Deutsche Redaktion

Epidemie als Test der Verantwortung

26.02.2020 13:47
Sowohl Panik als auch eine Unterschätzung der Bedrohung durch den Coronavirus würden polnische Bürger in die Irre führen. Deshalb lohne es sich, sowohl die Machthaber als auch die Opposition aufzufordern, sich in dieser Angelegenheit verantwortungsbewusst zu verhalten, schreibt Michał Szułdrzyński in der Mittwochsausgabe der Rzeczpospolita.
Tailndische Dienste messen mit speziellen Scannern die Krpertemperatur der Einreisenden.
Tailändische Dienste messen mit speziellen Scannern die Körpertemperatur der Einreisenden.PAP/EPA/RUNGROJ YONGRIT



Rzeczpospolita: Epidemie als Test der Verantwortung

Das wahrscheinlich schlimmste Szenario, das Polen treffen könnte, so der Publizist, wäre nicht das Auftreten des Coronavirus, sondern eine Situation, in der die Sicherheit der Polen sich in einen Gegenstand des politischen Krieges verwandeln würde. Die globale Epidemie des Coronavirus falle nämlich, wie der Autor bemerkt, auf die Zeit des Präsidentschaftswahlkampfs und polnische Politiker seien im Stande, fast jedes Problem in einen polnisch-polnischen Krieg eskalieren zu lassen. Diesmal sei die Situation aber ernst, lesen wir, da die Coronavirus-Pandemie auch die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen könnte. Darüber hinaus werden mit großer Wahrscheinlichkeit allerlei Art von Betrügern und Hochstaplern versuchen, diese Angst für sich zu nutzen. Angst könne auch, urteilt der Autor, ein mächtiges Werkzeug des politischen Einflusses werden. Daher wäre es schlecht, so Szułdrzyński, wenn polnische Politiker unter dem Vorwand, das Coronavirus zu bekämpfen, sich gegenseitig an die Kehle springen würden.

Es, lesen wir weiter, sei fast sicher, dass das Virus Polen erreichen werde. Was nicht erlaubt sein dürfe, lesen wir in dem Tagesblatt, sei die Irreführung der eigenen Bürger und Verbreitung von Fehlinformationen. Im Falle der Opposition wäre dies ein ungerechtfertigtes Auslösen von Panik. Im Fall der Machthaber - ein unberechtigter Versuch, die Bedrohung herunterzuspielen. Deshalb lohne es sich, alle Politiker in Polen um Verantwortungsbewusstsein zu bitten. Auch, wenn er kein Optimist sei, wenn es um die Effekte eines solches Aufrufs gehe, so Szułdrzyński in der Rzeczpospolita.

SuperExpress: EU politisiert die Frage der Rechtsstaatlichkeit in Polen

Die Frage der Rechtsstaatlichkeit in Polen sei stark politisiert und die Europäische Union scheue nicht davor zurück, diesen Streitpunkt für ihre eigenen Zwecke zu nutzen, beobachtet die US-Botschafterin in Polen in einem Interview für die Zeitung "Super Express". Laut Georgette Mosbacher, habe sich der Westen noch nicht damit abgefunden, dass Polen nicht mehr der Randbezirk Europas sei, wie es zur Zeit des Kommunismus war. Mosbacher betont, dass Polen heute das am schnellsten wachsende Land in der Europäischen Union sei, eine gut ausgebildete Gesellschaft habe und im Wettbewerb mit dem Rest Europas sehr gut abschneide. Im Westen fühle man sich damit nicht unbedingt wohl, bemerkt Mosbacher und fügt hinzu, dass Polen jetzt trotzdem ein großer Akteur auf der internationalen Bühne sei. 

Bei der Frage von "SE", ob ein möglicher Wechsel im Weißen Haus nach den Präsidentenwahlen in den USA im Herbst auch in den polnisch-amerikanischen Beziehungen etwas ändern könnte, antwortet die US-Diplomatin, dass Polen sowohl bei Republikanern als auch Demokraten große Sympathien weckeBeide Fraktionen des Kongresses verstünden auch die strategische Bedeutung Polens. Am Ende ihres Interviews für die Tageszeitung stellt Mossbacher fest, dass  Polens Ansehen in den USA sehr gut sei. Dasselbe könne die US-Botschafter mit einer solchen Überzeugung, wie sie als Fazit in "Super Express" betont, über viele andere Länder nicht sagen.

wGospodarce: Russische Armee hat Angst vor der finnischen Reserve


Über Russlands Kümmernisse mit seinen Nachbarn schreibt hingegen das Online-Blatt wGospodarce. Gemeint ist Finnland, das mit ca. 280.000 Reserve-Soldaten eine "starke Nordfront" schaffe und Russland davon abhalte, die baltischen Länder von dieser Flanke aus zu bedrohen. Diese Meinung habe zuletzt, wie wir erfahren, Oberst Paul Clayton, Kommandeur der NATO-Streitkräfte in Estland in einem Interview für mehrere finnische Lokalzeitungen geäußert. Der Befehlshaber der NATO-Kommandobataillonsgruppe an der Ostflanke soll demnach zugegeben haben, dass Finnland, das formal nicht zur NATO gehört, als "starker Verbündeter" des Westens angesehen werde. Falls Finnland in einen bewaffneten Konflikt mit Russland geraten würde, so der Militär, würden seine Einheiten jedoch nicht "automatisch" ausgesandt werden, um den Finnen zu helfen, da eine Krisensituation entlang der gesamten Front, auch in Mitteleuropa, auftreten könnte.
Der Berufsoffizier, so das Online-Blatt, soll auch auf die Bedeutung der multinationalen Streitkräfte aufmerksam gemacht haben, die sich aus den Ländern der nordisch-baltischen Region zusammensetzen und vom Vereinigten Königreich angeführt werden. Neben Großbritannien haben sich die Niederlande, Dänemark, Norwegen, Litauen, Lettland und Estland, aber auch Finnland und Schweden dieser Form der Verteidigungskooperation angeschlossen. Diese Streitkräfte seien, Clayton zufolge, bereit, nicht nur mit der NATO, sondern auch mit den Vereinten Nationen und der EU zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig sei schon die bloße Präsenz von NATO-Streitkräften in der Region, und etwa 300 km vom russischen St. Petersburg entfernt, eine strategische Abschreckung und verhindere, dass Russland die Sicherheit der baltischen Länder bedrohe, zitiert den Briten das Onlineportal wGospodarce.pl.

Autor: Piotr Siemiński