Deutsche Redaktion

Rzeczpospolita: Regierungspartei will keine Germanisierung des polnischen Luftraums

24.11.2022 12:34
Nach dem Raketeneinschlag in Przewodów ist Deutschland bereit, neben Kampfjets auch Patriot-Luftabwehrsysteme nach Polen zu schicken. Es handle sich allerdings um keine Spendenaktion, schreibt Michał Szułdrzyński in der Tageszeitung. Die Sets sollen zusammen mit einer deutschen Besatzung nach Polen kommen. Die gesamte Aktion soll im Rahmen der NATO erfolgen. So wie die polnische Regierung dieses Angebot angehe, lesen wir, entwickele sich die Geschichte mit den deutschen Patriots langsam zu einer gefährlichen Farce.
Die Verteidigungsminister von Polen und Deutschland haben nach dem Raketeneinschlag im Grenzgebiet zur Ukraine einen gemeinsamen Schutz des polnischen Luftraums vereinbart.
Die Verteidigungsminister von Polen und Deutschland haben nach dem Raketeneinschlag im Grenzgebiet zur Ukraine einen gemeinsamen Schutz des polnischen Luftraums vereinbart.Shutterstock/mehmet ali poyraz

Am Mittwoch habe der Vorsitzende der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jarosław Kaczyński, in einem Interview mit der polnischen Presseagentur seine traditionelle Abneigung gegenüber Deutschland ausgedrückt, heißt es im Blatt. Was die Patriots angehe, schlage er vor, sie in die Ukraine zu schicken. Einige Stunden später habe auch Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak daraufhin Deutschland offiziell unterbreitet, sein Luftabwehrsystem an die Ukraine statt an Polen zu übergeben.

Für den Autor sei dies ein schockierender Vorschlag. Er bedeute vor allem, dass die PiS deutsche Soldaten in die Ukraine schicken wolle, um das Raketensystem zu bedienen. Dieser Schritt, heißt es weiter,  könnte die NATO in eine direkte Auseinandersetzung mit Russland verwickeln, was das Bündnis von Anfang an zu vermeiden versuche. Aus diesem Grund habe die NATO Kaczyńskis Vorschläge schon im März abgelehnt, erinnert das Blatt. Damals habe der Parteiführer ohne Rücksprache die Entsendung von NATO-Friedenstruppen in die Ukraine gefordert. Geht es nach Szułdrzyński, werde deshalb auch jetzt niemand mit seinen Ideen einverstanden sein.

Kaczyńskis Vorschlag, fährt der Autor fort, stelle auch die Glaubwürdigkeit Polens und vor allem seine Sicherheit in Frage. Die Deutschen würden ein klares Signal erhalten, dass Polen ihre Hilfe nicht wollen. Das Verteidigungspotenzial des polnischen Luftraums würde somit schwächer bleiben.

Indem die PiS den Vorschlag deutscher Patriots zum Schutz des eigenen Himmels ablehne, lesen wir am Schluss, spiele sie offen mit der Sicherheit Polens, um kurzfristige politische Ziele zu erreichen, so Michał Szułdrzyński. In einer Zeit des größten Krieges in Europa seit 1945 sei dies ein unverzeihlicher Fehler, lautet sein Fazit in der Rzeczpospolita. 

DGP: Regime beschönigen sich durch spektakuläre Veranstaltungen 

Michał Potocki indes schreibt in Dziennik/Gazeta Prawna über Katars Spiel um die Fußballweltmeisterschaft. Ihm zufolge richte Doha die Weltmeisterschaft aus denselben Gründen aus, aus denen die englischsprachige Redaktion von Al-Jazeera die Menschenrechte in fast der ganzen Welt verteidige. Oder es keine Probleme mit dem Zugang zu Alkohol in katarischen Flugzeugen gebe. Aber wehe dem, der nach der Landung in Doha versucht, eine Flasche über die Grenze zu schmuggeln. In Katar sei halt alles eine Täuschung, so Potocki.

