Deutsche Redaktion

"Die Polen wollen deutsche Patriots"

05.12.2022 12:38
Auch diese Woche bleiben die deutschen Patriots ein wichtiges Thema in der Presse. Außerdem: Träumen Berlin und Paris von einem Reset mit Moskau? Und: Gemischte Gefühle nach Polens WM-Aus. Das sind die Themen in der Presseschau.
Istnieje wielka potrzeba, aby Ukraina opracowała warstwowy system obrony powietrznej i przeciwrakietowej - powiedział Michael Carpenter
Istnieje wielka potrzeba, aby Ukraina opracowała warstwowy system obrony powietrznej i przeciwrakietowej - powiedział Michael CarpenterShutterstock / mehmet ali poyraz

Dziennik/Gazeta Prawna: Arbeitsgespräche zu Patriots suspendiert

Kurz nach dem deutschen Vorschlag, Patriots nach Polen zu entsenden und dem grünen Licht von Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak, seien schon Gespräche auf Arbeitsebene im Gange gewesen, um die technischen Details des Deals abzustimmen, berichtet Dziennik Gazeta Prawna. Und wäre der politische Wille dazu da, lesen wir, könnten die Systeme schon in wenigen Wochen an Polens Ostgrenze installiert werden. Nach dem plötzlichen von PiS-Chef Kaczyński initiierten Meinungswechsel im Regierungslager und Polens Gegenvorschlag, die Raketen direkt an die Ukraine zu übergeben, seien alle begonnenen Arbeitsgespräche zwischen Polen und Deutschland jedoch suspendiert worden. Warschau warte nun auf eine Antwort aus Berlin. Berlin warte jedoch ebenfalls. Und zwar auf eine Entscheidung in Warschau. Denn aus deutscher Sicht sei das Angebot an Polen als NATO-Bündnispartner gerichtet gewesen. Von der Ukraine sei dabei von Beginn an keine Rede gewesen. Und wenn es einen solchen Vorschlag gäbe, dann würden die Gespräche zwischen Berlin und Kiew stattfinden, sagt im Gespräch mit dem Blatt ein Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Warschau. Auch im Regierungslager sorge das Thema für Spannungen, so das Blatt. Denn Staatspräsident Andrzej Duda sei der Meinung, dass Polen das Angebot Deutschlands annehmen sollte. In der Parteizentrale der PiS auf der Nowogrodzka-Straße sei man allerdings offenbar anderer Meinung, so Dziennik/Gazeta Prawna. 

Rzeczpospolita: Polen wollen deutsche Patriots

Und was sagen die Wähler zu dem Thema? 40, 2 Prozent der Polen sind der Meinung, dass Warschau den Vorschlag der Bundesregierung zur Entsendung deutscher Patriot-Systeme an Polens Ostgrenze annehmen sollte, schreibt die konservativ-liberale Rzeczpospolita unter Berufung auf eine aktuelle Studie des Meinungsforschungsinstituts IBRiS. Laut 28,6 Prozent der Befragten sollten die NATO-Staaten gemeinsam über die Positionierung der Systeme entscheiden. Nur 12,5 Prozent seien überzeugt, dass Deutschland den Vorschlag von Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak annehmen und die Luftabwehrsysteme an die Ukraine übergeben sollte. Auch Symphatiker des Regierungslagers seien in Bezug auf den Gegenvorschlag der Regierung Morawiecki skeptisch. Den Vorstoß des Verteidigungsministers würden nur 29 Prozent der Wähler des Regierungslagers unterstützen. Jeder dritte Wähler der Vereinigten Rechten (34 Prozent) sei dafür, dass die NATO-Staaten gemeinsam über die Lokalisierung der Systeme entscheiden, so Rzeczpospolita.

Gazeta Polska Codziennie: Deutschland und Frankreich träumen von einem Reset mit Moskau

Deutschland und Frankreich träumen von einem Reset mit Moskau, schreibt indes auf ihrer Titelseite die regierungsnahe Gazeta Polska Codziennie. Anlass für die These sind, wie aus dem dazugehörigen Artikel hervorgeht, die neuerlichen Aussagen von Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron. Scholz habe, wie das Blatt berichtet, am Rande der Sicherheitskonferenz in Berlin eingeräumt, dass die russische Invasion die Friedensordnung, an der Europa seit vielen Jahrzehnten gearbeitet habe, zwar zerstört habe, wir aber zu der Ordnung, die funktioniert habe, zurückkehren könnten, wenn “in Russland ein Wille zur Rückkehr zu dieser Friedensordnung” vorhanden wäre. Gleichzeitig habe Frankreichs Staatspräsident Macron in einem Interview für den TV-Sender TF1 konstatiert, dass Europa die Vorbereitungen auf den Bau einer neuen Sicherheitsarchitektur beginnen müsse. Und eines der fundamentalen Themen seien dabei die russischen Befürchtungen im Zusammenhang mit der Ausweitung der NATO. Laut Macron müsse der Westen darauf vorbereitet sein, dem Kreml Sicherheitsgarantien anzubieten, wenn Russland “an den Verhandlungstisch zurückkehrt”. Diese Aussagen könnten auf eine Rückkehr zu den Plänen hindeuten, Russland zu einem wichtigen Element der europäischen Sicherheitsarchitektur zu machen, sagt im Gespräch mit der Gazeta Polska Codziennie Deutschlandexperte und Historiker Prof. Grzegorz Kucharczyk. Es, so Kucharczyk, sei nicht klar, was der Auslöser dieser Rückkehr zur Rhetorik vom Kriegsbeginn sei. Vielleicht gebe es fortgeschrittene vertrauliche Gespräche auf der Linie Frankreich-Deutschland-Russland. Nach dem Motto: Rhetorisch  unterstützen wir die Ukraine, faktisch handeln wir letztendlich in Russlands Interesse, so Kucharczyk im Gespräch mit Gazeta Polska Codziennie. 

Rzeczpospolita: Frankreich wirft Polen aus der WM

Und noch ein Kommentar zu Polens WM-Aus gegen Frankreich. Trotz der schmerzhaften Niederlage, denn das Tor für Polen sei erst in der letzten Minute durch einen Elfmeter gefallen, habe Polen endlich so gespielt, dass wir uns nicht schämen müssen, schreibt die konservativ-liberale Rzeczpospolita. Sie hätten angegriffen und am Ende der ersten Halbzeit eigentlich in Führung gehen sollen. Es habe nicht geklappt, doch zum ersten Mal hätten wir in Katar eine Mannschaft gesehen, die Fußball spielen könne und wolle. Und das im Kampf gegen den Weltmeister. Leider, so die Zeitung, habe in keinster Weise Kapitän Robert Lewandowski dabei geholfen, der der schwächste Spieler der polnischen Nationalelf gewesen sei. Auch der mit Mühe, erst im zweiten Versuch verwandelte Elfmeter würde diese Einschätzung nicht ändern, so Rzeczpospolita.

Autor: Adam de Nisau