Deutsche Redaktion

IOC will russische Sportler wieder zulassen

29.03.2023 10:33
Sollten russische Sportler an internationalen Sportwettbewerben wieder teilnehmen dürfen oder nicht?
Thomas Bach und Wladimir Putin.
Thomas Bach und Wladimir Putin. PAP/ MIKHAIL KLIMENTIEV/RIA NOVOSTI/KREMLIN POOL

Diese Frage stelle wohl für das Internationale Olympische Komitee die schwierigste Herausforderung im 21. Jahrhundert dar, schreibt in ihrem Kommentar die Tageszeitung Rzeczpospolita.

Der Chef des Komitees, Thomas Bach, sei für sein starkes Engagement für das Wohlbefinden des putinistischen Sports bekannt, urteilt das Blatt. Und erneut beweise er, dass Russland auf ihn zählen könne. Denn nach Willen des Internationalen Olympischen Komitees sollen russische Sportler trotz des Krieges wieder an internationalen Wettbewerben teilnehmen dürfen. Dies habe das IOC gestern bekannt gegeben. Zu den IOC-Bedingungen würden strikte Neutralität, die Einhaltung des Anti-Doping-Codes und der Nachweis, den Krieg nicht aktiv zu unterstützen zählen. Athleten aus Russland und Belarus, die dem Militär angehören, würden ausgeschlossen bleiben. Eine Entscheidung bezüglich der Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 und den Winterspielen in Mailand und Cortina d'Ampezzo würde zu gegebener Zeit getroffen werden, heißt es.

Mit der Empfehlung des IOC seien jenen Länder, die die Ukraine seit dem russischen Angriff von vor über einem Jahr unterstützen, nicht einverstanden. Eine Einstimmigkeit sei aber nicht  zu erreichen, denn viele Länder Afrikas und Asiens würden der Teilnahme von russischen Sportlern nicht entgegenzusetzen haben. Vor 13 Monaten, unmittelbar nach dem Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine, waren die meisten Fachverbände einer IOC-Empfehlung zum Ausschluss der Sportler gefolgt. Wie es scheine hätten aber die in den letzten Monaten begangene Kriegsverbrechen die internationale Stellung Russlands gar nicht so stark verändert, wie man es sich vorstellen könnte.

Polens Regierung habe die IOC-Empfehlung eindeutig verurteilt. Es sei ein Tag der Schande für das IOC, habe der stellvertretende Außenminister Piotr Wawrzyk geschrieben. Was habe Russland Positives getan, dass seine Athleten jetzt an den Wettkämpfen teilnehmen sollen! Nach Butscha, Irpin, Hostomel! Nach den täglichen Bombenangriffen auf zivile Einrichtungen! – habe der Politiker auf Twitter rhetorisch gefragt.

Die Haltung des IOC stelle den Westen in einer komplizierten Situation. Wie sollten sich die einzelnen Länder nun verhalten, wenn die Ukraine ihren Start absagen werde. Zeit um Einfluss auf den IOC zu nehmen, gäbe es nicht allzu viel, denn die Qualifikationen würden bereits laufen. Die Olympiaspiele ohne Russland und Belarus scheinen aber momentan die einzige Lösung zu sein, um das Turnier vor einem Imageverlust zu bewahren, urteilt die Tageszeitung Rzczpospolita. 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Kein Platz für Z-Sportler bei Olympia 

Die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawa zitiert die Aussage der erfolgreichen polnischen Schwimmerin und aktuellen Chefin des Polnischen Schwimmverbandes PZP, Otylia Jędrzejczak. Sie sei von der Empfehlung des IOC beunruhigt, sagt Jędrzejczak. Seit über einem Jahr herrsche Krieg, die Lage habe sich keineswegs verbessert. Man könne aber nicht ausschließen, dass die Sportverbände vieler Länder der Empfehlung des Internationalen Komitees nun doch folgen und russische und belarussische Sportler zu den Olympiaspielen zulassen würden. Die Schwimmverbände in Europa würden bislang solidarisch mit der angegriffenen Ukraine handeln und Vertretern der kriegstreibenden Länder den Start bei Wettbewerben verwehren. Dies könnte sich jetzt aber ändern, urteilt die polnische Starschwimmerin.

Polen sei ein Nachbarland der Ukraine. Dies verschaffe den Polen eine ganz besondere Perspektive auf den Krieg, führt die Sportlerin fort. Die Folgen des russischen Angriffs würde man an der Weichsel sehr direkt zu spüren bekommen. Sie könne es sich nicht vorstellen, gemeinsam mit einem Sportler aufzutreten, der das russische Regime unterstütze. Und in den vergangenen 12 Monaten habe man doch reichlich Sportler mit dem „Z“-Zeichen gesehen. Sie würde aber einen Start der Russen und der Belarussen in der Mannschaft der Flüchtlinge nicht ausschließen. Solange sie selbstverständlich das verbrecherische Regime nicht unterstützen, sagt die Chefin des Polnischen Schwimmverbandes PZP, Otylia Jędrzejczak im Blatt Dziennik/Gazeta Prawna. 

SUPER EXPRESS: Lewandowski „Der Unbekannte“ 

Die Tageszeitung Super Express bringt heute in ihrem Sportteil ein Gespräch mit Robert Lewandowski. Soeben wurde eine Doku präsentiert, die die Karriere des Starfußballers erzählt. Der Film „Der Unbakannte” zeige nicht nur seine sportliche Entwicklung, sondern auch sein Reifen als Mensch. Die emotionale und psychologische Ebene sei im Film sehr wichtig, gibt der Sportler zu. Er habe sich oft an den Kopf gefasst, als er seine Aufnahmen aus der Jugendzeit gesehen habe. Wieso habe keiner damals dem Jungen gesagt, wie dumm er sich verhalte, fragt der Sportler sich selbst. Die Dreharbeiten hätten lange gedauert, weil er sehr viel Zeit gebraucht habe, um sich zu öffnen. Der Film zeige sehr deutlich, dass er in seinem Leben oft entscheiden musste, ob er sich für einen anderen Weg entscheiden, oder aber ob er alles auf eine Karte setzen sollte. Das Leben habe ihm aber beigebracht, dass er immer stark sein müsse und nicht leicht aufgeben dürfe, sagt Robert Lewandowski im Blatt Super Express nach der Premiere des biografischen Dokumentarfilms „Der Unbekannte“.


Jakub Kukla