PAP: Durch Nord Stream 2 sollte Gas aus anderen Quellen fließen
Die für 10 Milliarden Dollar fertiggestellte Nord Stream 2 steht seit Monaten ungenutzt. Gleichzeitig reduziert Russland den Gasfluss durch Nord Stream 1 und schneidet immer mehr Länder von Gaslieferungen ab. Europa müsse den jetzigen Moment daher nutzen, um dauerhaft unabhängig vom russischen Rohstoff zu werden, sagt Dr. Benjamin Schmitt von der Harvard University im Gespräch mit der Nachrichtenagentur PAP. Dafür müsse laut dem Experten einerseits bestehende Infrastruktur rasch ausgebaut werden. Man könne jedoch auch einen Teil der bestehenden Infrastruktur anpassen und für den Transport von Flüssiggas (LNG) nutzen.
Nur ein Beispiel sei der für Nord Stream 1 und 2 errichtete Gas-Knotenpunkt im deutschen Lubmin, der anstelle von russischem Gas importiertes LNG aus nicht russischen Quellen beziehen könnte. Dank einer solchen Strategie könne man einerseits die Fähigkeit des Kremls untergraben, Gas-Einnahmen zur Finanzierung seiner Kriegsmaschinerie zu verwenden, andererseits aber auch die eigene Resistenz gegen die Energie-Erpressung von Seiten Moskaus vergrößern, so Dr. Benjamin Schmitt von der Harvard University im Gespräch mit PAP.
Dziennik: An (ausgewählte) Deutsche Intellektuelle
Er sei tief bewegt von dem starken Friedenswillen der deutschen Elite, ironisiert der polnische Anwalt Leszek Koziorowski in einer Reaktion auf den offenen Brief deutscher Intellektueller, die vergangene Woche einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine gefordert hatten, die auf dziennik.pl zu finden ist. Er, so Koziorowski, teile ihre Ansicht, dass Europa und die Welt den Frieden sehr bräuchten. Es sei zutiefst humanitär, dass Menschen sich nicht gegenseitig umbringen.
Vielleicht wäre es daher richtig, den Russen eine Chance zu geben, sich zu verbessern, auf Zerstörung und Bestialität zu verzichten. Vielleicht, so Koziorowski, würden sie die humanitären Werte erlernen und sich ändern, wenn sie von den Vergewaltigungen und Gräueltaten des von ihnen verursachten Krieges hörten. Vielleicht sollte man sich einfach die Chance geben, weiterhin Geschäfte zu machen. Schließlich solle mit ihnen doch der Kultur- und Zivilisations-Transfer folgen. Der Waffenstillstand könnte also vielleicht auf Gesprächen, Kultur und Wissen basieren. Das jedenfalls sei der Vorschlag der deutschen Eliten. Die Russen, so die Idee dahinter, hätten so viel Unglück außerhalb und innerhalb ihrer Heimat erlitten, dass sie zum Trost einen militärischen Erfolg erhalten, territorial etwas größer werden und das Schwarze Meer kontrollieren sollten. Nur, so der Autor, wo sollen dann die Ukrainer leben, die zum Glück nicht alle von den Russen ermordet worden seien?
Sein Vorschlag: Die Bereitschaft der Deutschen, fremde Territorien um des Waffenstillstands Willen zu teilen, habe ihn zutiefst bewegt. Daher könnte Deutschland vielleicht als Teil dieses Kompromisses einen Teil seines eigenen Staatsgebiets an die Ukraine abtreten. Beispielsweise Mecklenburg-Vorpommern, so dass die Ukrainer, die von den Russen ermordet und vergewaltigt, ihres Eigentums und Territoriums beraubt werden, einen Ort haben, an dem sie leben können. Seien Deutschlands Intellektuelle im Namen des Friedens dazu bereit? Werden Sie Ihren Staat im Namen humanitärer Werte aufgeben? Er wisse manchmal selbst nicht mehr, ob wir alle Witze machen oder einfach schon den Realitätssinn verloren haben, so Koziorowski in seiner Replik zum offenen Brief deutscher Intellektueller in dziennik.pl.
DGP: Was hat uns die Pandemie gelehrt?
Die Zeit der Pandemie sei außergewöhnlich gewesen und habe ungewöhnliche Maßnahmen erfordert. Trotzdem habe man in Polen daraus keine ausreichenden Schlüsse gezogen. Bewährte Methoden aus dieser Zeit würde man nur sehr langsam umsetzen, beobachtet das Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna. Was funktioniere, sei die Digitalisierung und die Entwicklung der Telemedizin, aber auch privatärztliche Behandlung. In anderen Bereichen habe die Pandemie Schwachstellen im System offengelegt. Die bereits beträchtliche "Gesundheitsverschuldung" in Polen, wie sie das Blatt nennt, habe sich dadurch nur noch weiter vergrößert.
Die Zahl der übermäßigen Todesfälle habe im Jahr 2021 den Jahresmittelwert aus den letzten 50 Jahren um fast 154.000 überschritten. Ohne die Pandemie, heißt es, wären die meisten dieser Todesfälle nicht eingetreten. Auch viele derjenigen, die diese Zeit überstanden hätten, würden sich heute in einem schlechteren Gesundheitszustand befinden, da sie Routineuntersuchungen und physiotherapeutische Behandlungen vernachlässigt hätten. Die Patienten seien offensichtlich nicht entsprechend darüber aufgeklärt worden, dass das Risiko einer Grund- oder chronischen Erkrankung viel größer sei, als eine Ansteckung mit dem Coronavirus und gleichzeitig mit schwereren Folgen drohe, so Dziennik/Gazeta Prawna.
Autor: Piotr Siemiński