Deutsche Redaktion

Polen hat ein PR-Problem

13.02.2023 09:51
Trotz der enormen Hilfe, die Polen den ukrainischen Nachbarn leiste, habe das Land kein gutes Bild im Ausland, schreibt das Wochenmagazin Do Rzeczy. 
Presseschau
PresseschauShutterstock.com

DO RZECZY: Verzerrtes Polen-Bild

Von einem grundlegenden PR-Problem spricht im Interview mit der Wochenzeitschrift Do Rzeczy der Publizist und Schriftsteller Witold Gadowski. Das Magazin möchte wissen, ob sich die enorme Hilfe, die Polen den ukrainischen Nachbarn leiste, dem Land auf der PR-Ebene überhaupt lohne. Er habe in einer amerikanischen Zeitung neulich eine Analyse gelesen, die sich eben auf die aktuelle Situation in Polen beziehe, sagt Gadowski. 

Aus diesem Artikel habe Gadowski erfahren, dass Polen von einer totalen Autokratie und Diktatur seitens der Regierungspartei PiS bedroht sei. Der Autor des Artikels gebe zwar großherzig zu, dass Polen den ukrainischen Flüchtlingen geholfen habe. Nun würden aber ukrainische Kinder an polnischen Schulen schikaniert, hieß es. Noch schlimmer würde die Situation von schwulen Ukrainern aussehen. Ihnen gehe es sehr schlecht, weil sie, erstens Ukrainer und, zweitens, schwul seien. Diese seien nur einige Beispiele aus dem erwähnten Zeitungsartikel in dem amerikanischen Blatt „Huffington Post“, unterstreicht Witold Gadowski. Der amerikanische Autor stütze sich selbstverständlich auf Aussagen von Personen, die mehr oder wenigen mit den Oppositionskreisen verbunden seien. Aber auch eine Vertreterin von UNICEF stelle in dem Artikel fest, dass die ukrainischen Schüler an polnischen Schulen von einer wachsenden Diskriminierung betroffen würden. So ungefähr sehe das Polen-Bild, das von vielen liberalen Medien in westlichen Ländern, darunter auch in den Vereinigten Staaten, skizziert werde. In diesem Fall handle es sich um eine Zeitung, die mit den Demokraten verbunden sei, sagt Gadomski.

Er habe all diese schockierenden Meinungen zitiert, damit die polnischen Leser verstehen, dass die Welt ihr Land völlig anders beschreibe, als es die Polen verdient hätten. Das Polen-Bild werde sehr oft von einer der aktuellen polnischen Regierung feindlich eingestellten Propaganda bestimmt. Der Autor des amerikanischen Artikels gebe es beinahe offen zu, indem er schreibt, dass Polen den Demokratie-Test erst dann bestehen, wenn die Opposition die kommenden Wahlen gewinnen werde. Eben aus diesem Grund sei eine durchdachte und effektive Außenpolitik dringend nötig. Eine starke intellektuelle Strömung, die die Handlungen der prominenten Politiker beeinflussen könnte, damit sie sich im Ausland für die polnische Staatsräson effektiv einsetzen können, sagt im Gespräch mit der Wochenzeitschrift Do Rzeczy der Publizist und Schriftsteller Witold Gadowski. 

SUPER EXPRESS: Biden erneut in Polen 

Positives ist dagegen über die politischen Beziehungen zwischen Polen und den Vereinigten Staten zu berichten, schreibt indes die Tageszeitung Super Express. Es stehe bereits fest: US-Präsident werde in der zweiten Februarhälfte Polen besuchen. Es sei ein historischer Moment, sagt in einem Gespräch mit dem Blatt der amerikanische Botschafter in Polen, Mark Brzezinski. Noch nie habe ein amerikanischer Präsident Polen gleich zwei Mal in nur einem Jahr besucht. Es sei ein klares Zeichen, dass sich Joe Biden um Polen und die Sicherheit des Landes kümmere. Die ganze Welt schaue nun auf Polen, deshalb werde Biden dem Land erneut einen Besuch abstatten.

Der amerikanische Politiker werde das Land zwischen dem 20. und 22. Februar besuchen, also direkt vor dem ersten Jahrestag des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Er werde sich mit dem polnischen Präsidenten, sowie mit Vertretern der Nato-Staaten von der östlichen Flanke treffen. Laut Ankündigungen werde Joe Biden weitere Unterstützung der amerikanischen Regierung für Kiew bestätigen und um weitere Einigkeit des Westens appellieren. Geht es nach Marcin Przydacz von der Kanzlei des polnischen Präsidenten zeuge die erneute Visite Bidens in Polen davon, dass sich die polnisch-amerikanischen Beziehungen auf dem bestmöglichen Niveau befinden würden, lesen wir in der Tageszeitung Super Express. 

SIECI: Tusk will junge Wähler erreichen  

Die Wochenzeitschrift Sieci analysiert die politische Situation in den Reihen der größten Oppositionspartei Bürgerplattform (PO). Die höchste Priorität sei momentan die Gunst der jungen Wähler zu gewinnen, stellt das Magazin fest. Es gehe vor allem um diejenigen jungen Polen, die bislang die linken oder sehr konservative Gruppierungen gewählt hätten, obwohl die linksorientierten Wähler für die einst zentristische Bürgerplattform natürlicher seien. In den letzten Jahren sei die Wahlbeteiligung in der jüngsten Wählergruppe um ca. 10 Prozent gestiegen. Politiker der PO würden davon ausgehen, dass dieser Trend sich in den kommenden Monaten noch verstärken werde und möchten diese Chance ausnutzen. Das Ziel der PO laute deshalb: die junge Wählerschaft davon zu überzeugen, dass Parteichef Donald Tusk kein „politischer Opa” sei. Bei der Auffrischung des Images sollen den ehemaligen Premierminister junge Politiker der Oppositionspartei unterstützen. Auch Tusk selbst versuche immer öfter, mit jungen Menschen bei seinen Treffen mit den Wählern zu sprechen. In der Partei gäbe es keine Einstimmigkeit, geht es um den Versuch, Tusk jünger erscheinen zu lassen. Manche würden sogar davon ausgehen, dass diese Idee zu grotesken Ergebnissen führen könne. Tusk selbst gefalle die Konzeption.

In einem Gespräch mit dem Magazin unterstreicht der Politologe, Professor Mieczysław Ryba, dass die Gruppe, an die sich die Partei heute in erster Linie wende, keine Ahnung über die Regierungszeit von Donald Tusk habe. Und gerade das sei aus der Perspektive der Partei besonders wertvoll, denn bei der älteren Wählerschaft sei das negative Bild des ehemaligen Premiers weit verbreitet. Für die Jungen sei er aber doch ein Opa. Professor Ryba gehe davon aus, dass sich Tusk dessen bewusst sein müsse, habe aber momentan keine bessere Strategie parat. Mit Sicherheit werde er zu keinem neuen Idol der jungen Generation werden. Aber seit seiner Rückkehr aus Brüssel habe seine Aktivität auf der polnischen politischen Szene keine sichtbaren Impulse gebracht. Es seien auch keine deutlichen Veränderungen in den Meinungsumfragen zu verzeichnen. Die jungen Wähler seien eigentlich die letzte Gruppe, an die er sich noch wenden könne um irgendwelche politischen Erfolge zu erreichen, lesen wir in der Wochenzeitschrift Sieci.

 

Jakub Kukla