Deutsche Redaktion

"Der Anfang vom Ende"

11.10.2022 11:11
Die gestrigen russischen Raketenangriffe auf ukrainische Städte sind das führende Thema in der heutigen Presse. 
ISW: Rosja nie jest w stanie utrzymać takiego nasilenia ostrzałów miast Ukrainy przez długi czas
ISW: Rosja nie jest w stanie utrzymać takiego nasilenia ostrzałów miast Ukrainy przez długi czasPAP/Viacheslav Ratynskyi

Rzeczpospolita: Der Anfang vom Ende

Der Sieg der Ukraine ist mit den Attacken ein Stück näher gerückt, statt sich zu entfernen, schreibt in seinem Kommentar für die konservativ-liberale Rzeczpospolita der Publizist Jerzy Haszczyński. Die Attacken am Montag, erinnert der Autor, seien eine Reaktion auf die Explosion auf der Kertsch-Brücke gewesen. Diese symbolische und brutale Antwort Russlands würde jedoch keinen Triumph Moskaus´ verheißen. Auch wenn die Angriffe Regionen getroffen hätten, die weit von der Front entfernt seien, sei dies de facto alles, wozu Putin fähig sei. Es blieben ihm nun nur noch Atomdrohungen. Doch die Verwirklichung dieser Drohungen würde zweifellos auch das Ende seines Regimes nach sich ziehen. Die Antwort des Westens auf die neuesten Angriffe könne daher nur eine noch stärkere Unterstützung der Ukraine sein - im militärischen, politischen und wirtschaftlichen Sinne, so Jerzy Haszczyński in der Rzeczpospolita.

Gazeta Wyborcza: Russland - ein Verbrecherstaat

Der Publizist der linksliberalen Gazeta Wyborcza, Bartosz Wieliński, vergleicht die russischen Angriffe mit dem Vorgehen von Adolf Hitler während des Zweiten Weltkriegs. Um Zivilisten einzuschüchtern und eine Kapitulation zu erzwingen, so Wieliński, habe die Luftwaffe skrupellos Warschau, Rotterdam, Belgrad oder London bombardiert und sie in Schutt und Asche gelegt. Nach dem Krieg seien viele der Nazi-Verbrecher, die für diese Angriffe verantwortlich waren, auf dem Galgen gelandet. Die internationale Gemeinschaft sollte sich darauf vorbereiten, dass sie in Zukunft auch Putins Regime auf ähnliche Weise wie das Dritte Reich zur Rechenschaft ziehen wird. Die neuesten Attacken würden aber auch zeigen, dass die Ukraine weiterhin die Unterstützung des Westens braucht. Moderne westliche Panzer seien notwendig, um die Offensiven im Donbass und Cherson fortzusetzen. Zudem seien auch Langstreckenraketen und mehr Luftabwehrsysteme nötig, um die Städte vor weiteren Terror-Attacken zu schützen. Die Rauchschwaden über Kiew seien ein deutliches Zeichen für die westlichen Politiker, dass sie sich beeilen müssen, so Bartosz Wieliński in der Gazeta Wyborcza. 

Dziennik/Gazeta Prawna: Wachsender Druck auf Minsk

Das Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna macht indes auf den wachsenden Druck auf den belarussischen Diktator Lukaschenko von russischer Seite aufmerksam, sich stärker in die Invasion zu engagieren. Putin, lesen wir, fordere dass Lukaschenka sich real in den Krieg engagiert, indem er einerseits mit Krediten locke und ihm andererseits mit dem Tod drohe. Brüssel habe Belarus zwar, im Falle einer Teilnahme am Krieg mit weiteren Sanktionen gedroht. Laut den Gesprächspartnern des Blattes, scheine die Variante mit einem erneuten Angriff auf die Ukraine aus dem Norden trotzdem  immer wahrscheinlicher. Zumindest, um einen Teil der ukrainischen Kräfte, die an der Gegenoffensive im Süden und Osten des Landes teilnehmen, zu binden, so Dziennik/Gazeta Prawna.

Rzeczpospolita: Die Gesellschaft, in der man auftritt, ist wichtig

Der Publizist der Rzeczpospolita Michał Szułdrzyński übt scharfe Kritik an der Teilnahme von Ministerpräsident Mateusz Morawiecki an einer Veranstaltung der spanischen nationalkonservativen Partei Vox. Dabei habe der Regierungschef, wie der Publizist erinnert, erneut Brüssel angegriffen. Das Problem, so der Autor, sei, dass Morawiecki nicht die Sprache derjenigen benutze, die die EU reformieren wollen, sondern die Sprache solcher Feinde der EU, wie etwa Brexit-Initiator Nigel Farage. Er greife die EU in einer Situation an, in der wir europäische Einheit in Bezug auf die russische Aggression auf die Ukraine so sehr brauchen, wie lange nicht mehr. In der die Ukrainer davon träumen, der EU beizutreten. Daher sei für ihn schwer nachzuvollziehen, wieso der Premierminister überhaupt nach Madrid gefahren sei. An die Teilnehmer habe sich per Videobotschaft Donald Trump gewandt, der sich fast täglich mit neuen Aussagen zur russischen Invasion blamiere. Eine Botschaft habe auch Viktor Orban aufgenommen, dessen Außenminister gerade eine Reise nach Russland plane, um dort an einem Energiegipfel teilzunehmen. Sehen Sie, Herr Premierminister, die Gesellschaft, in der man auftritt, hat eine enorme Bedeutung. Es lohnt sich nicht, jeden Preis zu zahlen, nur um etwas gegen die EU hetzen zu können, so Michał Szułdrzyński in der Rzeczpospolita.

Autor: Adam de Nisau