Deutsche Redaktion

Defensive ist bei einer WM zu wenig

23.11.2022 10:42
Bei der Fußball-WM in Katar sind Polen und Mexiko mit einem 0:0 ins Turnier gestartet. Mit dem Punktgewinn rangieren beide Teams in der Vorrundengruppe C damit auf Rang zwei und drei, schreibt in seinem Kommentar in der Tageszeitung Rzeczpospolita der Sportjournalist Stefan Szczepłek.
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RZECZPOSPOLITA: Defensive ist bei einer WM zu wenig

Bei der Fußball-WM in Katar sind Polen und Mexiko mit einem 0:0 ins Turnier gestartet. Mit dem Punktgewinn rangieren beide Teams in der Vorrundengruppe C damit auf Rang zwei und drei, schreibt in seinem Kommentar in der Tageszeitung Rzeczpospolita der Sportjournalist Stefan Szczepłek. Tragischer Spieler der Partie war Robert Lewandowski. Der 34-jährige Kapitän sei mit einem Elfmeter an Mexikos Torwart-Legende Ochoa gescheitert. Der vergebene Lewandowski-Elfmeter sei aus polnischer Sicht zugleich eine von nur zwei Großchancen in dem Spiel gewesen. Ansonsten habe Polen Mexiko den Ball überlassen.

Insgesamt habe die Mannschaft genauso gespielt, wie sie nun unter dem neuen Trainer Czesław Michniewicz spiele. Die Fußballer würden sich auf die Defensive konzentrieren. Die Hauptidee laute: dem Gegner unmöglich zu machen, ein Tor zu schießen. Ähnliche Taktik hätten wir schon früher gesehen, zum Beispiel im Spiel gegen Chile. Der Gegner habe Druck gemacht, Polen habe sich verteidigt, der gegnerische Torwart habe einen Fehler gemacht und einem polnischen Spieler sei der Ball zufällig auf den Fuß gefallen.

Der Unterschied bestehe darin, dass diesmal der Ball keinem polnischen Spieler durch Zufall auf den Fuß gefallen sei, Polen habe aber einen Elfmeter bekommen. Robert Lewandowski wisse heute wohl, wie sich Kazimierz Deyna gefühlt haben muss, als er bei der WM 1978 ebenfalls einen Elfmeter verpatzt habe. Deyna spielte damals übrigens die gleiche Rolle in der Mannschaft wie heute Lewandowski – er war Superstar und Mannschaftskapitän.

Im dritten Spiel in der Reihe habe die polnische Nationalmannschaft kein Tor verloren und das sei eigentlich der einzige Erfolg der Polen. Mit einer hässlichen Spielweise könne man zwar die Gruppenphase überstehen, um mehr zu erreichen, müsse man aber auch selber Tore schießen und das sei, allem Anschein nach, ein großes Problem, schreibt Stefan Szczeepłek in der Tageszeitung Rzeczpospolita. 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Löcherige Luftabwehr 

Die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna greift erneut das Thema der deutschen Militärhilfe für Polen auf. Anfang dieser Woche habe Warschau das Angebot aus Deutschland begrüßt, dem Land mit einem  Patriot-Abwehrsystem zu helfen. Polens Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak habe gesagt, er habe den Vorschlag mit großer Zufriedenheit zur Kenntnis genommen, erinnert das Blatt.

Die Haltung der polnischen Seite sei sehr erfreulich, denn in den letzten Jahren sei es immer wieder zu Spannungen in den deutsch-polnischen Beziehungen gekommen. Mehr als ein Raketenabwehrsystem könnte die Bundesrepublik übrigens ihrem östlichen Nachbarn nicht anbieten, weil der Bundeswehr keine weiteren Möglichkeiten zur Verfügung stehen würden.

Die Annahme, dass die deutsche Flugabwehr deutlich besser ausgestattet sei als die polnische, sei irreführend, schreibt das Blatt. Bereits im März seien Mitglieder der Verteidigungskommission im Bundestag nach Israel gereist, um sich das Abwehrsystem Arrow 3 anzuschauen. Das Patriot-System gelte als veraltet, deshalb habe sich die Bundesrepublik bereits im August für den Kauf von Arrow-Systemen entschlossen. Nicht nur die Ukraine und Polen hätten also Defizite in der Luftabwehr, konkludiert das Blatt. Auch die Bundesrepublik habe das gleiche Problem. 

SUPER EXPRESS: Regierungskoalition kurz vor dem Aus? 

In einem Gespräch mit dem Blatt Super Express überlegt der parteilose Senator Jan Maria Jackowski ob die Regierenden den Justizminister feuern würden, um das Geld aus dem europäischen Wiederaufbaufonds zu bekommen. Brüssel habe die Auszahlung der Polen zustehenden Mitteln wegen der umstrittenen Justizreform blockiert, erinnert die Tageszeitung Super Express. Die Spannung in der Regierungskoalition sei groß. Verschiedene Szenarien würden auf dem Tisch liegen, meint Jan Maria Jackowski. Man könne davon ausgehen, dass es eine Gesetzesänderung werde geben müssen, um das Geld aus Brüssel zu bekommen. Die kleine Partei um Justizminister Ziobro könnte gegen eine solche Änderung abstimmen, die größte Partei der Regierungskoalition PiS nnd ein Teil der Opposition aber dafür. Es würde dann heißen, dass die Koalition gemeinsam regiere, auch wenn es in manchen Angelegenheiten Meinungsverschiedenheiten gäbe.

Es könnte aber auch anders kommen. Er könne sich vorstellen, dass die PiS-Partei dem kleinen Koalitionspartner ein Ultimatum vorstelle: entweder stimme die Gruppierung so, wie es sich die PiS wünsche oder sie verlassen die Koalition. Es sei aber auch gut möglich, dass aus irgendeinem Grund es zu keiner Einigung mit der Europäischen Kommission kommen werde. Wie dem auch sei, herrsche unter den Regierenden eine enorme Spannung. Er würde sogar die Feststellung riskieren, dass es eine derartig angespannte Lage seit Anfang der Regierungszeit der Partei Recht und Gerechtigkeit nicht gegeben habe, so Jan Maria Jackowski in der Tageszeitung Super Epxress.

 


Jakub Kukla