Al-Jazeera sympathisiere mit den Opfern blutiger Regime, beschreibe Anti-Diktatur-Proteste und berichte sogar über die Unterdrückung von Homosexuellen. Natürlich nur, heißt es, sofern es sich um andere handelt. Dass das Parlament in Katar eine dekorativ-beratende Funktion habe, die öffentliche Rede unterdrückt und homosexuelle Praktiken theoretisch mit der Todesstrafe enden können, darüber würde der Leser des Mediums nichts erfahren. Dasselbe gelte für die Fußball-Weltmeisterschaft. Theoretisch habe die FIFA den Mund voll mit Parolen über Gleichheit und Toleranz, fährt der Autor fort. In der Praxis habe sie die Organisierung der Fußball-Weltmeisterschaft dem am wenigsten geeigneten Kandidaten überlassen. Einem Land, in dem es keine Toleranz für andere Einstellungen als die eher restriktiven religiösen Rechte gebe. Der Grund? Geht es nach dem Autor, hatte Katar die geringsten Skrupel sich die Veranstaltung einfach zu kaufen.

Die Beschönigung von Regimen durch Großveranstaltungen gebe es natürlich schon seit langem, schreibt Potocki. Deshalb war Russland Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 und das von einer blutigen Junta regierte Argentinien Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft 1978. Deshalb war Weißrussland Gastgeber der Eishockey-Weltmeisterschaft, China und das Dritte Reich Gastgeber der Olympischen Spiele. Katar habe aber das sog. „Sportswashing" auf ein ganz neues Niveau gebracht.

Doha habe Berichten zufolge mehr für die Weltmeisterschaft ausgegeben als die 21 vorangegangenen zusammen gekostet hätten. Aber es hätte auch schlimmer kommen können, heißt es weiter. 2015 hätten die Kataris für die von ihnen organisierte Handball-WM eine Mannschaft zusammengestellt, in der kein einziger Katarer war. Trotzdem seien sie von den Schiedsrichtern bis ins Finale gebracht worden. Die FIFA habe zwar die Praxis der sofortigen Einbürgerung erschwert, trotzdem würde Katars Nationalelf aus fast nur Ausländern bestehen. Aber zumindest würden diesmal alle eine gewisse Verbindung zu Katar haben, lesen wir abschließend in DGP.


DoRzeczy: Deutschlands neue Öko-Offensive sorgt sich um polnische Bären

Polens staatliche Forstbehörde habe Informationen über das angebliche massenhafte Abholzen von Bäumen in der Region Podkarpacie und das drohende Aussterben der polnischen Bären zurückgewiesen, schreibt das Nachrichtenportal des konservativen Wochenblatts DoRzeczy. Gehe es nach den Staatswäldern, seien derzeit Holzprodukte aus Polen im Westen konkurrenzlos. Deshalb sei für deutsche Hersteller schwarzes PR gegen Polen die Rettung.

In der neuesten Folge der Öko-Offensive sollen die Deutschen so tun, heißt es im Online-Blatt, als würden sie sich um polnische Bären kümmern. Diese seien angeblich durch Forstarbeiten gefährdet. Dieselben Deutschen, die zu Hause alle Bären ausgerottet haben, sollen die Staatswälder auf ihrer Internetseite hervorheben. Die Förster sollen die in deutschen Medien verbreiteten Falschinformationen über die angebliche massenhafte Abholzung der Wälder und die drohende Ausrottung der dort lebenden Bären in der Region Podkarpacie korrigieren, heißt es weiter. Ihnen zufolge wachse ihre Population in Polen - von 20 Bären vor einem halben Jahrhundert gebe es heute nach offiziellen Angaben bereits 381 von ihnen. Das seien fast viermal so viel, wie deutsche Medien angegeben hätten.

Polnische Förster sollen auch erinnern, dass in Bayern, das seinen Namen von Bären hat, diese Tiere nur noch auf Denkmälern, Wappen und Briefmarken zu sehen seien. Jeder habe das Recht auf seine eigene Meinung aber man dürfe „keine falschen Daten und Manipulationen tolerieren, die darauf abzielen, die Auswirkungen der professionellen Arbeit vieler Generationen polnischer Förster zu missachten", sollen die Förster der Staatswälder abschließend auf der Internetseite der Behörde betonen.

 

Piotr Siemiński