu drängen. Gerade deshalb habe die Aussage eines prominenten und erfahrenen Diplomaten für so viel Aufsehen gesorgt. Bewusst der eventuellen Konsequenzen für die mit Mühe aufgebaute polnisch-ukrainische Verständigung hätten blitzschnell Politiker aus beiden Ländern interveniert. Der polnische Chefdiplomat Zbigniew Rau sowie der für die Außenbeziehungen zuständiger Minister des polnischen Präsidenten, Jakub Kumoch, hätten versucht, die Stimmungen in den sozialen Medien zu mildern.

Auch die ukrainische Seite meldete sich blitzschnell zu Wort. Das Außenministerium in Kiew habe auf seiner Webseite erklärt, die Meinung des ukrainischen Botschafters in Deutschland, sei seine persönliche und gäbe nicht die Position des ukrainischen Außenministeriums wieder.

Es sei dennoch verwunderlich, dass der Botschafter gerade solche private Meinungen habe. Sie würden eher zu einem nationalistischen Publizisten oder einem radikalen Aktivisten und nicht zu einem Diplomaten passen. Er gehe davon aus, dass man diese Aussage so einfach werde nicht vergessen können. Melnyk habe der Ukraine Schaden hinzugefügt, und das gerade in einem Moment, wo die ukrainische Armee weitere Niederlagen erleiden müsse und das Land unter Druck gerate, urteilt Haszczyński.

Hintergrund: Bandera war ideologischer Führer des radikalen Flügels der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN). Nationalistische Partisanen aus dem Westen der Ukraine waren 1943 für ethnisch motivierte Vertreibungen verantwortlich, bei denen Zehntausende polnische Zivilisten ermordet wurden. Bandera floh nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland, wo er 1959 von einem Agenten des sowjetischen Geheimdienstes KGB ermordet wurde.

 

SUPER EXPRESS: Iga mag den Rasen nicht 

Nach 37 Siegen in Folge, sechs Titeln und einer in diesem Jahrtausend bislang einmaligen Dominanz sei Iga Świątek entschlüsselt worden - von einer routinierten Französin, informiert die Tageszeitung Super Express in ihrem Sportteil. Die Polin habe in der dritten Runde gegen Alizé Cornet 4:6, 2:6 verloren.  Sie wolle nicht lügen, Rasen sei ein kniffliger Belag für sie, gab die polnische Meisterin nach dem Spiel zu. Sie glaube, alle würden sehen, dass sie nicht so effizient spiele wie auf anderen Belägen, erklärte Iga seine schwächere Leistung in den letzten Tagen in London.

Die Tageszeitung habe über das Turnier und die Leistung von Iga mit einer anderen polnischen Tennis-Legende Agnieszka Radwańska gesprochen. Sie könne die Lage von Iga sehr gut nachvollziehen, auch sie habe ihre Probleme mit manchen Belägen gehabt, erklärt Radwańska. Deshalb wisse sie auch genau, wie es im Moment Iga gehen würde. Ihre Spielart würde übrigens nicht ganz zu dem Rasen passen, obwohl sie in Zukunft auch bei Wimbledon große Erfolge feiern könnte. In erste Linie müsste Iga aber bestimmte Blockaden im eigenen Kopf loswerden, dann werde sie auch eine blendende Rasenspielerin sein.

Das, was sie in den letzten Monaten geschafft habe, sei einfach unglaublich, sagt Radwańska weiter. Sie habe deshalb wohl unter großem Druck gestanden. Auf der anderen Seite habe die Französin ein perfektes Spiel gemacht. Viele Faktoren hätten Einfluss auf die Niederlage der polnischen Sportlerin gehabt. Sie sei dennoch gespannt, wie sich Iga im kommenden Jahr in London präsentieren werde, sagt Agnieszka Radwańska in Super Express. 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: (Fast) perfekte Demokratie? 

Politische Parteien in Polen bereiten sich langsam auf das bevorstehende Wahljahr vor. Führende Politiker reisen durch das Land und die Medien verfolgen ihre Auftritte sehr genau. Im zentralpolnischen Kielce habe der Chef der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jarosław Kaczyński, über das Wesen der polnischen Demokratie gesprochen. In Polen gäbe es keine Diktatur, habe der Politiker unterstrichen. Es gäbe eine sehr gut funktionierende Demokratie, vielleicht sogar eine der tiefsten in Europa, zitiert die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna den Chef der regierenden Gruppierung.

Wie könne man überhaupt von einer Diktatur in Polen sprechen, wenn die Opposition die Macht in den Kommunen ausübe und Einfluss auf einen großen Teil der Medien habe. Die Opposition habe ihre Vertretung im Parlament, die Mehrheit im Senat und kündige an, sie werde die kommenden Wahlen gewinnen. Wo gäbe es eine Diktatur, die man im Wahlprozess einfach abschaffen könne? Wo gäbe es eine Diktatur, die eine solche aggressive Opposition dulden würde? - habe Kaczyński bei einer Kundgebung in Kielce gefragt.


Jakub Kukla