Deutsche Redaktion

"Andrzej Poczobut ist ein Symbol"

09.02.2023 14:25
Geht es nach dem Chefredakteur der Gazeta Wyborcza, Adam Michnik, sei das Urteil gegen Poczobut vor allem gegen die Meinungsfreiheit gerichtet. Andrzej Poczobut sei nämlich der Autor eines hervorragenden Buches über Lukaschenko.
Akcja solidarnościowa z uwięzionym dziennikarzem i działaczem Związku Polaków na Białorusi Andrzejem Poczobutem
Akcja solidarnościowa z uwięzionym dziennikarzem i działaczem Związku Polaków na Białorusi Andrzejem PoczobutemPAP/Artur Reszko

Rzeczposolita: Andrzej Poczobut ist ein Symbol

Ein Gericht in Grodno hat den belarussisch-polnischen Aktivisten und Journalisten Andrzej Poczobut am Mittwoch nach zwei Jahren Haft zu acht Jahren Straflager verurteilt. Poczobut, der unter anderem dem Bund der Polen in Weißrussland angehört, wird vom weißrussischen Regime beschuldigt, „zum Hass aufzustacheln" und „durch die Forderung nach Sanktionen dem Staat zu schaden".

Wie der Chefredakteur der liberal-konservativen Rzeczpospolita Bogusław Chrabota schreibt, habe ein vom skrupellosen Diktator kontrolliertes Gericht ein offensichtlich ungerechtes Urteil gefällt. In dem Verfahren seien schändliche Anschuldigungen erhoben und gefälschte Beweise vorgelegt worden. Nach Ansicht von Bogusław Chrabota müsse dieses Unrecht, das einen Patrioten und Helden zweier Nationen treffe, laut ausgesprochen werden. Die öffentliche Meinung der ganzen Welt müsse gegen die Täter dieses Justizverbrechens von Grodno mobilisiert werden, lesen wir.

Poczobut, so der Autor, sei nicht der einzige. In belarussischen Gefängnissen würden mehrere tausend Gegner des verbrecherischen Regimes sitzen. Auch sie dürfe man nicht vergessen. Geht es nach Chrabota, sei Poczobut aber das Symbol dieses Kampfes. Er habe das Angebot, seine Heimat zu verlassen, nicht angenommen. Er sei vor Lukaschenka nicht auf die Knie gefallen, um den Usurpator um Gnade zu bitten. Nach 24 Monaten Haft habe er seine Strafe von acht Jahren in einer Strafkolonie mit Würde akzeptiert. Er sei sich dabei bewusst, dass er diese vielleicht nicht überleben werde. Dort, lesen wir, könnten auf ihn weitere Racheakte Lukaschenkos warten.

Seine Haltung rufe Bewunderung und großen Respekt hervor, heißt es weiter im Blatt. Sie sollte uns vor allem dazu bewegen, für unser Leben und unsere Freiheit zu kämpfen, so wie die freie Welt einst für die Freiheit von Nelson Mandela oder Aung San Suu Kyi gekämpft habe. Nach Ansicht von Chrabota sei Poczobut genau solch eine Persönlichkeit. Deshalb sollte sich nicht nur die polnische Öffentlichkeit für die Freiheit von Poczobut einsetzen, sondern auch die Großen dieser Welt, Präsidenten, Premierminister und Könige. Dafür müssten sich vor allem Polens Behörden unter der Leitung des Präsidenten bemühen.

Gleichzeitig stelle der Fall Poczobut den endgültigen Untergang Lukaschenkos und seines Regimes dar, so das Blatt. Jahrelang habe man ihn im Westen geduldet, obwohl er mit der Freiheit politischer Gefangener um Unterstützung für seinen gescheiterten Staat gespielt habe. Im Westen seien alle darauf hereingefallen. Deshalb, so Chrabota, sollte die freie Welt jetzt laut sagen - Nie wieder!

Als Verbündeter Putins müsse Lukaschenko mit ihm untergehen. Damit würde auch Poczobut seinen rechtmäßigen Platz im Pantheon der Helden des freien Belarus finden, lautet das Fazit des Chefredakteurs der Rzeczpospolita.

Gazeta Wyborcza: Andrzej Poczobut beweist polnischen Stolz und einstige Adeligkeit

Andrzej Poczobut ist ein heldenhafter, mutiger Mann. Er sei ein freier Bürger eines freien Weißrusslands und beweise polnischen Stolz und einstige Adeligkeit, schreibt auch der Chefredakteur der links-liberalen GW.

Geht es nach Adam Michnik, sei das Urteil gegen ihn ebenso grausam wie beschämend. Es erinnere an Urteile, die im Nazi-Reich oder Stalins Russland, ohne Zutritt für neutrale Beobachter noch Familienangehörige des Angeklagten gefällt wurden.

Geht es nach dem Autor, sei das Urteil gegen Poczobut vor allem gegen die Meinungsfreiheit gerichtet. Andrzej Poczobut sei nämlich der Autor eines hervorragenden Buches über Lukaschenko, schreibt Michnik.

Dieses Urteil sei deshalb sowohl Lukaschenkos Rache an dem Aktivisten als auch die beste Rezension seines Buches über den weißrussischen Diktator.

Andrzej Poczobut verkörpere in gewisser Weise die Grundwerte des modernen Europas, lesen wir weiter. Deshalb sollte ganz Europa heute an seiner Seite stehen und alles tun, um ihn aus den Fängen der grausamen Unterdrücker und würdigen Erben von Stalin und Hitler zu befreien, so Michnik.

Der Chefredakteur drückt abschließend seine Überzeugung aus, dass Andrzej Poczobut in Grodno ein Denkmal erwarte. Vorher aber werde man ihn aus dem Gefängnis entlassen, um einen Platz für Alexander Lukaschenko frei zu machen, lesen wir abschließend im Tagesblatt.

Autor: Piotr Siemiński