Deutsche Redaktion

"Das Ende der Zeitumstellung hat die EU überfordert"

28.10.2022 14:00
Trotz der hochtrabenden Ankündigungen, so das Blatt, müssen wir in der EU weiterhin zweimal pro Jahr unsere Uhren umstellen. Und es sei nicht sicher, ob wir jemals damit aufhören werden. Außerdem geht es auch um Arbeitskräftemangel in Kohlehochburg Polen.
Czas letni i zimowy obowiązuje nadal we wszystkich europejskich państwach, za wyjątkiem Białorusi, Rosji i Islandii.
Czas letni i zimowy obowiązuje nadal we wszystkich europejskich państwach, za wyjątkiem Białorusi, Rosji i Islandii.Shutterstock.com

Rzeczpospolita: Kumpel-Defizit in Kohlehochburg

Die Abfertigungen für aus ihren Jobs scheidende Bergarbeiter hätten die polnischen Steuerzahler bis dato knapp 200 Millionen Złoty gekostet. Heute würden indes qualifizierte Bergleute fehlen, berichtet in ihrem heutigen Aufmacher die konservativ-liberale Rzeczpospolita. Eigentlich, erinnert die Zeitung, habe die Regierung in Warschau des Klimaschutzes wegen geplant, aus der Kohleenergie auszusteigen. Nachdem im vergangenen Jahr ein entsprechender Plan mit den Bergarbeitern ausgehandelt worden sei, hätten 921 Bergleute je 120 Tausend Złoty pro Person an Abfertigungen erhalten, 1325 seien auf vierjährigen voll bezahlten Urlaub gegangen. Vor dem Hintergrund der Energiekrise sei der politische Druck auf Kohleförderung heute jedoch so groß, dass in den Gruben eine Siebentagewoche eingeführt werden musste. Diejenigen, die auch am Samstag und Sonntag arbeiten, würden zusätzliche Gehälter erhalten. Das sei jedoch immer noch zu wenig, um den Bedarf zu decken, so der ehemalige Vize-MInister für Bergbau Dr Jerzy Markowski. Geht es nach Markowski, müsse das ganze Abkommen mit den Bergleuten revidiert, beziehungsweise annulliert werden. Die Grubenarbeiter werfen der Regierung indes vor, den erneuten Anstieg der Kohleförderung nicht einmal mit der EU abgesprochen zu haben, wie es etwa Portugal und Spanien angesichts der größten Energiekrise in der Geschichte getan hatten. Dies könnte in Zukunft weitere Konflikte mit Brüssel bedeuten, so Rzeczpospolita.

Rzeczpospolita: Das Ende der Zeitumstellung hat die EU überfordert

Die Rzeczpospolita nimmt heute auch den Wechsel von der Sommer- zur Winterzeit ins Visier, der an diesem Wochenende stattfindet. Trotz der hochtrabenden Ankündigungen, so das Blatt, müssen wir in der EU weiterhin zweimal pro Jahr unsere Uhren umstellen. Und es sei nicht sicher, ob wir jemals damit aufhören werden. Denn eigentlich habe, wie Rzeczpospolita erinnert, der damalige EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker schon 2018 versprochen, dass wir die Uhren 2021 zum letzten Mal werden umstellen müssen. Das Ende der Zeitumstellung, so Juncker, sei sicher. Auch das EU-Parlament habe eine entsprechende Resolution verabschiedet. Die Arbeiten an dem Projekt seien jedoch 2019 ins Stocken geraten. Und es sei unklar, ob sie jemals wieder starten werden. Die größten Bremser seien Staaten aus dem Süden Europas, die die Zeitumstellung weniger stört als die Staaten aus dem Norden. Und der Rest sei zu dem Schluss gekommen, dass es besser sei, sich mit wichtigeren Themen zu befassen, erklärt der Abgeordnete der PiS Andrzej Grzyb, der zu den polnischen Politiker gehört, die sich am meisten für das Ende der Zeitumstellung einsetzen. Geht es nach Grzyb, sei diese Haltung vieler Politiker ein Fehler. Ein Verzicht auf das Projekt könne sich als kostspielig erweisen, so der Politiker. Schon 2016 hätten die Republikanische Stiftung und der KoLiber-Verband eine Analyse vorbereitet, die zeige, dass die Zeitumstellung negative Auswirkungen auf die Gesundheit, den Transport, Arbeitseffektivität, das Bankenwesen und sogar das Verhalten von Börseninvestoren hat, so Rzeczpospolita. 

Autor: Adam de Nisau