Rzeczpospolita: Ausbruch hysterischer Aggression unter Kriegsanhängern nach Duginas Tod
"Rzeczpospolita" hat ein Interview mit Lew Gudkow, dem Leiter des unabhängigen Lewada-Zentrums, das in Russland als "ausländischer Agent" gilt, durchgeführt. Hauptthema ist was man nach dem tödlichen Attentat auf die Tochter des Putin-Ideologen Alexander Dugin zu erwarten habe.
Wie wir lesen, könnte der Tod von Daria Dugina, der Tochter des Philosophen und Politologen, zur Eskalation des Krieges führen. Dugin selbst, erinnert der Lewada-Leiter, sei ein Theoretiker des russischen Faschismus und Befürworter des Krieges gegen die Ukraine. Kürzlich soll er in einem Interview mit einem ausländischen Sender auch zur Ermordung von Ukrainern aufgerufen haben.
Der Anschlag sollte Gudkow nach unter den Anhängern des Krieges gegen die Ukraine einen Ausbruch hysterischer Aggression hervorrufen. Russlands Propaganda soll bereits ukrainische "Terroristen" und "Nazis" für das Attentat beschuldigen. Das Ausmaß der aggressiven Haltung gegen die Ukraine habe erheblich zugenommen. Dugins Tochter sei oftmals im Fernsehen aufgetreten, aber nur wenige würden ihren Vater kennen. Gudkow glaube deshalb, das die Angelegenheit trotzdem in reiner Demagogie enden und sich nicht in politischen Entscheidungen niederschlagen werde.
Es gebe auch keine Anzeichen dafür, dass Putin eine allgemeine Mobilisierung ankündigen könnte. Dies würde sich negativ auf die öffentliche Meinung auswirken. Russen würden den Krieg hauptsächlich nur verbal unterstützen. Persönlich wolle sich niemand daran beteiligen. Sie wollen auch nicht die Verantwortung für das Handeln ihrer Regierung übernehmen, so der Experte.
Kiew indes zweifle nicht daran, fährt das Tagesblatt fort, dass der Kreml entweder den Anschlag oder den Jahrestag der Unabhängigkeit der Ukraine am 24. August nutzen werde, um "etwas extrem Böses" zu tun. Moskau wolle von seinem Versagen auf der Krim ablenken, heißt es. Dort hätten die Ukrainer in den letzten zwei Wochen ungehindert einen russischen Stützpunkt nach dem anderen zerstört, schreibt die Rzeczpospolita am Montag.
Dziennik/ Gazeta Prawna: Polen wird dauerhaft ein Einwanderungsland bleiben
Infolge des Zustroms ukrainischer Flüchtlinge würden bereits fast 42 Millionen Menschen an der Weichsel leben. Trotz der Pessimisten habe Polen diese Situation in den Griff bekommen, schreibt Dziennik/Gazeta Prawna am Montag. Düsteren Prognosen zufolge sollte der plötzliche Zustrom von Flüchtlingen nach dem 24. Februar Polens Sozialsystem und Arbeitsmarkt überfordern. Die Massenarbeitslosigkeit sollte wieder auftreten, Schulen und Kindergärten würden überlastet sein. Das nach der Pandemie schwer gestörte Gesundheitssystem sollte einen tödlichen Schlag erleiden. Am Ende sollte sich Polens Hilfsbereitschaft verflüchtigen und das Land im Chaos versinken, erinnert das Blatt. Nichts von alledem sei indes geschehen, heißt es weiter, und werde auch nicht mehr passieren.
Auf den Straßen polnischer Städte höre man heute fast genauso oft Russisch und Ukrainisch wie Polnisch. Trotzdem scheine die Sonne nach wie vor, die Straßenbahnen fahren und die Lehrer und Krankenschwestern seien so unzufrieden wie immer. Probleme würden bleiben, so das Blatt, aber sie seien nicht das Ende der Welt.
Zur Überraschung aller Skeptiker, lesen wir, habe Polen den Praxistest der sozio-institutionellen Flexibilität sehr gut bestanden. Dem Blatt zufolge sei dies eine ermutigende Nachricht. Polen sei nämlich bereits seit sechs Jahren ein Einwanderungsland. Die Fähigkeit, neue Mitglieder der Gesellschaft zu integrieren, werde die Dynamik der Entwicklung des Landes und das weitere Wachstum des Wohlstands bestimmen. Daher die Diagnose des Blatts am Schluss, dass Polen dauerhaft ein Einwanderungsland bleiben werde.
Piotr Siemiński